Die Reihe Orchesterstudien im Verlag Zimmermann wurde fortgesetzt
Orchesterstudien
(hrsg. von Jürgen Wolf): Beethoven, Schubert/Mendelssohn, Schumann/Brahms;
Zimmermann, Frankfurt/Main.
Die Reihe der bei Zimmermann in Frankfurt erscheinenden Orchesterstudien
wird mit diesen drei Bänden fortgesetzt. Sie sind alle nach
dem gleichen Prinzip aufgebaut: Die Auswahl der Passagen ist großzügig
vorgenommen, Taktzahlen, Studierbuchstaben und ähnliches entsprechen
denen der üblichen Orchestermaterialen. (Wobei im Zusammenhang
mit Beethoven klar ist, dass die Ausgabe natürlich noch keine
Kenntnis der augenblicklich im Erscheinen begriffenen Neuausgabe
aller Sinfonien haben kann.) Auf Fingersätze und Bogenstriche
wurde bewusst fast (bei Beethoven) oder ganz (bei den anderen Ausgaben)
verzichtet, da sie nach Meinung des Herausgebers oft verwirren und
jeder Interpret ohnehin seine individuellen Möglichkeiten ausprobiert.
Für das Orchesterspiel sei die Befreiung von Fingersatzschemata
und Strichbezeichnungen von Vorteil, da sie die Spielkonzentration
zusätzlich belasten. Jeder, der einmal von oft verwendeten
Noten aus einem Or chesterarchiv gespielt hat, mag dies bestätigen.
Originalphrasierungen wurden nach Möglichkeit beibehalten.
Als Herausgeber konnte wieder wie bei den Bänden Mozart,
Haydn und Bach der langjährige Düsseldorfer Solocellist
Jürgen Wolf gewonnen werden, der eingangs auch die häufig
in Probespielen nachgefragten Orchesterstellen auflistet. Besonders
sinnvoll ist, dass auch auf Probespielstellen in anderen Bänden
verwiesen wird.
Bei näherem Hinsehen allerdings stutzt man: Wie kommt es,
dass das Coriolan-Beispiel (im Beethoven-Band Nr. 208) exakt denselben
dummen Druckfehler (zwei Zeilen sind vertauscht) aufweist wie in
den schon recht betagten Orchestral Excerpts bei IMC, die Leonard
Rose 1953 ediert hat? Ein fotomechanischer Nachdruck kann es nicht
sein... Auch die beiden anderen Bände offenbaren selbst bei
oberflächlicher Lektüre einige Druckfehler: Da stimmt
der Schluss nicht (Hebriden-Ouvertüre), sind die Zählungen
des Satzes der dritten Symphonie und des Klavierkonzertes (Brahms)
falsch geraten, ist ein cis in c-Moll (Brahms, S. 48) ziemlich
gewagt, fehlen woanders Vorzeichen (Schubert, S. 13). Dies sind
aber Prob-leme des Lektorates, das in Zukunft sorgfältiger
Korrektur lesen sollte.
Jeder Berufsstudierende und Laie wird diese Reihe bei Zimmermann
wegen der ausführlichen Auswahl der schweren Stellen begrüßen.
Die Ausgaben Schubert/Mendelssohn und Schumann/Brahms erfreuen über
die Zielsetzung hinaus durch teilweise herrliche Cellokantilenen.
Wer es nur knapp braucht oder möchte, kann auf den Band Orchester-Probespiel
Violoncello (herausgegeben von Becker/Mandalka) bei Schott zurückgreifen,
der nach statistischen Erhebungen des DOV ausgewählte Probespielstellen
bei deutschen Orchestern versammelt (und deutlich billiger ist).