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nmz-archiv
nmz 2002/02 | Seite 20 ff.
51. Jahrgang | Februar
Rezensionen
Kurz vorgestellt
DVD
Swing Is Back
Man kann ja von seinem neuesten Werk Swing When Youre Winning, einem Tribut an den großen
Frank Sinatra, halten, was man will eingefleischte Rat-Pack-Fans bemängeln zum Beispiel stimmliche
Defizite. Sein Talent als Entertainer kann Robbie Williams nach dem triumphalen Auftritt in der Royal Albert
Hall Ende vergangenen Jahres aber niemand mehr absprechen. Wer das verpasst hat, kann sich das Ganze jetzt bereits
auf DVD anschauen (bei EMI erschienen).
Neu bei Arthaus Musik
Kurt
Weill: Street Scene, Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Dir. James Holmes PAL 100 098 (1995) Zubin
Mehta, Portrait, Proben zu Till Eulenspiegel mit Israel Philharmonic. PAL 100 286 (1996) Tschaikowsky:
Pique Dame, Glyndebourne Festival Opera 1992, London Philharmonic, Andrew Davis PAL 100 272 Ute
Lemper: Erfolgreich gegen den Strom, Film von Valerie Esposito 1999 PAL 100 166
Bücher
Faszinierender Kosmos
Seit ihrer Wiederentdeckung zu Beginn des 20. Jahrhunderts und insbesondere während der letzten dreißig
Jahre hat die Barockmusik zunehmend das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit gefunden. Der Barockmusikführer
behandelt ein faszinierendes Kapitel Musikgeschichte und schließt einen Lücke im Angebot an musikalischen
Nachschlagewerken.
Vorgestellt wird das instrumentale Schaffen von 126 Komponisten aus ganz Europa, deren Lebens- und Schaffenszeit
in die Jahre um 1550 bis 1770 fällt. Neben so bekannten Namen wie Bach, Corelli, Händel, Telemann
und Vivaldi wird auch das uvre weniger vertrauter Komponisten wie Biber und Schmelzer oder kaum bekannter
wie Maria Agnesi, Thomas Baltzar, Lelio Colista, Marco Uccelini oder Giovanni Valentini dokumentiert.
In der Gesamtschau ergibt sich so ein faszinierender musikalischer Kosmos, der weit mehr umfasst als die Vier
Jahreszeiten oder die Brandenburgischen Konzerte. yd
Meinhard
Saremba: Leos Janácek. Zeit Leben Werk Wirkung, Bärenreiter Verlag 2001,
455 Seiten, € 46,- Renate
Ulm (Hg.): Gustav Mahlers Symphonien. Entstehung Deutung Wirkung, 386 Seiten, € 14,50 Jochem
Wolff/Armin Diedrichsen: Zwischentöne. Musikgeschichten aus dem 20. Jahrhundert, 208 Seiten, €
9,- Guido
Fackler: Des Lagers Stimme Musik im KZ. Alltag und Häftlingskultur in den Konzerntrationslagern
1933 bis 1936, Edition Temmen 2000, 628 Seiten, € 24,90
Noten
Claude
Debussy: Fuge über ein Thema von Jules Massenet für Orgel. Erstdruck, hrsg. von Otto Biba. Doblinger
DM 1250
Eine sorgfältige, strenge Kontrapunktarbeit des späten Teens Achilles, wie er sich damals nannte,
wohl während seiner Pariser Conservatoires-Zeit, unter César Francks Obhut entstanden. Das Autograf
wurde kürzlich von der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien erworben. Dieses fünfstimmige zweiteilige
Opus in c-Moll mit einer vom Komponisten sogar handschriftlich erläuterten Fugenstruktur verrät
musikalisch durchaus eigene Originalität.
Heino
Schwarzting: Vier Wettervorhersagen. Achthändig gesendet von vier Spielern an zwei Klavieren. Fidula 5254
Im neuen Heft 4 von Thomas Holland-Moritz Musik-Spaß-Reihe verbinden sie wiederum Pfiff, Humor
und Forderung, mit ungewohnten Reibe-Klängen und Rhythmen fertig zu werden und die Wetterstimmung, Wind,
Nebel, Schnee und Regen mit den flinken Fingern nachzumalen. Und keiner merkts, wie heiter-ernst sich
kleine Gruppen an zwei Klavieren gemeinsam amüsieren können.
Gloria
Coates (geb.1938): Breaking
through (1988) für Altblockflöte. Ed. Moeck 1590
Für sechs Minuten muss man sich vergessen, um in seinem eigenen Gefühl Grenzen und Hindernisse
zu durchbrechen, um mittels aller möglichen Spieltechniken die ausdrucksstarken Klangfarben zu
treffen und so die dramatische Ekstatik und deren Entwarnung zu erreichen. So erobert man sich und dem Hörer
den improvisatorischen Charakter dieses gar nicht ganz einfachen Solos.
Edvard Grieg: Leichte Klavierstücke und Tänze, hrsg. von Michael Töpel. Bärenreiter BA
6575
Aus dem Klavierschaffen des 16- bis über 60-Jährigen ist hier eine originelle und praktische (weil
behutsam mit Fingersätzen versehene) Anthologie typischer und vom Charakter sehr farbiger Stücke zusammengestellt
(und im Vorwort eingehend beschrieben). Sie erlauben, Griegs ungeahnte harmonische Möglichkeiten,
verborgene Harmonien neu zu entdecken und nachzuempfinden, wie sensibel er Eindrücke norwegischer
Folklore einzufangen verstand. Darunter sind zwei hier erstmals veröffentlichte, wohl in Leipzig entstandene
Miniaturen.
Niccolò
Paganini (17821840): Terzetto concertante für Viola, Violoncello und Gitarre. Rev. Neuausg. hrsg.
von Kurt Schumacher. Zimmermann ZM 34070
Nicht der Violin-Magiker, sondern der Salonmusiker begegnet uns in diesem gefälligen Trio concertante
in einer seltenen und seltsamen Besetzung, wobei der virtuoseste Part der Gitarre zugedacht ist (bei der Uraufführung
in London 1833 von Mendelssohn allerdings aufs Klavier transponiert).
Philip
Hahn (geb. 1980): Sonatine für Klavier (1999/2000). Dohr ED. 999692
Der Jugend komponiert-trainierte Jungkomponist versteht es, seine motivische Idee spielerisch,
fantasiereich, rhythmisch zupackend und in den drei kurzen Sätzen variierend umzusetzen, liebt Synkopen,
harmonische Reibungen. Hahns Sonatine zeigt so einen durchaus eigenständigen Charakter.
Ludwig
Hoffmann (1830?): Quartett D-Dur b für zwei Violinen, Viola und Violoncello op. 18, nach dem Erstdruck
hrsg. von Bernhard Päuler. Amadeus BP 1061
Der in der Lexikografie vergessene Berliner Kapellmeister, Musiker und Gesanglehrer widmete dieses in Dresden
entstandene Opus aus den 60er- Jahren seinem Kollegen, dem Cellisten und damals Dresdner Hofkapellmeister
Julius Rietz. Der Verlag Amadeus, bekannt und bewährt, Schätze der Vergangenheit wieder zum Leben
zu erwecken, stützte sich auf den damaligen Erstdruck (leider ohne die Partitur hinzuzufügen) und
gibt mit diesem Meisterstück unseren Streichquartetten erneut Gelegenheit zur Repertoirebereicherung.