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nmz-archiv
nmz 2001/10 | Seite 4
50. Jahrgang | Oktober
Cluster
Erkennen Sie die Melodie!
Kein Problem mehr, denn neueste forscherische Tätigkeit hat ein System erdacht, welches Tonfolgen einigermaßen
problemlos erkennen kann. Man pfeift in ein Gerät, dort werden die Töne erkannt und per Datenbankabgleich
erkannt. Eine nette Idee, wenn man mal Musik gehört hat und dann im Plattenladen dem Gerät die Melodie
vorpfeift. Postwendend hat man die entsprechende CD in der Hand. Feine Sache, doch der Erfinder geht noch weiter.
Er sieht in dem Gerät die einfache Möglichkeit, GEMA-pflichtiges Material automatisch zu erkennen.
Auf einer Hochzeitsveranstaltung braucht man nur das Gerät aufzustellen, die gespielt Musik wird erkannt
und sofort per Funk an die GEMA übermittelt, die ihrerseits postwendend am Ende der Veranstaltung die Rechnung
per Fax zustellt. Das führt zu transparenteren und selbstverständlich gerechteren Urhebervergütungen.
Da kommt Freude auf, vor allem, wenn diese Geräte an allen vorstellbaren Orten stehen: Wie wär es
denn im eigenen Wohnzimmer oder in der Küche. Fünfmal die gekaufte oder rechtswidrig hergestellte
CD abhören ist frei. Wer öfter hören will, soll zahlen.
Denn man muss es einmal offen aussprechen: nur durch die totale akustische Überwachung können wir
das kulturelle Erbe und seine Urheber ehren und schützen. Die Videoüberwachung zu unserer eigenen
Sicherheit haben wir schließlich längst akzeptiert. Der tägliche Mord- und Totschlag an unseren
Künstlern gilt leider immer noch in der Allgemeinheit als Kavaliersdelikt. Das ist, der Forschung seis
gedankt, bald vorbei. Happy new Ears.