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nmz-archiv
nmz 2002/04 | Seite 32
51. Jahrgang | April
Bayerischer Kulturrat
Begehrlichkeit nach Neuem
Das Münchner Pfingstsymposion 2002
Das Pfingstsymposion ist ein internationales Forum, das seit 1990 jährlich in München stattfindet.
Es bietet Gelegenheit zu einem interdisziplinären Austausch zwischen renommierten Referenten/-innen aus
Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Inspirationsquelle für die zeitgemäßen und aktuellen
Themen des Symposions ist die Musik insbesondere die Neue Musik. Die Musik ist der archimedische Punkt,
sie gibt den Rahmen und das Ausgangsmaterial, musikalische Fragestellungen grenzüberschreitend zu diskutieren.
Das Pfingstsymposion will Impulse geben aus der Musik heraus und über sie hinaus.
Das Pfingstsymposion sucht unkonventionelle Antworten und will Brücken schlagen zwischen den Ebenen sinnlicher
Wahrnehmung, wissenschaftlicher Erkenntnis und Lebenswelt. Im Zusammentreffen unterschiedlicher Sichtweisen
und Interpretationen entzünden sich zukunftsweisende Diskurse. Die Veranstaltungen sind öffentlich
und wenden sich an das Fachpublikum und interessierte Laien. Die Themen von 1990 bis 2002 lauteten: Pause; Ebenen/Wechsel;
Der Fehler; Ekstase und Maß; Feiern das Lächeln der Zeit; Ein Hauch von Glück; Vom souveränen
Hören; Aus dem einfachen Grund; Das Einfache und das Komplexe; Jetzt wohin? Musik als Fahrzeug; Ein Lied
in allen Dingen?; Das Ganze ein Stück, und Schöpfungslust.
Vom 23. bis 25. Mai 2002 steht das diesjährige Pfingstsymposion unter dem Thema Das Neue.
Neue Musik ist jene, die nie gesagt wurde. Dann wäre Neue Musik ebenso das, was vor tausend Jahren
war, wie das was jetzt ist, nämlich: solche Musik, die als eine noch nie gesagte erscheint. (Anton
Webern)
Neues ist seit je gefragt, die allerneuesten Kommunikationsmittel, neueste Strategien und alles im Superlativ,
eine beinahe inflationäre Nachfrage beherrscht die unterschiedlichsten Szenen und macht nicht Halt vor
dem Kulturbetrieb. In dieser ekstatischen Rast- und beinahe Ratlosigkeit wünscht man sich den rasenden
Stillstand. Das Pfingstsymposion hinterfragt diese utopisch anmutende Situation. Die Ressourcen für
Neues, die Begehrlichkeit nach Neuem und die Vergänglichkeit des Neuen sind Aspekte, die interdisziplinär
diskutiert werden.
Donnerstag, 23. Mai, 20 Uhr, Eröffnung in der Schweisfurth-Stiftung, Südliches Schlossrondell 1;
es spricht der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Elmar Budde.
Freitag, 24. Mai, 17 Uhr, Orff-Zentrum, Kaulbachstr. 16: Präsentation neuester Arbeiten mit Neuen Medien,
Olia Lialia, Torsten Belscher, Kiyoshi Furukawa.
Freitag, 24. Mai, 20 Uhr, Sendereihe taktlos von BR 2 und der nmz: Podiumsdiskussion zum Rahmenthema
mit Prof. Dr. Elmar Budde, Hito Steyerl, Torsten Belschner, Dr. Peter Steppan, Moderation Theo Geißler.
Samstag, 25. Mai, 17 Uhr Orff-Zentrum, Kaulbachstr. 16: Begehrlichkeit nach Neuem. Ein Gespräch
mit Prof. Peter Pörtner, Dr. Jutta Köhler, Wilhelm Warning, Dr. Reinhard Schulz.
Samstag, 25. Mai, 20 Uhr, Konzert mit Alter und Neuer Musik.
Aus Presseberichten über das Pfingstsymposion 2001:
Es war eine glückliche Idee, den Komponisten Dieter Schnebel zum Eröffnungsvortrag für
das Pfingstsymposion einzuladen. Ganz pfingstlich fiel in diesem Jahr auch das Thema aus: Schöpfungslust.
Eingerahmt wurde der Vortrag durch zwei von Anna Clementi dicht und bezwingend vorgetragene Laut/Gesten-Stücke
Schnebels: Lautwerden aus dem Nichts heraus. Schöpfung ist also überall, und über die Lust
daran wurde aus einem perspektivisch weiten Kreis heraus verhandelt.
Reinhard Schulz, Süddeutsche Zeitung
Ein Höhepunkt des Pfingstsymposions war die Performance der französischen Kontrabassistin
Joelle Leandre. Die thematische Zusammenstellung des Symposions wirkte in der Vielfalt befruchtend.
Rolf Meier, BR
Das Münchner Pfingstsymposion, für das der Musikerin Ulrike Trüstedt auch in den vergangenen
Jahren schon die thematischen Einfälle glückhaft zuflogen, verschwisterte an diesem Wochenende wieder
Sinn mit Sinnlichkeit, Wissenschaft mit Künsten.
Wolfgang Schreiber, Süddeutsche Zeitung