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nmz-archiv
nmz 2002/06 | Seite 4
51. Jahrgang | Juni
Cluster
Malen nach Noten
Die Musikindustrie, namentlich die phonographische Wirtschaft, gibt sich viel Mühe, CDs so zu sichern,
dass man sie am Computer nicht kopieren kann. Einige Kopierschutzprogramme sind mittlerweile im Umlauf
und die meisten sind mittlerweile geknackt. Die Mühe hätte man sich also sparen können, auf beiden
Seiten. Der Computerzeitschrift Chip übersandte ein experimentierfreudiger Leser einen Tipp,
die CDs mit einfachsten mechanischen Mitteln auch für den Computer lesbar zu machen. Mit einem Post-It,
an der richtigen Stelle angebracht, kann man die Kopierschutztechniken Cactus Data Shield 100/200
und Key2Audio überlisten und umgehen. Statt mit Post-It geht es auch mit einem wasserlöslichen
schwarzen Filzstift. Hoppla! So einfach kann es sein.
Viele CDs werden jedoch nicht an diesem schwarzen Strich erkennbar sein. Der böse Kopierer benötigt
ja nur eine Vorlage, die kopierten CDs versieht er für gewöhnlich nicht mit einem Kopierschutz. Obwohl,
eigentlich sollte der Pirat genau das tun, damit seine Kopien nicht selbst Opfer von anderen Piraten werden.
Den gewöhnlichen CD-Hörer interessiert der Kopierschutz sowieso nicht, weil er entweder solche CDs
erst gar nicht kauft oder weil er in der glücklichen Lage ist, einen CD-Spieler zu besitzen, der alles
abspielt (im Notfall kauft man sich eben einen von der phonographischen Industrie zertifizierten CD-Player.
Ach, den gibts noch nicht? Der kommt da kann man Filz fressen mit Sicherheit: Für den
Sony-Schutz der Sony-Player, für den Zomba-Schutz der Zomba-Player...). Weil auf den Geräten dann
ohnehin Urheberabgaben drauf sind, verdienen auch alle Urheber prima mit. Neuer Reichtum und ungeahnte Kreativität
breiten sich aus, die Wirtschaft wird angekurbelt, die Arbeitslosenquote sinkt ins Bodenlose. Es lebe der Kopierschutz.
Kopierschutz ins Wahlprogramm.