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nmz-archiv
nmz 2001/12 | Seite 35
50. Jahrgang | Dez./Jan.
Musik-Termine
Voilà Viola
Die Violaspieler wurden stets aus dem Ausschusse der Violinspieler entnommen. War ein Musiker unfähig,
den Violinposten schicklich zu bekleiden, so setzte er sich zur Viola. Daher kam es, daß die Bratschisten
weder Violine noch Viola spielen konnten." So harsch urteilte Berlioz 1863 in seiner Instrumentationslehre
und benannte damit vielleicht den Urgrund aller Bratscherwitze. Allerdings, der Mann war weitsichtig, nicht
nur was das Komponieren anging: Doch sieht man von Tag zu Tag mehr die Mißlichkeiten ein, die aus
Duldung solcher Leute entstehen, und so wird die Viola nach und nach wie die anderen Instrumente nur geschickten
Händen anvertraut werden." Geschickte Hände haben sie, heutige Bratschisten wie Garth Knox, Barbara
Maurer oder Tabea Zimmermann, neben anderen vertreten in fünf Konzerten am 11./12. Januar in der WDR-Reihe
Musik der Zeit" in Köln. Und zwar mit einigen Uraufführungen: Zunächst erlebt Morton
Feldmans The Viola in My Life I-IV" die erste zyklische Gesamtdarstellung, dann folgen viol
consorts" von Peter Eötvös, Georg Kröll und Heinz Holliger (letztere bearbeiteten Binchois
und Machaut). Der zweite Tag bringt ein Solo" von Walter Fähndrich, zwei konzertante Werke von
Jörg Widmann und Heinz Holliger, dazu Kammermusik mit Viola von Georg Kröll und James Tenney. Vorbei
also die Zeiten, da Berlioz befand, von allen Instrumenten im Orchester ist die Viola dasjenige,
dessen ausgezeichnete Eigenschaften man am längsten verkannt hat."
Durchaus werden heute die musikalischen Avantgarden verkannt. Beispiel Tonträger: Anders als in den popverstopften
WOMs und Saturn-Filialen läuft man in Ursula Blocks Berliner Ladengalerie gelbe MUSIK"
(unkonventionelle Musik in allen Formen) kaum Gefahr, totgetreten zu werden. Dafür stehen die Chancen nicht
schlecht, mal eben dem Musiker von nebenan" (Berlin? New York? Tokio?) zu begegnen oder mit anderen
Liebhabern in ein Gespräch über das musikalisch Aktuelle verwickelt zu werden. Seit nunmehr 20 Jahren
kann man hier den ausgezeichneten Eigenschaften" der Avantgarde nachspüren. Grund zum Feiern:
Am 11.12. richten die Freunde guter Musik Berlin" in der Staatsbank Französische Strasse ein
Geburtstagsfest aus, mit Miniperformances unter anderem von Richard Barrett, Henning Christiansen, Arnold Dreyblatt,
Rolf Julius, Christina Kubisch, Klaus Lang, Akio Suzuki und Emmett Williams.
Michael Zwenzner
Weitere Uraufführungen und Termine (Druckausgabe)
01.12.2001: Neue
Werke für Ensemble von Noriko Hisada, Daniel Hess, Ali Oman, Tatjana Komarova, Kunsthaus Zürich
02.12.2001: Johannes
Kalitzke: Wind Stille Zeit für Chor, Blechbläser, Schlagzeug und Tonband, Köln Luca
Francesconi: Neues Werk für Chor, Huddersfield Thierry
Lancino: La Mort de Virgile: Suite lyrique, Paris
06.12.2001: Hans
Ulrich Lehmann: Notturno für Bassklarinette und Orchester, Luzern Philippe
Hersant: Streams für Klavier und Orchester, Lyon
08.12.2001:
Neue Ensemblewerke von Daniel Göritz, Pierre Jodlowski, Frank Gerhardt, Sibylle Pomorin, Akademie der Künste
Berlin
09.12.2001:
Peteris Vasks: Neues Werk für Streichorchester, Rotterdam
10.12.2001:
Dmitri Terzakis: Seelenbilder für 4 Instrumente, Weimar
12.12.2001:
Nader Mashayekhi: Trio für drei Flöten, St. Pölten
13.12.2001:
Detlev Müller-Siemens: Bing Musiktheater, Bonn
Giselher Klebe: Dedicazione dAnnetta. Otto canti op.135 für Bass und Klavier, Detmold
14.12.2001:
John Zorn: Konzert für zwei Klaviere und Orchester, WDR Köln
16.12.2001:
hespos: anjol (dirigent und improvisierendes baritonsaxophon), Delmenhorst
18.12.2001:
Olga Kroupova: Introduzione, Cadenza e Finale für Violine und Kammerorchester; Sinfonietta für Streichorchester,
Detmold
08.01.2002:
Alexander Raskatov: The Last Freedom" für Kammerensemble, Amsterdam
12.01.2002:
Charlotte Seither: Paires dalternances für Orchester, Landau
14.01.2002:
Neue Ensemblewerke von Mary Finsterer und Jean-Marc Singier, Paris
17.01.2002:
Tobias PM Schneid: the lonely monks reflection on reprocreational aspects in
fractal organisations II für Klavier und Ensemble, München
18.-17.1.2001:
Neue Werke von Dror Feiler, Werner Dafeldecker, Karin Haussmann, Harald Muenz, Carola Bauckholt, Kotoka Suzuki,
Fabien Lévy, Ultraschall Berlin
20.01.2002:
Michael Denhoff: Streichquartett Nr. 8 Nel interno" op.79, Köln
22.01.2002:
Wolfgang Rihm: Arie: Ariadne für Sopran und Kammerorchester, Köln
23.01.2002:
Wolfgang Rihm: Astralis für Chor, Violoncello, 5 Schlagzeuger, Berlin
25.01.2002:
Erkki-Sven Tüür: Konzert für Marimba und Orchester, Cardiff
Tobias PM Schneid: ...in memoriam..." 3. Streichquartett mit Violoncello solo, München
26.01.2002:
Neue Ensemblewerke von Luke Bedford, René Mense, Thorsten Kuhn, das neue werk Hamburg