Eine interessante Komposition, einen Klavierzyklus hat der griechische Komponist Dimitri Terzakis hier vorgelegt.
Geschrieben 1997/1999 wird weithin auf avancierte Techniken des Klavierspiels verzichtet. Nur das meist zweistimmige,
oft abwechselnd gesetzte Melos steht im Mittelpunkt. Das bringt es auch mit sich, dass die Ausführung nicht
allzu schwer ist und durchaus von einem Klavierschüler der mittleren Stufe zu bewältigen ist. Die
14 Stücke behandeln alle unterschiedliche Aspekte von linearen Führungen, übergeordnet ist der
Begriff der einstimmigen Melodieführung, der Monophonie. Und plötzlich stellt sich neuer Reichtum
ein.
Terzakis bezieht sich auf volksmusikalische Elemente des östlichen Mittelmeerraums, auf die differenzierten
Formen gestischer Melosgestaltung. Die radikale Einfachheit, die Konzentration auf einen musikalischen Aspekt
beziehungsweise auf die Beziehung von Intervall und Rhythmus bis hin zu arabesken Aufbrechungen bringen unendliche
Spielarten flexibler Gestaltung mit sich.
Diese Musik denkt konzentriert neu, was lange Zeit verschüttet blieb. Sie horcht auf Skalenelemente und
versetzt sie in Gebiete, denen die Attribute tonal oder atonal unangemessen sind. Sie denkt nach über die
mannigfachen Möglichkeiten, mit denen sich Melos sprechend oder charakterisierend durchgestalten lässt.
Und das wiederum geschieht mit Souveränität und Feinsinn, mit der Lust am durchforstenden Flug in
Freiräumen. Die Wirkung von Bordunklängen, von melismatischen Führungen, vor responsorialen Wechseln
von ornamentaler Ausgestaltung steht im Zentrum dieser Stücke. Und aus diesem Zentrum heraus blicken sie
frisch und erfrischend auf musikalische Möglichkeiten, die aus Einfachheit heraus eine komplexe Welt auswerfen.
Terzakis hat hier eine ebenso konzentrierte wie offene Musik geschrieben, die nicht weiter macht wie bisher.