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Ausgabe 2000/10
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nmz 2000/10 | Seite 12
49. Jahrgang | Oktober

Leserbrief

 

Folklore ist a priori hermetisch

Leserbrief zum Artikel „Folk-Festivals als Rituale...“, nmz 9-00, S. 50/51

Interkulturelles Musizieren ist ein Jetztzeit-Phänomen insofern, als dass es in der Vergangenheit erst in der Nachfolge von Überfällen einer Kultur über eine andere entstand, in der Auseinandersetzung mit „neuen“ Machthabern, also auch schon früher existierte, nur eben in ganz anderem Zusammenhang und auf andere Art, in der Entstehung einer „neuen“ Folklore nämlich. Waren früher imperialistische Überfälle mit Tod und unendlichem Leid der Bevölkerung verbunden und gleichzeitig mit dem Anbruch paradiesischer Zeiten der Auseinandersetzung mit dem „Neuen“ durch die örtlichen Kunstschaffenden, ist es heute, wenn auch sicher oft im Endeffekt durchaus mit diesen Überfällen vergleichbar, der schleichende Import/Export und das Aufeinandertreffen von kulturellen Eigenarten sicher nicht, wie Herr Baumann in seinem Artikel behauptet, durch technologisch bedingte Globalisierung der Fall, sondern wenn überhaupt, durch ökonomisch bedingte Globalisierung – so naiv darf man dann doch nicht sein zu meinen, www., die Internationalisierung der Musik würde im luftleeren Raum, nur durch sich selbst und neue Technologie bedingt, stattfinden können.

 

Diametraler Widerspruch

 

Es ist das internationale oder neu, globale Wirtschaften der Unterhaltungskonzerne, die sozusagen den kriegerischen Eroberungsfeldzug von ehedem „ersetzen“, mit identischer Zielsetzung übrigens. Das Paradebeispiel in diesem Zusammenhang, inzwischen mehrfach rückbefruchtet durch Verbreitung und Re-Import in die USA von Afrika zum Beispiel, ist wohl der Jazz ganz allgemein: Eine hochentwickelte, virtuose Spielkultur ist in der Lage, jederzeit Einflüsse von „außen“ nicht nur zu ver- und bearbeiten, sondern zu vereinnahmen, ganz selbstverständlich zu integrieren und damit dem musikalischen Phänomen an sich neue Impulse und Möglichkeiten zuzuführen, die wiederum in anderen geografischen Räumen wie zum Beispiel Europa dann zu anderen interessanten Ergebnissen führen kann. Nicht umsonst wird Joe Zawinul und „Weather Report“ als der „Vater“ oder „Erfinder“ von Ethno oder ähnlichem angesehen.

Geradezu im diametralen Widerspruch zum Ethno-Phänomen Jazz steht Ethno oder Folk, Worldmusic an sich als vermeintlich vom Jazz unabhängiges Genre: ist es im Jazz die Prädisposition der multikulturellen Einflüsse von Chopin, Debussy, Salonmusik, Afrika und andere, die für eine sozusagen prophylaktische Empfäng- lichkeit und Aufnahmebereitschaft, ja schon eines Hungers nach Neuem sorgt, ist es im Folk eben genau das Gegenteil davon: zunächst die aus der Natur der Sache heraus unmögliche Verarbeitung verschiedener Inspirationen von aussen. Folklore an sich ist nicht dadurch zu charakterisieren, dass sie (jazzähnlich) andere Musizierformen prädisponiert, bereitwillig übernimmt und verarbeitet, um im Anschluss insgesamt (auch) neu zu erklingen, das Gegenteil ist richtig: Folklore ist meiner Meinung nach a priori „hermetisch“, sie versucht, museal und schon rituell-religiös zu pflegen und zu bewahren. Die handwerklich-instrumentaltechnischen Voraussetzungen, die im Jazz einen entsprechenden „Esprit“ und Kapazitäten bereitstellen, sind nicht gegeben, wenn ich auch zugebe, dass es Folklore aus bestimmten Regionen gibt, die hohe spieltechnische Anforderungen stellt. Die definitorische Disposition der Hermetik erzeugt konsequent Xenophobie.

Nimmt man nun noch die allerorten grassierende Mittelmässigkeit und mangelnde Reflexion der Ausführenden hinzu, ergibt sich ein Bild, das zunächst streng von der Musik ausgehend nicht anders als kaum überbietbar „naiv“ genannt werden muss. In Herrn Baumanns Artikel findet sich hierzu nicht ein Wort.

M. Harmssen/Frankfurt am Main

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