[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2001/09 | Seite 22
50. Jahrgang | September
Bücher
Kontaktfelder
Frank Schneider (Hg.): Im Spiel der Wellen. Musik nach Bildern, Prestel Verlag München/ London/New York
2000, 128 Seiten (mit 102 Abb.), 39,80 Mark
Zweideutig ist schon das Wort Ton, es bezeichnet eine formbare (Erd-) Masse, woraus Gefäße
gemacht werden einerseits und andererseits Schwingungen, die zu Klängen geformt werden können. Beide
Bedeutungsebenen sind also nicht unbedingt widersprüchlich, sondern weisen auf unterschiedliche Erscheinungsformen
kreativer Aktivitäten der Menschen.
Frank Schneider, Intendant des Konzerthauses Berlin, hat für das Spiel der Wellen vier Essays
mit exemplarischen Untersuchungen zu einzelnen Komponisten und zwei weitere zur Geschichte wechselseitiger
Beziehungen von Musik, Architektur und bildender Kunst zusammengestellt. Gerade der historische Exkurs
zeigt, dass mit der Emanzipation der Musik aus einem ganzheitlichen ideologischen Kontext sich ihre illustrierende
Funktion nachhaltig veränderte. Der Anspruch absoluter Musik trat in Konkurrenz zur so genannten Programmmusik,
die durchaus nicht als tonale Verdoppelung visueller Reize, als Nachahmung von Bildkunst zu verstehen ist. Vielmehr
entwickelte sich bis zum 20. Jahrhundert ein neuer Zeitbegriff, bei dem die Musik die Zeit entlässt,
um räumlich, gegenständlich und schließlich farbig zu werden, wie Elmar Budde feststellt
(S. 29). Zentral ist allerdings die Frage, welche Relationen Ton- und Bildkunst haben, vor allem, wenn die Musik
sich von Gemälden inspirieren lässt. Helga de la Motte-Haber folgt einigen solcher Spuren seit der
Romantik.
Mit Debussy und die bildenden Künste befasst sich Jörg Jewanski, Maler als Opernhelden
stellt Volker Martens vor, und Synästhetische Konzepte in der Musik der Gegenwart am Beispiel John
Cage analysieren Peter Becker und Peter Rautmann. Gerade das Beispiel John Cage verdeutlicht, dass die
Suche nach philosophischer Ganzheit wieder aktuell geworden ist. Die Akzente haben sich verschoben, es geht
um eine Ästhetik der Befreiung, die das Klangphänomen nicht rational reglementiert (S.
122).