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Ausgabe 2002/04
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nmz 2002/04 | Seite 48
51. Jahrgang | April
Oper & Konzert

Die Mailänder umarmen ihre Scala

La Scala: Abriss con sordino – ein Bericht aus dem Giornale della Musica

Die Scala findet keinen Frieden. Nach Disziplinarstrafen, Streiks und Unfällen bewegt eine neue Welle von Polemik das Verhältnis zwischen den Mailändern und ihrer Oper. Es geht um den Umbau des historischen Gebäudes, mit dem in diesen Tagen begonnen werden sollte.

Das Projekt geht auf die frühen 90er-Jahre zurück, wurde aber erst im März 1996 öffentlich, als zwischen Marco Tronchetti Provera, Geschäftsführer von Pirelli, dem damaligen Bürgermeister Formentini und dem Intendanten der Scala Carlo Fontana eine erste Grundsatzvereinbarung unterzeichnet wurde. Der Plan umfasste drei Phasen: 1. Bau eines neuen Theaters in Bicocca, der postindustriellen Peripherie; 2. Schließung des historischen Scala-Gebäudes und Umbau der Bühne; 3. Umbau der ehemaligen Fabrik Ansaldo zu Werkstätten für die Scala. Mailand versuchte damals, die Zeit der Korruptionsskandale hinter sich zu lassen, und das große Projekt Bicocca-Tecnocity mit seinen 570.000 Quadratmeter Neubauten im Entwurf von Vittorio Gregotti versprach, Symbol eines neuen unternehmerischen Schwungs zu werden.

Mailand umarmt die Scala

   

Die Bagger vor der Scala: Eine europäsiche Institution ist gefährdet.
Ein Bericht unserer italienischen Schwesterzeitschrift Giornale della Musica.

Im Mittelpunkt des heutigen Streits steht eine Klage des Umweltverbands Legambiente, der die Tatsache öffentlich macht, dass die so genannte „Bühnenrestauration” in Wirklichkeit ein massiver Abbruch eines Großteils des historischen Gebäudes ist, von dem nur Saal und Foyers erhalten blieben. Ende Februar fand in Mailand eine öffentliche Debatte statt, an der Persönlichkeiten aus Kultur und Theater teilnahmen (nicht jedoch die eingeladenen Vertreter der Scala); am 21. März folgte die Menschenkette „Mailand umarmt die Scala”. Die Klagen sind vielfältig: Einige betrachten die Zerstörung der Bühne – ein Meisterwerk hydraulischer Technik, 1937 von Luigi L. Secchi entworfen – als Verbrechen. Die Tochter des Ingenieurs, Luisa Secchi Tarugi, machte inzwischen im Internet (www.lrst.net) wertvolle Informationen zugänglich – man kann dort das Gutachten von Cervellati lesen, für den nicht der Saal, sondern eben die Bühne der historisch bedeutendste Teil des Opernhauses ist: „Die Unterbühne des Teatro alla Scala ist ein Meisterwerk. Es gehört zur so genannten Industriearchäologie. Andere finden vor allem den Mangel an Transparenz des ganzen Vorgangs unerklärlich: Mit einer großen Anfrage vom vergangenen 12. Dezember hat der Abgeordnete Mantini eine Klärung von der Regierung verlangt. Um die verschiedenen Positionen zu erläutern, haben wir einige der Protagonisten in diesem Streit befragt; eine offizielle Position von der Fondazione Teatro alla Scala war allerdings nicht zu erhalten.

„Was an der Scala passieren kann, wenn es genehmigt wird, ist außergewöhnlich schwerwiegend”, so Architekt Mario Morganti von Legambiente. „Das Skaliger-Gebäude wird jenseits des Vorhangs komplett abgerissen... Dies geht aus den Plänen und der Genehmigung hervor, die in der Regierung einstimmig beschlossen, aber nie vom Abgeordnetenhaus geprüft wurden (die Opposition wurde erst durch die Pressekonferenz Ende März 2001 informiert). In der Freigabe heißt es, die Projektplaner kämen aus der Architektenkammer, aber angesichts des geplanten Umfangs der Mittel... wäre nach EU-Vorschriften eine Ausschreibung notwendig gewesen.“

GdM: Wie wird sich die Bühne ändern?
Morganti: Während der Saal erhaltend restauriert wird, besteht absolute Gleichgültigkeit gegenüber den gestalterischen Merkmalen der Bühne. Man will etwas Funktionales für Opernaufführungen haben, wie man sie heute sieht.

GdM: Kann die derzeitige Bühne restauriert werden...?
Morganti: …Man kann die Bühne der Scala mit einer Hifi-Anlage vergleichen: ihr Zweck ist ein erlesener, treuer Klang. Sie zum Beispiel für Rockmusik oder übertriebene Leistungen im Hinblick auf Lautstärke zu nutzen, wäre absurd.

Sprecher der kritischen Stimmen auf höchster institutioneller Ebene ist der Abgeordnete Pierluigi Mantini (Mitte-Links-Bündnis „Margherita“). Wir haben ihn um Erläuterungen zu seiner großen Anfrage gebeten. „Ich beantrage, präzise Informationen über den Projektstand zu erhalten. Es gibt mindestens drei Fragen. Erstens: Die Entscheidung genehmigt ein Projekt, das ohne Wettbewerb vergeben wird: wie wurde die Vergabe entschieden? Zweitens: Zum Zeitpunkt der Genehmigung war die finanzielle Deckung nicht erwiesen, was eine Verletzung der Vorschriften ist. Drittens: Das Projekt wurde als definitiv, aber ‚in Erwartung der Freigabe‘ bezeichnet. Aber ein ‚definitives‘ Projekt darf keinen weiteren Änderungen mehr unterworfen werden. Wenn man Hand an ein öffentliches Gebäude dieser Bedeutung legen will, sollte man das unter Beachtung der Transparenz, der Gesetze und der klaren Absichten tun – nicht mit einem Bluff”.

Sergio Bestente
Übersetzung von Annette Seimer

 

 

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