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nmz-archiv
nmz 2002/04 | Seite 54
51. Jahrgang | April
Dossier: Schulmusik 2002
Zuerst kam die Aktion, dann wählten Kinder das Logo
Landesmusikrat Niedersachsen und Partner initiieren Hauptsache:Musik Niedersachsen
Während das Präsidium des Deutschen Musikrates noch intensiv die Hintergrundfarbe eines Logos diskutierte,
hatten in Niedersachsen auf Initiative des Präsidenten des Landesmusikrates, Karl-Jürgen Kemmelmeyer,
seit Mitte 1999 bereits mehrere Arbeitsgruppensitzungen zur Entwicklung einer gemeinsamen vernetzten Aktion
stattgefunden.
Die positiven Erfahrungen des vom Landesmusikrat bereits 1997 initiierten Jugendmusikfestivals Music
In Town als Netzwerkaktion in der Landeshauptstadt Hannover als Teil einer damals noch unter dem Arbeitstitel
Aktion Musik diskutierten Imagekampagne in Niedersachsen waren für die Entwicklung sehr hilfreich.
Diese gemeinsame Veranstaltung von Schulmusikern, Musikschulen und Laienmusikverbänden an einem Wochenende
im Zentrum der Landeshauptstadt präsentierte die vielfältigen Formen musikalischer Aktivitäten
Jugendlicher von Volksmusik bis Klassik, vom Sprechchor zur A-capella-Gruppe, von Jazz über Rock zur Weltmusik
bei Konzerten und Workshops. Das Festival wurde seitdem im zweijährigen Turnus wiederholt und erreichte
durchschnittlich 250.000 Besucher.
Letztendlich konnte dann mit einem gemeinsam entwickelten Konzept auch die zuständige niedersächsische
Kultusministerin, Frau Renate Jürgens-Pieper, als Partnerin und Schirmherrin für eine niedersächsische
Aktion gewonnen werden.
Anlässlich des Besuches einer Veranstaltung der Musikpädagogischen Werkstätten in
Niedersachsen wurde vereinbart, eine Aktion durchzuführen, die unter dem Bundesmotto Hauptsache:Musik
als Schwerpunkt in Niedersachsen Begegnungen zwischen Schulen und schulischem Musikunterricht und anderen Institutionen
der Musikkultur in Niedersachsen modellhaft in den Mittelpunkt stellen sollte. Und ein eigenes Logo sollte es
sein, mit dem sich die Zielgruppe an den Schulen auch identifizieren konnte. Und so wählten die kids
einer Hemminger Gesamtschule in einem Pre-Test einen tanzenden Notenschlüssel als Symbol aus.
Der Landesmusikrat griff diese Anregung auf und diskutierte auf zwei weiteren Arbeitstagungen Anfang 2000
mit den beteiligten Verbänden im Institut für Musikpädagogische Forschung der Hochschule für
Musik und Theater Hannover Möglichkeiten und Inhalte eines Aktionsprogramms. Das Vorhaben fand die ungeteilte
positive Resonanz aller teilnehmenden Verbände, die ihre Mitarbeit zusagten. Insbesondere sah man die Chance
Schulen gegenüber der Musikkultur zu öffnen, um den Musikunterricht praxisnah zu gestalten,
Kooperationen zwischen schulischem Musikunterricht, Musikvereinen, Kirchenmusik und Musikschulen zu initiieren,
die vielfältigen Möglichkeiten der Teilhabe an Musikkultur Schülerinnen und Schülern
zu erschließen,
die reichhaltigen Aktivitäten und Projekte schulischen Musikunterrichts der Öffentlichkeit präsentieren
zu können,
über eine Informationsbroschüre innovative Ideen, Möglichkeiten der Kooperation und Praxiserfahrungen
einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen,
die Lehrerfortbildung im Sinne eines gegenüber der niedersächsischen Musikkultur offenen Unterrichts
zu stärken
das musikalische Ausdruckspotenzial der Schülerinnen und Schüler zum Beispiel über Wettbewerbe
zu wecken und zu fördern,
dem zeitgenössischen Musikschaffen im Rahmen des Bildungsauftrags der Schule mehr Beachtung zu geben
die Leistungsfähigkeit der niedersächsischen Musikkultur im Zusammenwirken von Schule und außerschulischen
Institutionen zu steigern,
Synergieeffekte durch neue Kooperationsanregungen und -beispiele zu bewirken.
Auf Empfehlung des Landesmusikrates richtete das Kultusministerium nach den Sommerferien 2001, analog zu Koordinatorenstellen,
wie sie im Sportbereich bereits vorhanden sind, für den zukunftsweisenden Brückenschlag zwischen
Schule und Musikkultur eine Koordinationsstelle im Kultusministerium vorerst für den Zeitraum von zwei
Schuljahren ein. Die Stelle ist mit dem bisherigen Fachmoderator Musik für Gesamtschulen
Hans Walter fachkompetent besetzt worden.
Am 17. Oktober konnten dann die niedersächsische Kultusministerin und der Präsident des Landesmusikrates
Niedersachsen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz die Programmbroschüre vorstellen und das Konzept erläutern.
Im Programm Hauptsache:Musik Niedersachsen finden sich eine Fülle von Angeboten und
Ideen für Kooperationsmodelle zwischen Schulen und den zahlreichen musikkulturellen Einrichtungen in Niedersachsen.
Viele bereits bestehende Aktivitäten wie Schulen musizieren Landesbegegnung Niedersachsen,
Musikpädagogische Werkstätten, Fortbildungsprogramme der pädagogischen Fachverbände
sowie regionale Musiklehrerfortbildung in Kooperation mit den musikpädagogischen Seminaren der niedersächsischen
Hochschulen, Kurse des Landesmusikrates oder Schulkonzerte der Niedersächsischen Musiktage sind Bestandteil
des Programms. Als besondere Schwerpunkte seien herausgestellt:
Ein gelungenes Beispiel von Klassenmusizieren sind die Bläserklassen. Nach sechs Jahren bestehen diese
an etwa 30 Schulen in Niedersachsen und es liegen positive Erfahrungen vor, in der Zusammenarbeit von Schule
und anderen Einrichtungen wie Musikschule, Musikverein oder Privatmusikerzieher ganze Klassen an das instrumentale
Musizieren heranzuführen und zum Musizieren im Musikverein in der Freizeit vorzubereiten. Gerade das
Modell der Bläserklassen in der Orientierungsstufe, das inzwischen auch auf die Sekundarstufe
I erweitert wurde, konnte deutlich machen, wie effizient die Zusammenarbeit der verschiedenen Bereiche funktionieren
kann. Diese Initiative soll innerhalb der Hauptsache:Musik ausgedehnt werden. Mit Unterstützung
der niedersächsischen Sparkassenstiftung konnte für vorerst zwei Jahre ein Fonds geschaffen werden,
der in der Aufbauphase mit einer einmaligen Zuwendung die Instrumentenbeschaffung für geplante zwanzig
weitere Bläserklassen unterstützt.
Am 25. Mai werden zirka 1.500 Schüler aus verschiedenen Bläserklassen Niedersachsens nach Hannover
reisen und ihr Beispiel von Klassenmusizieren lautstark und unüberhörbar bei einem großen
Straßenfest in der Innenstadt der Öffentlichkeit präsentieren.
Während des Musiziertags an Grundschulen vom 10. bis 16. Juni 2002 soll es an möglichst
vielen Grundschulen Niedersachsens musikalische Veranstaltungen gemeinsam mit regionalen Musikern, Chören,
Musikzügen und den regionalen Musikschulen geben.
So wird etwa in Ochtersum unter dem Titel Ein Dorf macht Musik das musikalische Leben unter der
Beteiligung vieler Bewohnerinnen und Bewohner aktiviert. Für diese Aktion war insbesondere das über
die dienstlichen Belange hinausgehende Engagement der Schulmusiker gefragt. Die bisherige Resonanz macht deutlich,
dass die faulen Säcke (Zitat Gerhard Schröder) doch sehr aktiv sind und gerade die Idee
der Vernetzung der Arbeit an den Grundschulen mit außerschulischen Aktivitäten vom Blasorchester
bis zum Kirchenchor in vielfältiger Form umsetzen.
Seit über zehn Jahren kommen bereits Musikmobile und Rockmobile an für projektorientierte Bandworkshops
an Schulen. So werden besonders im ländlichen Raum Niedersachsens von musikpädagogisch qualifizierten
Musikern Jazz-, Rock- und Popseminare angeboten.
Durch Unterstützung der Lotto-Stiftung können sich Schulen um einen Workshop und Auftritt der
Profiband Jazzkantine bewerben. Dabei wird angestrebt, dass dieses Angebot nicht ein einmaliger
Event bleibt, sondern sich daraus Impulse für die musikalische Arbeit an den Schulen ergeben und länger
anhaltende Kontakte zwischen Schulen und jungen Musikern ergeben.
Die Aktion bezieht auch die niedersächsischen Musiktheater ein. In der Programmbroschüre werden
alle Aktivitäten im Bereich Kinder, Jugend und Schule der Theater aufgelistet. Dabei werden Schülerinnen
und Schülern Einblicke hinter die Kulissen gewährt, Dramaturgen und Musiktheaterpädagogen kommen
in den Unterricht und Gesprächskreise mit Künstlern werden arrangiert.
So wird der Musikunterricht inte-ressant, spannend und praxis- und erlebnisorientiert.
Auch die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik ist Bestandteil des Programms. Bei einem besonderen
Interpretationswettbewerb Musik unserer Zeit sollen für einen Hörabend oder ein Konzert
in der Schule mit Werken lebender Komponistinnen/Komponisten Texte als Konzerteinführung für die
Eltern, in der Art eines ausführlichen CD-Booklets oder in einer multimedialen Form, gestaltet werden.
Was in Niedersachsen unter der Überschrift Vernetzung innerhalb der Hauptsache:Musik
gelungen ist, wird nun hoffentlich auch zum Impuls für andere Bundesländer, entsprechende gemeinsame
Aktionen zu entwickeln, um als derzeitigen Schwerpunkt besonders den schulischen Musikunterricht zu sichern
und weiter zu entwickeln. Hauptsache:Musik in Niedersachsen fordert die anderen Länder auf,
die Website www.hauptsachemusik.nibis.de
zu besuchen und rücksichtslos Ideenklau zu betreiben.
Und damit wären wir wieder beim Deutschen Musikrat und der Vernetzung auf Bundesebene. Einer der ersten
Links der Website Hauptsache: Musik Niedersachsen wurde im Dezember 2001 zur Website der
Bundesaktion geschaltet. Ruft man jedoch hauptsache-musik.net auf, findet sich bis heute leider
keine Möglichkeit, auf die niedersächsische Seite zu wechseln.