Gabriel Fauré: Melodies transcrites pour Violon ou Violoncelle
et Piano en 2 volumes, J. Hamelle & Cie Éditeurs,
Paris 1999.
Gabriel Fauré gehört zu den wichtigs-ten Komponisten
Frankreichs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er
war Schüler Saint-Saëns, übernahm 1896 eine
Kompositionsklasse am Conservatoire de Paris und war 1905 bis 1920
Direktor dieses Institutes. Die Vorliebe Faurés für
das Violoncello lässt sich an vielen Orchesterwerken und seiner
Kammermusik ablesen. Für den 25-jährigen Casals, den er
bei einem Konzert in Paris kennen gelernt hatte, schrieb er die
Sérénade op. 98, die jener in einem Brief als etwas
Köstliches bezeichnete, jedes Mal, wenn ich sie
spiele erscheint sie mir neu, so entzückend ist sie.
Die beiden Bände Melodies versammeln insgesamt
sieben Bearbeitungen Fauréscher Lieder, darunter im
ersten Band die bekannte Casals-Bearbeitung. Die Lieder entstanden
alle zwischen 1875 und 1889 und wurden außer von Casals von
Ronchini, Liégeois, Périlhou und Büsser für
Cello (oder Violine) und Klavier übertragen. Die Ausgaben lehnen
sich eng an das Original, mitunter in etwas streicherfreundliche
Tonarten transponiert. Im ersten Band schließt der Tonumfang
die Daumenlage ein, im zweiten Band überschreitet er (mit Ausnahme
eines einzigen Schlusstons) die ersten vier Lagen nicht. Ich denke,
Bearbeitungen von Liedern für ein Streichinstrument und Klavier
sind nicht grundsätzlich fragwürdig wem es ähnlich
ergeht, der möge die beiden Bände gerne zur Hand nehmen.
1996 erschien im Bärenreiter-Verlag ein Heft mit Bearbeitungen
von vier Fauré-Liedern für Cello und Klavier, herausgegeben
von Michael Staudt. Zwei Lieder dieser Ausgabe finden sich auch
in der neuen Hamelle-Edition. Ein Vergleich ist eindrücklich,
nicht nur wegen der unterschiedlichen Tonarten, sondern vor allem
wegen der kreativen Freiheit, die sich Staudt gestattet.