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nmz-archiv
nmz 2002/02 | Seite 38
51. Jahrgang | Februar
Jazz, Rock, Pop
Hits & Clips
Anastacia: Paid My Dues
epic
Das wird im Bravo-Pop zurzeit also als tolle Stimme ausgelobt: ein knarriges, ornamentöses
Gekeife, das sich schon jetzt im Twen-Alter wie Tina Turner mit sechzig anhört. Immerhin unterstreicht
Paid My Dues, dass das Klischee der Rock-Röhre auch mit dem allgegenwärtigen
R&B-Diktat unter einen Hut zu bringen ist. In das Arrangement wird alles hineingepackt, was noch einen Käufer
mehr anfixen könnte: von sanften Soulbackground-Vocals über kurze Rap-Momente bis zur gedoppelten
Vocal-Akrobatik des typischen wohahohaoh; vom vollsten Streichereinsatz über den klaren Piano-Sound
bis zur quiekenden E-Gitarre. Und weil sich diese Geschütze in ihrer musikalischen Wirkung bald gegenseitig
eliminiert haben, bleibt am Ende nur das Mittel der Rückung, um die Nummer nicht absaufen zu lassen. Das
Video zeigt zudem, dass die ehemalige Hintergund-Tänzerin in HipHop-Clips recht ulkige, ungelenke Verrenkungen
vollbringen muss, um das Stil-Mischmasch gestisch und mimisch wiederzugeben.
Robbie Williams & Nicole Kidman: Something stupid
EMI
Das Imperium Williams hat sich mittlerweile zu einer Entertainment-Maschinerie entwickelt, der alles gelingt,
weil nirgendwo mehr Mangel herrscht. Mangel an guten Songs? Nein, wer hört so einen hübschen Evergreen
nicht gern. Mangel an Glamour? Nein, denn wer findet den geglätteten Flamenco-Touch des Arrangements nicht
ebenso Klischee-sexy wie Kidmans zart-blassen Verführungsblick. Und an Ironie mangelt es bei so viel Geschmäcklerischem
ebensowenig: Imagegerecht lässt Williams sich und seine Partnerin mit perfektem Unernst durch die künstliche
High Society-Welt des Videos tändeln. Da darf man sogar sehen, dass am Ende der Sex-Schweiß nur aufgesprüht
ist.