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nmz-archiv
nmz 2002/06 | Seite 26
51. Jahrgang | Juni
Laienmusik
Rosamunde erobert die Welt
Zum 100. Geburtstag von Jaromir Vejvoda
Ein ansteckendes, glückliches Leuchten geht über das Gesicht von Josef Vejvoda, wenn er den Taktstock
hebt und hunderte von Musikern die Polka Rosamunde anstimmen. Der Welthit ist das Vermächtnis
seines Vaters Jaromir Vejvoda. Ihren 75-jährigen Geburtstag feiert die Polka heuer und selbst die jungen
Musiker verschiedener Nationen, die sich bei der Saxoniade zusammengefunden hatten, um gemeinsam die Polka zu
spielen, sie alle kennen den Text dazu in ihren Heimatsprachen.
Rosamunde schenk mir dein Herz und dein ja, sagen die einen die den bekanntesten Text von Klaus
S. Richter kennen. Andere kennen das Spottlied aus den Fünfzigern Rosamunde schenk mir dein Sparkassenbuch
und wieder andere intonieren mit koda lásky den tschechischen Text.
Will Glahe bekam im Jahr 1938 eine goldene Schallplatte für die Rosamunde, und im fernen Amerika tritt
die Beer Barrel Polka, wie sie dort genannt wird, einen Siegeszug ohnegleichen durch die Orchester
und Kneipen an. Ein richtiger Shooting Star, wie man heute sagen würde, ist diese kleine Melodie, die Erstlingskomposition
des damals 25-jährigen Jaromir, der damals gerade seit einem Jahr die Kapelle seines Vaters in Zbraslav
übernommen hatte und noch nie etwas Eigenes gespielt hatte.
Er nannte diese kleine Polka Modranská Polka. Erst nach sieben Jahren instrumentaler Präsentation
traf er auf Vasek Zeman, der den Text Schade um die Liebe schrieb.
Die Erinnerung an den berühmten Vater halten die drei Söhne Jaromir, Jirí und Josef hoch.
Sie gründeten ein internationales Blasorchesterfestival Vejvodava Zbraslav, das heuer vom 27. bis 29. September
wieder alle Freunde der böhmischen Musik zusammenführen wird. Ein ganz besonderes Jahr ist es, dieses
2002, denn wer zum 100. Geburtstag an Jaromir Vejvoda denkt, der kann in einem Atemzug seine komponierenden
Landsleute Karel Vacek und Josef Poncar nennen. Sie alle kamen im März 1902 auf die Welt und sie haben
miteinander Musikgeschichte geschrieben.
Die Musik des Jaromir führt sein Sohn Josef weiter, er leitet die Kapelle seines Vaters und dirigiert
das Salonorchester. Seine Liebe gehört jedoch dem Jazz. Ohne Berührungsängste spielt er die Erfolgsmelodie
mit dieser ungewöhnlichen Besetzung. Ob dem Sohn Josef mit der Polka Kvetuka für
seine Frau oder dem Walzer Kam se ztrácí mládí echte Welthits gelungen
sind, bleibt abzuwarten.