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nmz-archiv
nmz 2001/10 | Seite 13
50. Jahrgang | Oktober
Initiative
Konzerte für Kinder
Singen als Handwerkszeug
Zwei Vermittlungsformen und ihre Gemeinsamkeiten
Wo immer man sich heutzutage umhört, beklagen Musiker und Pädagogen bei Kindern einen eklatanten
Mangel an elementarem musikalischen Handwerkszeug wie etwa das Fehlen eines gesunden Umgangs mit der Singstimme.
Heutzutage ist ein relativer Begriff, scheint es doch so, dass häufig bereits die Elterngeneration
dieser Kinder nur noch selten singt, woraus sich die mangelnde Vermittlungskompetenz im Rahmen einer klassischen
Kettenreaktion ergibt. Zudem beklagen Eltern und Expertinnen die negativen Auswirkungen auf den kindlichen Stimmapparat,
die ein ungesundes Imitieren synthetischer Computerstimmen aus den Massenmedien mit sich bringt. Mit der Auswahl
der nebenstehenden Artikel soll ein Einblick in die Vermittlungsformen und entsprechenden pädagogischen
Hintergründe aufgezeigt werden, mit denen sich zwei Liedermacher und ein Musikpädagoge beziehungsweise
Chorleiter dieser Thematik annehmen. Auch wenn die Veranstaltungsformen und die Art der Vermittlung der Autoren
sehr unterschiedlich sind, kann man doch einige gemeinsame Ansatzpunkte feststellen: Die hohe Bedeutung des
Singens ist, in einer entsprechend angenehmen Atmosphäre, für ein intensives musikalisches Erleben
unbestritten. Die Autoren versuchen auf ihre Weise, die Texte der Lieder an den Lebens- und Bedürfniswelten
ihres Publikums zu orientieren. Ihre Meinungen differieren allerdings hinsichtlich der Teilnehmerzahlen ihrer
Veranstaltungen. Während Thomas Holland-Moritz eine deutliche Begrenzung auf überschaubare Gruppengrößen
fordert, halten die beiden Liedermacher an ihren Großveranstaltungen fest. Rezeptives Erleben will gelernt
sein: Zuhören-können und Singen-lernen bedingen sich gegenseitig und gehören, so Holland-Moritz,
in der Reiz überfluteten Medienwelt ebenso wie positiv empfundene Stille zu den wichtigen
Zielen einer zeitgemäßen Musikvermittlung. Dies ist auch eines der zentralen Anliegen der Initiative
Konzerte für Kinder. Darüber hinaus soll hier explizit auf die große Bandbreite an experimentellen
Einsatzmöglichkeiten von Stimme und Sprache für die konzertpädagogische Arbeit hingewiesen werden.
Im Laufe eines Familienkonzertes kann der Einsatz von Wort- und Klangfetzen über Sprache, Rap und Rhythmicals
auch die sängerische Spielfreude eines unerfahrenen Publikums auf natürliche Weise anregen. Voraussetzung
ist ein behutsamer Umgang mit bewusst gestalteten experimentellen Momenten, frei von blindem Aktionismus und
Gruppenzwang.