Gerichtsklage um Gerichtsklage prasseln auf Anbieter wie MP3.com
oder Napster nieder. Und während der Ausgang dieser Schlacht
noch völlig offen ist, meldet sich erneut einer, der sich dazu
auserkoren fühlt, zum virtuellen Robin Hood zu avancieren:
Ian Clarke, ein gerade einmal 23-jähriger Programmierer. Mit
seinem Free Network Project möchte er seine Vorstellung von
Freiheit radikal in die Tat umsetzen. Und Freiheit bedeutet ihm
nicht nur Anarchie, sondern vor allem die Überzeugung, dass
Bücher oder Musik allgemeines Bildungsgut sind und somit jedem
kostenlos zugänglich sein müssten.
Mit dem Freenet möchte er eine Art paralleles Internet schaffen,
das zur Verteilung von Informationen dient. Während das normale
Internet Informationen an bestimmten Knotenpunkten bündelt,
setzt Clarke auf ein sogenanntes Peer-to-Peer-Netzwerk ähnlich
der Technik von Napster. Nachdem der User die kostenlose Freenet-Software
aus dem Netz geladen und auf dem Rechner installiert hat, verwandelt
sich dieser zum Server. Ein jeder angeschlossener PC wird so Sender
und Empfänger.
Paralleles Internet
Wer also eine MP3-Aufnahme von Bachs Wohltemperiertem Klavier sucht,
richtet diese Anfrage an den benachbarten PC im Netz, der diese
Anfrage weiterreicht, bis einer der parallel geschalteten PCs das
Passende auf der Festplatte bereit hält. Was Freenet von Diensten
wie Napster unterscheidet und gerade der Plattenindustrie schlaflose
Nächte bereiten wird, ist, dass die gesuchte Datei verschlüsselt
zum Computer des Nachfragenden wandert, dabei aber auf allen dazwischen
liegenden Computern eine Kopie hinterlässt. Somit wird dieses
Parallelnetz immer schneller und Staus gehören der Vergangenheit
an.