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nmz-archiv
nmz 2001/02 | Seite 4
50. Jahrgang | Februar
Cluster
Leitungsschäden ausgeschlossen
Was haben Goethe-Institut und JazzFest Berlin gemeinsam? Sie werden
beide vom Bund finanziert und das heißt sparen, sparen, sparen!
Hilmar Hoffmann, Präsident des Goethe-Instituts, präsentierte
jetzt seinen neuen Generalsekretär, Joachim-Felix Leonhard,
bislang Chef des Deutschen Rundfunkarchivs in Frankfurt. Der soll
das angeschlagene Goethe-Institut sicher in den Sparhafen von Inter
Nationes bugsieren. Hoffmanns ehemaliger Generalsekretär, Joachim
Sartorius, fungiert seit Mitte 2000 als neuer Leiter der Berliner
Festwochen. Eine seiner ersten Amtshandlungen war der Versuch, das
JazzFest Berlin abzuschaffen. Dies konnte glücklicherweise
abgewendet werden. Doch ein neuer Leiter musste her, nachdem Albert
Mangelsdorff in schwere Wasser geraten war: Es kamen einfach zu
wenige in die selbsternannte Hauptstadt des Jazz, das JazzFest erwies
sich als Leck, durch das zu viel Subventionsgeld in Nichts entwich.
Jetzt stellte Sartorius einen neuen künstlerischen Leiter fürs
JazzFest vor, den schwedischen Posaunisten Nils Landgren (siehe
auch S. 2). Der 44-Jährige ist zuhause in Jazz und Klassik
und verfügt über ein großes Netz an internationalen
Kontakten in der Szene. Nicht zuletzt ist er ein ausgezeichneter
Musiker. Aber: er wurde nur für ein Jahr bestellt. Eine viel
zu kurze Zeitspanne, in der sich ein Festival programmatisch kaum
profilieren kann. In diesem Zusammenhang nochmals zurück zum
Goethe-Institut: Dieses sogenannte Leiter in Residence-Verfahren
wendet Hoffmann in seinem Hause zwar nicht an, doch glaubt man den
kulturpolitischen Leitartiklern, dann ist Leonhard auch nur eine
Interimslösung.
Zur zügigeren Abwicklung solcher Besetzungsprobleme schlägt
die nmz jetzt ein neu entwickeltes Auswahlverfahren vor. Es nennt
sich Wie wird man JazzFest-Leiter respektive Goetheinstitutsleiter
et cetera. Die in Frage kommenden Kandidaten werden im knallharten
Multiple Choice Test ermittelt.
Frage 1: Was ist Swing?
Antwort A: neue Ski-Abfahrtstechnik,
B: ein Küchengerät,
C: ein frivoler Modetanz,
D: ein musikalisches Merkmal des Jazz.
Frage 2: Was ist das JazzFest Berlin?
A: ein ungeliebtes Kind eines renovierungsbedürftigen Hauptstadtfestivals,
B: eine Konkurrenzveranstaltung zur Love Parade,
C: ein neues Folkfestival oder
D: eine Spielwiese für Jazzfestleiter.
Kennen die Kandidaten die richtige Antwort nicht auf Anhieb, dann
können sie A: den Joker ziehen (50 Prozent der Fragen fallen
weg), B: das Publikum befragen oder C: bei einem Jazzredakteur der
ARD-Anstalten anrufen und diesen um Rat fragen. Das geht so lange,
bis der Sieger ermittelt ist.
Swingingly, Andreas Kolb
PS: In modifizierter Form taugt dieser Test auch für Außenminister,
Kulturminister und nicht zuletzt auch für Landwirtschaftsminister.