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nmz-archiv
nmz 2001/11 | Seite 21
50. Jahrgang | November
Internet/Computer
Webwatch
Open Music
Neue alte Lizensierungsformen im Bereich der Musik waren Thema des letzten Wizards of OS Kongresses
in Berlin. Alte Freund/Feind-Formeln scheinen ausgedient zu haben, jedenfalls auf Seiten der Open-Source-Bewegung,
die sich durchaus mit der Problematik der Übertragbarkeit des Open-Source-Prinzips auf Musik beschäftigte.
Open Music heißt im Wesentlichen freie Verwendung und auch Überarbeitungsfreiheit von musikalischem
Quellcode. Allerdings sei dadurch auch einer ideologischen Fremdverwertung Tür und Tor geöffnet. Doch
im Gegensatz zur üblichen Rechtsdiskussion gehe die Open Music Idee davon aus,dass nicht das Verbot
bei Open Music im Vordergrund steht, sondern die Erlaubnis. (Sascha Kösch) Aber auch Ästhetik
und Technologie scheinen sich gegenüber zu stehen, wie Mercedes Bunz in ihrem Bericht in der Internetzeictschrift
telepolis berichtet: Software ist ein Format, das immer verbessert werden kann und weiter
entwickelt wird. Bei Musikstücken dagegen gibt es einen Moment, in dem der Song fertig ist.
Infos: http://www.telepolis.de/deutsch/special/wos/9811/1.html
insert coin
Unter diesem Titel firmiert ein Internetexperiment, welches in Karlsruhe einen Medienkunstpreis erhielt. Die
Autoren wollten zeigen, wie wenig Intenetnutzer eine Veränderung der Informationen aus dem Internet bemerken.
Man hat dabei eine Filtertechnologie eingesetzt, bei der zum Beispiel Worte ausgetauscht wurden (Polizei durch
Gestapo; Nizza durch Zagreb; Pornos durch Schokolade; Parlament durch Sauhaufen ...) oder ganze Internetseiten
im Inhalt sozusagen aufgebohrt wurden (Die ZEIT") und und und. Dieses Experiment an der Merz-Akademie
Stuttgart konnte in Ansätzen sehr drastisch folgendes zeigen: Internet-Manipulation und Filterung
ist möglich und wird von den Betroffenen nur schwer bemerkt. Über die Möglichkeit von Inhaltsfilterung
und Überwachung von Internet-Benutzern wird viel geschrieben. Computerfreaks sind für ihre Paranoia
bekannt und der Rest des Internet-Volkes interessiert sich nicht für solche Themen sie sind schon
froh, wenn alles scheinbar reibungslos funktioniert." Dazu kommen Verhaltensweisen wie Denunziationen,
die über bestimmte Formulare erleichtert wurden. Auch die Betreiber des Experimentes gaben zu: Abschließend
müssen wir erwähnen, dass wir selbst andauernd auf unsere eigenen Wort-Manipulationen hereingefallen
sind."
Doch was ganz merkwürdig ist, selbst nach Bekanntgabe der Manipulierung der einer Anleitung zur Behebung
derselben, scheint durch Nichtbeachtung das Experiment weiter zu gehen. Unser Experiment hat gezeigt,
dass das Netz nicht »von Natur aus« ein freies Medium ist, das niemand kontrollieren kann, und in
dem Zensur und Kontrolle nicht vorgesehen und damit unmöglich sind. Mit im Vergleich zu den Auswirkungen
relativ geringen Aufwand war es zwei Personen möglich, die Daten von über 200 Personen zu überwachen
und ihnen beliebige Dinge unterzujubeln."
Infos: www.online-demonstration.org/insert_coin/experiment/