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nmz-archiv
nmz 2001/02 | Seite 17
50. Jahrgang | Februar
Rezensionen
Kurz vorgestellt
DVDs
Schwungvoll
Theres No Business Like Showbusiness!
das wusste auch schon der Meister des elisabethanischen Dramas William
Shakespeare. Experte Kenneth Branagh verfilmte im vergangenen Jahr
die Komödie Verlorene Liebesmüh, siedelte
sie im Jahr 1939 an und inszenierte sie als schmissiges Musical
mit Melodien von Cole Porter bis Gersh-win. Das Werk ist nun sowohl
als VHS-Video als auch auf DVD erhältlich.
Bei Warner ist eine ganz besondere Produktion erschienen: Schuberts
Liederzyklus Winterreise mit dem jungen Startenor Ian
Bostridge unter der Regie von David Alden. Alden versetzt das Geschehen
in zwei Stimmungs-Räume, die die Trostlosigkeit
der Isolation zum Ausdruck bringen. Die DVD bietet weiterhin eine
Dokumentation über die kreative Zusammenarbeit des Interpreten
mit seinem Regisseur David Alden. (Warner Vision, Nr. 8573 83780-2
(DVD), -3 (VHS))
Ursula Gaisa
Neu bei Arthaus Musik
Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 1 op. 15 C-Dur,
Symphonie Nr. 7 op. 92 A-Dur, Coriolan-Ouvertüre op. 62 e-Moll,
Georg Solti dirigiert das London Symphony Orchestra, 1987, 100
148 PAL
Philip Glass: Satyagraha, 1983, 100 136 PAL
Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte ossìa
La scuola degli amanti, Zürich 2000, 100 012 PAL
Gioachino Rossini: Litaliana in Algeri, Schwetzingen
1987, 100 120 PAL
Giuseppe Verdi: Messa da Requiem, Edinburgh International
Festival 1982, 100 146 PAL
Bücher
Opernführung
Allen Unkenrufen zum Trotz hat sich die Oper ihren kulturellen
Stellenwert bewahren können. Und der Opernfreund braucht nach
wie vor kundige Führer. Das Anliegen dieses Opernführers
für Fortgeschrittene ist der Blick hinter die Kulissen
der wechselvollen Geschichte des Musiktheaters. Bereits die beiden
ersten Bände über die Anfänge der Gattung bis zur
französischen Revolution und das 19. Jahrhundert wurden von
der Kritik als konkurrenzlos gepriesen. Dem 20. Jahrhundert ist
nun der jüngst erschienene Teilband gewidmet, der den Bogen
vom italienischen Verismo über Wagner bis in die Nachkriegszeit
spannt. Der Theater- und Musikkritiker Ulrich Schreiber liefert
keine chronologische oder lexikographische Werkerfassung, sondern
eine erhellende Gesamtdarstellung, die verschiedenste ideen- und
musikgeschichtliche Facetten der Gattung diskutiert und über
den musikalischen Stellenwert hinaus vielschichtig informiert. Analysiert
werden politische und ästhetische Dimensionen des Musiktheaters,
beleuchtet werden jeweilige geistes- und sozialgeschichtliche Kontexte
etwa der unterschiedlichen und komplementären Entwicklungen
im Spannungsverhältnis der deutsch-italienischen Operngeschichte
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Yvonne Drynda
Ulrich
Schreiber: Opernführer für Fortgeschrittene, Band 3/I.
Die Geschichte des Musiktheaters. Das 20. Jahrhundert I. Von Verdi
und Wagner bis zum Faschismus. Bärenreiter 2000, 772 Seiten,
88 Mark
Weitere Neuerscheinungen:
Volker Blumenthaler: Streifzüge Werkkommentare
zur Neuen Musik. Pfau-Verlag 2000, 93 Seiten, 30 Mark
Christopher Hogwood: Händel. Eine Biographie. Insel
Verlag 2000, 561 Seiten, 29,90 Mark
Renate Ulm (Hg.): Franz Schuberts Symphonien. Entstehung,
Deutung, Wirkung. Bärenreiter/dtv Verlag 2000, 270 Seiten,
26,50 Mark
Peter Schleuning: Der Bürger erhebt sich. Geschichte
der deutschen Musik im 18. Jahrhundert, Metzler Verlag, 519
Seiten, 78 Mark
Otto Kolleritsch (Hg.): Die Musik, das Leben und der Irrtum.
Thomas Bernhard und die Musik, (= Studien zur Wertungsforschung,
Bd 37), Universal Edition 2000, 248 Seiten, 46 Mark
Noten
Für Bläser
Jakob
Friedrich Kleinknecht: Vier Sonaten für Flöte und Bc,
Heft I: Sonaten I und II, Heft II: Sonaten III und IV. Herausgegeben
und Revisionsbericht von Nikolaus Delius, B.c. von Martin Müller.
Zimmermann ZM 33760/33770.
Der Ansbacher Flötist aus dem Dienst der Bayreuther und
Ansbacher Markgrafen, Zeitgenosse von Bachs Söhnen, und damit
gleich ihnen Repräsentant der Empfindsamkeit, lässt
spüren, wessen Geistes Kind auch als Komponist er ist, noch
dazu einer Zeit, in der Flötenspiel höchste Reputation
genoß. Anspruchs- und wirkungsvoll, dankbar in Tonlage,
in den langsamen Sätzen mit herzzerreißender Melodieführung
so sind diese vier Sonaten eine willkommene Repertoirebereicherung
(Sg 3-4).
Johannes
Bodin de Boismortier: Trio Sonata g-Moll, D-Dur für Flöte
(Oboe, Violine), Fagott/Vc und B.c., op.37/3 und 4,. Musica Rara
/ Breitkopf & Härtel MR 2251, 2253.
Aus dem überreichen Flötenopus dieses Repräsentanten
des französischen Barocks edierte hier Ann Knipschild, zwei
einfallsreiche, leichte, aber durchaus nicht anspruchslose Kammermusiken
in der reizvollen Besetzung von einer hohen mit zwei tiefen Stimmen.
Carl
Baermann: Duo Concertant für 2 Klarinetten und Klavier, op.
33, herausgegeben von John P. Newhill. Musica Rara / Breitkopf &
Härtel MR 2247.
Duo Concertant, diesmal nicht von C. M. von Weber, sondern vom
Klarinettisten der Münchner Hofkapelle, der dieses effektvolle
und durchkomponierte Konzertpiece wie eine virtuose Alternative
geschrieben hat: In konkurrierender Stimmführung beider Bläser
stehen sie teils im Dialog mit dem anspruchsvollem Klavierpart,
teils rühren sie alle zusammen ganz mächtig.
Carl
Czerny: Neun Stücke für Blockflötenquartett op. 139/92.
Moeck ZfS 728/729
Der Klavierlehrmeister für Blockflöte adoptiert? Dieses
musikalisch reizvolle Werk mal für vier zarte Bläser
zu versuchen, so wie es Grete Zahn eingerichtet hat, mag mal
frischen Wind und eine andere Stimmung in das Repertoire bringen.
John
Roberts-James: Variations on Daphne op. 5 (1999) für Blockflöte
solo. Moeck ZfS 730
Sechsmal Daphne: ohne jede Vorwarnung quollen diese Stücke
aus meinem Kopf in meine Finger so etwa erläutert
der in London unterrichtende englische Zeizgenosse die Entstehung
dieser sich frei entfaltenden Soli, keck oder liebevoll zu spielen,
ein wenig von Van Eyck inspiriert, aber zeitnah empfunden.
Wolfgang
Muthspiel: Flexible Sky für Streichquartett und Gitarre. Doblinger
D.07450
Zu Boccherinis Quintetten endlich mal wieder ein Pendant in
der Sprache unserer Zeit: hier von dem aus der Steiermark stammendem,
jetzt in Amerika lebendem Musiker (geb. 1965), der im Projektfeld
von Improvisation und Komposition experimentiert und produziert,
so sind seine vier spannungsgeladenen Impressionen als
eindrucksvolles Experiment für diese klassische Besetzung
entstanden, die in traditioneller Notation an alle Spielpartner
ziemlich hohe musikalisch-rhythmische und technische Anforderungen
stellen.