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nmz-archiv
nmz 2002/02 | Seite 4
51. Jahrgang | Februar
Cluster
Uniformen zu Bildung
Herr Schill ruft die Hamburger auf, Geld für die Anschaffung von blauen Polizeiuniformen zu spenden.
Haben wir eigentlich keine anderen Probleme? Auch wenn Herr Schill und einige andere meinen, dass unsere Polizisten
zurzeit wie die Förster aussehen, sehe ich hier keine Priorität.
Wie sehen denn zum Beispiel nach PISA unsere Schulkinder aus? Bildung ist wichtiger als die Farbe der Polizeiuniformen.
Wenn die Ausrüstung unserer Polizisten nicht sicher genug sein sollte, muss das sofort geändert werden.
Ich meine allerdings auch, das dies eine staatliche, hoheitliche Aufgabe ist. Wenn unsere Polizisten nicht ernst
genug genommen werden, müssen ihre Kompetenzen überdacht werden. Nicht in erster Linie die Farbe der
Uniformen. Wenn die Polizeiuniformen nicht praktikabel sind, weil Polizisten sagen, dass sie zum Beispiel zu
schnell schwitzen (!), sollte man das nach Möglichkeit ändern. Aber sind alle unsere Schulen praktikabel?
Sind alle unsere Schulbücher praktikabel? Das Hamburg-Buch, das die Grundschule meinem Sohn jetzt in die
Hand gegeben hat, ist aus dem Jahre 1970, also über 30 Jahre alt. Da fährt noch die Straßenbahn,
da wird im Hafen loses, staubiges Getreide gewogen, da kostet eine Familienwohnung am Eppendorfer Baum 400 Mark
Miete. Was ist uns wichtiger? Dass wir unsere Kinder in der Schule ernst nehmen und besser bilden oder dass
unsere Polizisten hübscher aussehen?
Wenn es bei der Inneren Sicherheit Probleme gibt, bewirken wir nur ganz am Rande etwas mit Symbolik (blaue
Uniformen sollen Respekt einflößender aussehen). Da hilft auch nur bedingt eine Vergrößerung
der Anzahl der Polizisten und der Gesetze. Bei Erziehung und Bildung in Familie und Schule müssen die Kinder
lernen, was gut und richtig ist und wo die Grenzen sind. Wenn die Menschen besser gebildet und innerlich gefestigt
sind, hat die Polizei auch weniger zu tun.
Nein, wir brauchen keine schöneren Uniformen bei der Polizei, denn darum scheint es Herrn Schill vor
allem zu gehen. Wir brauchen bessere Erziehung und Bildung! Dazu gehört dann auch mehr musikalische Bildung,
weil die Kinder dann nicht nur intellektuell, sondern auch emotional und sozial erzogen werden. Unser Zweiter
Bürgermeister sollte sich zuständig sehen, eine Erziehungs- und Bildungsinitiative zu ergreifen!
Wolfhagen Sobirey,
Präsident des Landesmusikrats, Sprecher der Aktion für Musik