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nmz-archiv
nmz 2002/04 | Seite 39
51. Jahrgang | April
Jazz, Rock, Pop
Dee Dee Bridgewater singt Weill
Seit den 40er-Jahren gehören die Lieder des Dreigroschenoper-Komponisten Kurt Weill zum Great
American Songbook. Und doch verbindet die Jazzer eher eine etwas unglückliche Liebe mit den Songs.
Losgelöst vom Theaterkontext verlieren sie manchmal ihre Magie. Nur wenige der Lieder aus Berlin und vom
Broadway wurden deshalb zu wirklichen Jazzstandards: Mack The Knife, September Song,
My Ship oder Speak Low. Die Liste der Interpreten reicht von Bertolt Brecht und Lotte
Lenya über Gil Evans und Miles Davis bis zu Charlie Haden und Betty Carter. Zwei geglückte Tribute-Alben
produziert von Hal Willner führten in den 80ern und 90ern zu einer Weill-Renaissance, an
der Jazzer wie Charlie Haden oder John Zorn beteiligt waren. Und nun hat sich also auch Dee Dee Bridgewater
an Weill herangewagt. Der link dürfte Mackie Messer gewesen sein, der Gassenhauer,
den einst auch Dear Ella verjazzt hatte. Zum verspielten Showstopper gerät ihr der Drei-Groschen-Song
auf ihrem Weill-Album This Is New (Verve), Pink Panther-Pfotenspuren eingeschlossen.
Und natürlich guckt ihr dabei auch Mack Satchmo über die Schulter, was in Ordnung ist.
Die großen Balladen werden von ihr leider hier hastig vergeigt, wie Lost In The Stars. Bei
ihrem Youkali-Tango gerät Sehnsucht gar zur Pose. Einst in den 70ern hatte Dee Dee Bridgewater
im Musical The Wiz die gute Hexe Glinda verkörpert. Von deren magischen Kräften ist bei
dieser herzlosen und leider auch langatmigen Produktion nur noch wenig übrig geblieben. Vielleicht
bringt Dee Dee Bridgewater Kurt Weill aber live zum Strahlen.
Tour-Termine:
13.4. Leipzig, Gewandhaus; 18.4. Hamburg, Musikhalle; 19.4. Berlin, Haus der Kulturen der Welt; 20.4. Baden-Baden,
Festspielhaus; 21.4. Frankfurt, Alte Oper; 24.4. Stuttgart, Liederhalle; 26.4. München, Philharmonie;
27.4. Köln, Philharmonie.