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Ausgabe 2002/04
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nmz 2002/04 | Seite 24
51. Jahrgang | April
Pädagogik

Geständnisse
eines Musikschulleiters a. D.

Familiären Raum schaffen Im Geiste sitze ich wieder in meinem alten nterrichtszimmer, vor 35 Jahren nur ein einfaches Zimmer, eine für den Musikunterricht umfunktionierte Garderobe. Aber das war damals nicht so wichtig. Wichtiger war und blieb die Frage: „Welche Aufgabe stellt sich dieser Musikschule in Lahr, einer kleinen Stadt an den Hängen des mittleren Schwarzwaldes?“ Schließlich war ich kein Privatlehrer, auch kein Vermittler von Privatunterricht, sondern verantwortlich für eine städtische Einrichtung, eine Musikschule, unterstützt mit öffentlichen Mitteln, also Steuergeldern, die alle Bürger zu zahlen haben.

Es war ja nicht so, als ob es damals keinen Instrumentalunterricht in der Stadt gegeben hätte; fünf Blaskapellen, zwei Akkordeonvereine und diverse Gesangsvereine sind nicht gerade wenig für eine Stadt mit zirka 40.000 Einwohnern. Aber trotz dieser zahlreichen musikalischen Aktivitäten und Angebote gab es doch kaum ein Orchester an den allgemeinbildenden Schulen, das diesen Namen verdient hätte. Schwer zu glauben, aber wahr ist, dass keiner der Eltern, geschweige deren Kinder, sich unter einem Fagott oder Englisch Horn etwas hätte vorstellen können. Es gab also Defizite, und diese Defizite auszufüllen, hatten wir uns zum Ziel gesetzt. Anders gesagt, die Musikschule sollte mit ihrem Angebot Aufgaben erfüllen, wozu ansonsten in der Stadt niemand willens oder in der Lage war. So konzipiert war die Musikschule von Anfang an weder Konkurrenz noch überflüssiges, mit öffentlichen Mitteln subventioniertes Zusatzangebot.

Ein überzeugendes Argument übrigens für die politisch Verantwortlichen jeder Couleur, aber auch eine Herausforderung für die Musikschule und ihre Mitarbeiter, der Pflicht zur ständigen Überprüfung und Beurteilung der eigenen Tätigkeit und ihrer Resultate! Wir selbst brauchten nur die Beeinflussung durch Medien und Umfeld zu beobachten um zu erkennen, wo unsere Ansatzpunkte zu liegen hatten: In der Vermittlung unserer eigenen musikalischen Kultur und Geschichte! Bach, Beethoven, Brahms, Strauss sollten in dieser Stadt nichts Fremdes oder Exotisches bleiben. Die Volksmeinung in allen Ehren, aber wer würde denn allen Ernstes behaupten wollen, eine Sammlung von Lore-Romanen sei nur deshalb schon eine literarische Bibliothek, weil sie oft gelesen werden?

Eine weitere wichtige Entscheidung war die, auf welche Weise wir den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen unsere Vorstellungen von Kultur, von Musik dieser Welt auf einfache und wirkungsvolle Weise nahe bringen könnten. Wie bei so vielen Fragen lohnte es sich auch damals schon, offenen Blickes um sich zu schauen, um Beispiele und Anregungen zu erhalten.

Mein großartiger und hochverehrter Lehrer George Neikrug, dem ich so unendlich viel zu verdanken habe, hatte schon seinerzeit in Detmold gefragt, „wo sind denn eure Trios und Streichquartette, von denen ich in Boston immer gehört habe, wo sind denn eure musizierenden Familien?“. Auch dieses alles ein Opfer des Zweiten Weltkrieges! Aber wir waren ja nicht nur Nachfahren des unglückseligen Dritten Reiches, sondern auch Erben einer großen kulturellen Tradition. Wer in Deutschland Musik fördern und vermitteln will, hat bei uns genügend Vorbilder. Jetzt mussten wir nur noch die familiäre Atmosphäre schaffen: Die Musikschule als musikalische Familie für alle Kinder und Jugendlichen, die dabei sein wollen!

Klaus Matakas

 

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