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nmz-archiv
nmz 2001/12 | Seite 23
50. Jahrgang | Dez./Jan.
Rezensionen
Kurz vorgestellt
DVDs
X-Mas-Geschenke
Kurz vor Weihnachten drängen die neuen DVDs nur so auf den Markt: Jugendlichen Lesern seien drei Filme
ans Herz gelegt: die Ballett- und HipHop-Komödie Save The Last Dance mit Julia Stiles, die
Groupie-Komödie Almost Famous, in der ein Rock-Journalist seine Jugend verarbeitet und einer
der legendärsten Musikstreifen aller Zeiten: A Hard Days Night mit den Beatles. Fans
finden interessante Zusatzfeatures wie ein Interview mit dem Regisseur, Fotogalerie und Originalzitate. ug
Neu bei Arthaus Musik
Donizetti: Lucia di Lammermoor, 1986, 100 242 PAL
John Adams: El niño, Uraufführung 2000, 100 220 PAL
Anton Bruckner: Große Messe Nr. 3, f-Moll, Sergiu Celibidache, 100 250 PAL
Noten
Francois Devienne (17591803): Duo D-Dur op. 3 Nr. 2 für 2 Flöten, Hg. Christoph Dohr. Spielpartitur.
Ed. Dohr 20762.
Der große Pariser Flötenvirtuose engagiert in den zwei einfallsreichen Sätzen Allegro, Rondo
beide Duett-Spieler paritätisch, lustvoll, ohne ins Virtuose abzutrifften. Schwierigkeitsgrad 2
Franz Möckl (geb. 1925 ): Quintett für Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello. MWV 253.
Part. u. Stimmen. Wolfgang G. Haas Musikverlag Köln. ISMN M-2054-0032-3.
Energisch, pfiffig geben sich die drei schnellen ausdrucksstark die beiden langsamen Sätze.
In diesem 19-Minuten-Opus präsentiert sich dieser der Jugendmusikarbeit eng verbundene und erfahrene
Musikus mit einer ausgeprägten persönlichen stilistischen Note.
Schwierigkeitsgrad 3
Ludwig Thuille (18611907): Streichquartett A-Dur (1878). Part. u. Stimmen. Erstdruck. Wollenweber.
Fundstück für Entdeckerfreudige: Der 17-jährige Südtiroler, fast vergessen, obwohl in
den Jahren der Kgl. Musikschule München als Lehrer und Kammermusik hoch geachtet, widmete dieses Jugendwerk
seinem Freund Richard Strauss, der das Werk brillant gemacht, voll Steigerung, herrlich Form charakterisierte,
voll Musizierlust und Charme. Schwierigkeitsgrad 34
Joseph Haydn: Streichtrios. Heft III, Haydn zugeschrieben. Hg. Bruce C. Mc Intyre und Barry S. Brook. Henle
628.
Ob Sig. Haydn, ob Josef, ob Michael oder ein anderer Autor dieser acht hier ausgewählten Divertimenti
ist, kann man getrost als einigermaßen belanglos hinnehmen, wenn es darum geht, ein erfrischendes kurzweiliges
Musiziergut im Haydnschen Geist und im Stil der Wiener Frühklassik aufs Notenpult für zwei
Geigen und Basso zu bekommen. Die erste Geige ist es, die in den jeweils 2- bis 3-sätzigen
Divertimenti im Wesentlichen den Ton angibt, während die beiden anderen Streicher bescheidener sekundieren.
Schwierigkeitsgrad 23
Tarquinio Merula (15951665): La Cattarina et La Treccha für 2 Sopranblockflöten (Violinen)
und B.c., Hg. Martin Nitz. Noetzel N 3809.
Eine praktische Blockflöten-Ausgabe (ohne Umblätter-Ärger) dieser ursprünglich Geigen
zugedachten fast durchweg kanonisch angelegten Canzonen mit schlicht gehaltener B.c.-Stütze. Welche donne
wollte der oberitalienischen Maestro di cappella mit originellen thematischen Einfällen charakterisieren?
Schwierigkeitsgrad 23
Wolfram Wagner: Arioso für Kontrabass und Klavier (1997). Doblinger D 03 944. ISMN M-012-18739-1.
Ein echtes, nicht ganz harmloses Duo von 4:30 Minuten Spieldauer, das dem Bassisten Akzentesetzende Bogenführung
und im Wechsel mit dem Klavier sonore Klänge abverlangt.
Hanno Haag: Intrada, Aria und Scherzo op. 40 für vier Blockflöten. Tonger 2677-1 P.J.T. ISMN M-005-26771-3.
Das zunächst für vier Trompeten geschriebene Auftragsstück für Jugend musiziert
macht mit Blockflöten elegant musiziert, teils Sopran, teils Altflöten, klanglichen Eindruck.
Schwierigkeitsgrad 23
Eckart Rohlfs
Bücher
Genie-Kult
Kultfigur oder Narr, Jahrhundertgenie oder Provokateur, Pop-Ikone oder Eremit im Studio, Analytiker oder
Besessener was oder wer war Glenn Gould, dessen sagenhafte Karriere bis heute eine ungebrochene Faszination
ausübt? Glenn Gould selbst bezeichnete sich als Komponisten, der Klavier spielt. Kevin Bazzana
geht diesem Bekenntnis in seiner Anatomie von Glenn Goulds Klavier-Stil nach. Das Buch stellt
erstmals das Denken und Spielen dieses eigenwilligen Künstlers dar, der sich eben nicht als bloß
Ausführenden verstand, sondern als kreativen Interpreten, als Mitschöpfer
am Werk, als Komponist. In dieser Überzeugung wurzeln Glenn Goulds berühmte provozierend unkonventionelle
Interpretationen, sein kontrollierter, analytischer Vortragsstil, seine gesamte künstlerische Arbeit.
Bazzanas facettenreiches, gut lesbares Porträt vermittelt vielfältige Einblicke in spielpraktische,
ästhetische und moralische Haltungen Glenn Goulds und macht so den Sinn der interpretatorischen Entscheidungen
des Pianisten und seinen unverwechselbaren Klavierstil verständlich und nachvollziehbar. Statt einer
weiteren Anekdotensammlung bietet Bazzanas Glenn Gould-Buch die erste gut lesbare Gesamtdarstellung des kanadischen
Genies am Klavier. yd
Kevin Bazzana: Glenn Gould oder Die Kunst der Interpretation, Bärenreiter/Metzler 2001, 329 Seiten,
69,80 Mark.
Weitere Neuerscheinungen:
Jutta
J. Eckes: Litaliano musicale: Standard- und Opernitalienisch. Ein Sprachkurs. Bärenreiter 2001,
268 Seiten, mit Audio-CD, 48 Mark Frank
Kämpfer (Hg.): Musiktheater Heute. Peter Konwitschny. Regisseur. Europäische Verlagsanstalt 2001,
242 Seiten, 48 Mark Arnold
Werner-Jensen: Das Reclam Buch der Musik. Reclam 2001, 512 Seiten, 289 ein- und mehrfarbige Abbildungen sowie
57 Notenbeispiele, 79 Mark Michael
Kurz: Sofia Gubaidulina. Eine Biographie. Verlag Urachhaus, Stuttgart 2001, 410 Seiten, 72 Mark