[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2002/04 | Seite 19
51. Jahrgang | April
Rezensionen
Soundtracks
Vanilla Sky, Reprise/WEA 9362-48109-2
Öffne deine Augen!, das ist das Motto des neuesten Cameron Crowe-Films mit Tom Cruise. Und
wie immer muss man bei dem ehemaligen Rolling Stone-Schreiber Crowe (Almost Famous)
natürlich auch die Ohren öffnen. Den Titelsong schrieb Paul McCartney im alten Früh-70er-Stil.
Er passt glänzend in den Soundtrackteppich aus Klassikern von Todd Rund-gren, Bob Dylan, Peter Gabriel
und The Monkees. Mit dabei sind allerdings die wichtigsten zeitgenössischen Acts wie The Chemical Brothers,
Sigur Ros, Leftfield oder Radiohead. Und so ergibt sich eine ganz eigentümliche Mischung aus Sentiment
und kalter Hysterie.
Taking Sides Der Fall Furtwängler, DGG 471 564-2
Er habe einen Drahtseilakt zwischen Exil und Galgen vollführt, behauptet Wilhelm Furtwängler
im neuesten Film des Mephisto-Regisseurs Istvan Szabo. Es ist die Verfilmung des Theaterstücks
Taking Sides, das die Entnazifizierung des legendären Dirigenten aufgreift. Stück und
Film spielen in der unmittelbaren Nachkriegszeit, und so kam es bei diesem Soundtrack zu einem kruden Stil-Mix
aus Fragmenten Beethovens Fünfter und Bruckners Siebter (interpretiert von Wilhelm Furtwängler und
Daniel Barenboim), Glenn-Miller-Swingnummern und Kalinka-Träumen.
A Beautiful Mind, Decca 016 191-2
Russell Crowe als genial-verrückter Mathematiker Nash. Dazu passt der sinfonische Score des Titanic-Komponisten
James Horner, der hierfür ein hypnotisches Hauptthema geschrieben hat, das in manchen Momenten an E.T.
erinnert. Als Außerirdischer dürfte sich manchmal auch Nash gefühlt haben, und so ist Horners
musikalisches Konzept gar nicht so abwegig. Jenseits dieser Welt und doch durch und durch Hollywood.