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VdM
nmz-archiv
nmz 2001/12 | Seite 26
50. Jahrgang | Dez./Jan.
Verband deutscher Musikschulen
Höhenflüge nur für Musikschüler?
Komponieren für die Musikschule Nachlese vom Musikschulkongress
Wer schreibt uns neue Kinderszenen? diese Frage provozierend auf dem Musikschulkongress
1999 in München gestellt, wurde von der Musikschule Johann Sebastian Bach Leipzig aufgegriffen,
und man fand dazu als Partner die Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy
in Leipzig. Kompositionsstudenten wurden beauftragt, Kammermusik für Musikschüler zu komponieren.
Kammermusik besonders für die Leistungsbereiche um M I und U II, wo im Verlagsangebot eine besonders spürbare
Lücke besteht.
Die Studenten mussten für diese Aufgabe speziell ermuntert und begeistert werden, denn diesen neuen Werken
wurde ein enger Rahmen gesetzt: Die Musik sollte von den technischen Anforderungen her als auch vom geistigen
Anspruch für Musikschüler spiel- und erfassbar sein. Mancher kompositorische Höhenflug war dadurch
jäh gestoppt. Sechs Studenten der Hochschule interessierten sich für das Projekt und begannen, an
neuen Kompositionen zu arbeiten, begleitet von ihren Professoren. Die Einstudierungen wurden in enger Zusammenarbeit
zwischen den jungen Komponisten und den Musikschülern sowie deren Lehrern realisiert.
Nur zwei Werke konnten schließlich vorgestellt werden. Krankheit von Spielern, aber auch sehr kurzfristige
notwendige Änderungen seitens der Komponisten waren die Gründe dafür. Den Kongressteilnehmern
wurden vorgestellt: Zwei Herbstlieder von Eugene Shin, gespielt von Almuth Klein (Flöte), Felix
Müller (Violoncello) und Cornelia Steinert (Klavier), und der 1. Satz aus Die Nacht vor dem Orakel
von Aristides Strongylis, interpretiert von Julia Franke (Harfe) und Marcus Gläßer (Klarinette).
Während Shin koreanische Folklore als Grundlage für seine Komposition nahm, legte Strongylis dem Stück
eine Geschichte zu Grunde, beides Wege, um den Zugang zu ihrer Musik verständlicher zu gestalten.
In beiden Werken gelang der Spagat zwischen einer klassisch modernen Tonsprache und experimentellen Elementen.
Sie waren handwerklich streng gearbeitet, enthielten aber genügend spielerische Momente, die sie für
Interpreten wie Zuhörer gleichermaßen interessant machten. Die sehr gelungenen Aufführungen
zeugten von der intensiven Arbeit der Schüler/-innen, die es sehr zu schätzen wussten, dass ihre Probenarbeit
von den Komponisten begleitet wurde.
Diesem Vorgehen verdanken sie ein tieferes Verständnis moderner Musik und würden gerne so auch weiter
arbeiten. Für die Komponisten andererseits war es besonders die Erfahrung, eine eng umrissene Aufgabe verantwortungsvoll
mit höchstem Anspruch zu erfüllen und dabei nur für Kinder und Jugendliche zu schreiben.
Fazit: Ein Projekt, in dem beide Partner gewannen und das Fortsetzung und auch Nachahmung geradezu herausfordert.