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nmz-archiv
nmz 2002/06 | Seite 1
51. Jahrgang | Juni
Titelbild
Warten auf ...
... Odysseus: Vom hohen Turm schaut Pénélope hinaus aufs Meer nach einem Schiff, das ihr den
ersehnten Mann zurückbringen möge. Der Chemnitzer Oper ist es zu danken, endlich wieder einmal auf
die einzige Oper des französischen Komponisten Gabriel Fauré aufmerksam gemacht zu haben.
Foto: Dieter Wuschanski
Faurés Pénélope folgt in ihrer Handlungsführung der Odyssee
vom 18. bis 24. Gesang, verzichtet jedoch auf das Eingreifen der Göttin Pallas Athene im Kampf gegen die
Freier. Fauré bezeichnet sein im Jahre 1913 in Monte Carlo uraufgeführtes Werk als Poème-lyrique,
womit schon auf die Tendenz zur Verinnerlichung des Geschehens hingewiesen wird. Der Musik gelingt es, feinste
psychische Vorgänge in ihren Klängen und Lineaments aufzufangen und zu spiegeln. Ihrer oft kammermusikalischen
Struktur ist ein fast abstrakter Gestus eigen, der Innenvorgänge eher beschreibt als in aufwallende Klangaufsteilungen
bettet. In gewisser Weise weist Faurés Pénélope über Debussys ähnlich
organisierten Pelléas hinaus. Fast mehr noch als Debussys Oper markiert Pénélope
den Übergang zur Moderne. Oper wird überführt in ein Psychogramm, das die Musik mit
feinsten Strichen zeichnet. Die Aufführung der Chemnitzer Oper (Inszenierung: Arila Siegert, Dirigent:
Fabrice Bollon) besaß hohen Rang, entwarf szenisch und musikalisch ein Panorama, in dem Pénélope
ihre Modernität aufzeigte. (Kritik Seite 54).