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nmz-archiv
nmz 2001/09 | Seite 39
50. Jahrgang | September
Jazz, Rock, Pop
Hits & Clips
A Camp: I Can Buy You
Eine einsame Mundharmonika zur akustischen Gitarre legt im Intro eine falsche Fährte. Doch hier geht es
mit der Stimme von Nina Persson weiter, gebettet in ein üppiges, fein ausgearbeitetes Arrangement. Die
Sängerin der schwedischen Band Cardigans reiht sich mit ihrem Solo-Projekt in eine Linie moderner Singer/Songwriterinnen
mit Hang zu Autobiografischem ein. Diese leichtfüßige Abhandlung über Geld und Liebe
entfaltet allerdings den unwiderstehlichen Charme eines guten Paul McCartney-Songs. Die Melancholie wird aus
dem Kitschsumpf gezogen. Liegt es an der harmonisch eleganten Verzahnung zum Refrain? An Perssons Stimme, die
dessen schlichter Melodie Leben einhaucht? Oder an dem Beatles-Melotron, das die Harmonika später umspielt?
Diese Musikerin gewinnt von Jahr zu Jahr, auch in den Videos: In dieser kleinen Story zum Song darf sie sowohl
sich selbst als auch die mondän-versoffene Tochter aus gutem Hause geben. Sieht beides enorm echt aus.
Blumfeld: Diktatur der Angepassten
An die unverschnitten klaren Worte und die kräftige klare Stimme von Jochen Distelmeyer haben sich viele
alte Fans immer noch nicht gewöhnt, doch mit dem Sound dieser neuen Single werden zu den vielen neuen vielleicht
ein paar krustige Indie-Recken zurückkommen. Das Piano, das das Agit-Pop-Motiv zum Beginn markiert, verschwindet
sofort im unbeirrbaren Vorwärtsdrang von Gitarre, Schlagzeug und Bass, der selbst vor dem harmonisch weicheren
B-Teil nicht halt macht. Der Text spricht für sich selbst, keine Ironie stört die Anklage. Und das
einfach gehaltene Schwarz-Weiß-Video, in dem die Band schnörkellos performt, beweist Gespür
für die makellose Umsetzung dieses Bewusstseins, das da lautet: Es ist höchste Zeit für einen
modernen Protestsong, der den Ballast einer abgehalfterten Demo-Kultur wunderbar zu vermeiden weiß.