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nmz-archiv
nmz 2001/11 | Seite 26
50. Jahrgang | November
Jeunesses Musicales Deutschland
Musik war das Kommunikationsmittel Nr. 1
EU-Projekt in Israel begeisterte und führte Jugendliche aus vier Nationen zusammen
Im Rahmen eines von Jeunesses Musicales organisierten EU-Projektes trafen sich in diesem Sommer israelische,
irische, türkische und deutsche Jugendliche in Israel, um dort gemeinsam zu musizieren. Ort des Geschehens
war der Kibbuz Negba, wo wir zehn Tage damit verbrachten, in internationalen Besetzungen unter Leitung israelischer
Dozenten Kammermusik (Bach, Telemann, Mozart, Prokofieff, etc.) oder Jazz zu spielen, das Leben im Kibbuz kennen
zu lernen und natürlich uns einander näher zukommen.
Dabei standen nicht die Unterschiede der verschiedenen Kulturen im Vordergrund, sondern die Aufgabe, gerade
im Zusammenleben Gemeinsamkeiten zu erfühlen und zu erkennen. Kommunikation war an dieser Stelle sehr wichtig,
allerdings durch vier unterschiedliche Sprachen erschwert. So wurden wir zu unseren eigenen Dolmetschern und
verständigten uns mit Hilfe der englischen Sprache. Das wichtigere Kommunikationsmittel war natürlich
die Musik, mit der wir uns den ganzen Tag beschäftigten. Vormittags standen Kammermusik- und Big-Band-Proben
und nachmittags Konzerte auf dem Programm und selbst abends verstummte das irische Whistle-, Fiddle- und Trommelspiel
erst, wenn alle erschöpft von einem ereignisreichen und eindrucksvollen Tag in den Schlaf sanken.
Die Proben verliefen für unsere Begriffe recht gewöhnlich, die Konzerte allerdings hatten einen
ganz besonderen Charakter. Zum einen fanden sie in sozialen Institutionen statt, zum Beispiel in Waisenhäusern,
Altersheimen, Krankenhäusern oder Immigrantenzentren. Dort wurden uns gleichzeitig Israels intensive Bemühungen
für soziale Einrichtungen vorgestellt. Außerdem bekamen wir auf diese Weise nicht nur die Sehenswürdigkeiten
des Landes zu Gesicht, sondern kamen auch mit seinen Einwohnern in Kontakt: eine weitere Besonderheit dieses
Projekts, die wir freudig annahmen. Vorbereitet auf ein spezielles Publikum versuchten wir unsere Konzerte individuell
zu gestalten. Für das am kommenden Tag geplante Kon-zert im Waisenhaus erarbeiteten wir zum Beispiel noch
am Abend zuvor eine Orchestrierung des Pippi-Langstrumpf-Liedes. Mit dieser Aufgabe der individuellen Konzertgestaltung
erhielten wir zwar sehr viele Freiheiten und konnten uneingeschränkt ein Programm erarbeiten, hatten aber
auch ein großes Maß an Verantwortung zu tragen, mit der wir zu Beginn des Projekts etwas überfordert
waren. Wir wuchsen allerdings in diese Pflicht hinein und lernten mit diesem Recht umzugehen.
Weitere Herausforderungen für uns waren das Konzert in einem Gefängnis und die besonders publikumsnahe
Straßenmusik. Neben den Kammermusikprojekten wurde während der Konzerte auch selbst erarbeitete oder
improvisierte, für unser jeweiliges Land typische Musik vorgestellt. Das Abschlusskonzert fand in einem
gut besuchten Konzerthaus in Tel Aviv statt, begeisterte trotz vierstündiger Dauer die Zuschauer und beendete
unser Projekt.
Abschließend ist zu sagen, dass die erforderte Eigeninitiative zwar einige Probleme hervorrief, uns aber
gerade deswegen bereicherte und außerdem Vorstellungen für eine Fortsetzung dieses Projektes in uns
wach rief.