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nmz-archiv
nmz 2001/09 | Seite 35
50. Jahrgang | September
Oper & Konzert
Probenpech
Jeunesses Musicales Weltorchester in Berlin
Im Vergleich zur Hochform des Mahler-Jugendorchesters, das sich im ausverkauften Konzerthaus mit nicht weniger
als drei Zugaben verabschiedete, wirkte der letzte Festivalabend mit dem Jeunesses Musicales Weltorchester unter
der Leitung des Kasseler Generalmusikdirektors Roberto Paternostro nicht restlos ausgefeilt. Man hatte in diesem
Sommer Pech gehabt: die in Frankreich geplante Arbeitsphase musste hastig durch Probenwochen in Saarbrücken
ersetzt werden.
Das Konzert begann mit Frank-Michael Beyers Klangtoren. Entschiedener als in früheren Werken
hat sich der Berliner Komponist hier den Farben der Instrumentengruppen gewidmet, dem Gegeneinander reiner und
gemischter Klänge, aus dem zum Schluss lineare Gebilde hervortreten: der Klang als Vorstufe zur Melodie.
Hatte der Dirigent wohl auch angesichts der heiklen Probensituation sein Augenmerk statt auf lebendige Dramatik
vor allem auf deutliche Gliederung gelegt, so waren solche Rücksichtnahmen beim zweiten Violinkonzert des
Niederländers Tristan Keuris nicht nötig. Bei diesem ausgesprochenen Solokonzert lag alle Aufmerksamkeit
bei der ausgezeichneten Japanerin Yayoi Toda, die das neotonale Werk schon 1997 in Amsterdam uraufgeführt
hatte. Den durchsichtigen Orchesterpart überstrahlte sie bravourös und mit großem Ton selbst
noch in tiefer Lage. Der abschließenden Wiedergabe der 5. Symphonie von Sergej Prokofieff fehlte es an
Glanz und dynamischer Ausarbeitung, und der dröhnende Einsatz des Schlagzeugs wurde der Saalakustik nicht
gerecht. Der Schlussjubel entsprang wohl mehr der Erleichterung, dass alles noch einmal respektabel geschafft
war, als echter Begeisterung. Nicht zuletzt galt der Beifall aber den mutigen Veranstaltern dieses jungen Festivals,
das viel mehr leistet, als nur ein Sommerloch zu füllen.