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VdM
nmz-archiv
nmz 2002/06 | Seite 28
51. Jahrgang | Juni
Verband deutscher Musikschulen
Musik macht Menschen Motto ist Programm
Zum Musizieren mit Behinderten an Musikschulen
Der Deutsche Musikschultag 2002 hat ein ambitioniertes Motto, das auf die positiven Wirkungen der Musik auf
die Persönlichkeitsbildung hinweist: Musik macht Menschen. In der Arbeit der Musikschulen mit
behinderten Menschen beweist jeder Schüler und jede Schülerin ebenso wie jedes Ensemble immer wieder
aufs Neue, wie individuell wertvoll die aktive Beschäftigung mit Musik oder kurz gesagt das Musikmachen
als solches ist.
In der Bochumer Band Just Fun musizieren Behinderte mit Nichtbehinderten
zusammen und begeistern ihr Publikum, weil sie selbst begeistert sind. Am 14. Juni treten sie beim Auftakt
zum Deutschen Musikschultag im Audimax der Ruhr-Universität Bochum für Aktion Mensch
auf. Foto: Andreas Große
Vor über 20 Jahren führte der VdM unter Leitung von Professor Dr. Werner Probst in Bochum den Modellversuch
Instrumentalspiel mit Behinderten durch. Es wurde ein Berufsbegleitender Lehrgang entwickelt, der
Musikschulpädagogen für diese besondere Aufgabe vorbereitet. Seitdem ist die Zahl der Musikschulen,
die Angebote für Menschen mit Behinderung machen oft in Zusammenarbeit mit Einrichtungen der Sonderpädagogik
, auf fast 500 geklettert. Für Zehntausende von Menschen (aktuell sind es fast 7000 Schülerinnen
und Schüler) mit den verschiedensten Formen einer Behinderung hat sich auf diese Weise ein Weg in die Welt
der Musik erschlossen. Aber mehr noch: Das Musizieren ist für viele ein Medium, sich mitzuteilen, sich
ohne Worte emotional zu reflektieren. Das Musizieren ist ein willkommener Anlass, mit anderen Menschen
behindert oder nicht Sinnvolles gemeinsam zu tun, ist als Prozess ein sozialer Akt und in seinem Gelingen
ein schöpferischer Moment.
Um das öffentliche Augenmerk schwerpunktmäßig auf diese Arbeit der Musikschulen zu richten,
hat der VdM aus Anlass des Deutschen Musikschultages 2002 seine Musikschulen zu Benefizaktionen zu Gunsten der
Deutschen Behindertenhilfe Aktion Mensch aufgerufen. Über 120 Musikschulen werden diesen Aufruf
aktiv in die Tat umsetzen. An vielen Orten werden Musiker mit Behinderung bei den Präsentationen der Musikschulen
mit von der Partie sein. Die Spendensumme wird bei der VdM-Bundesversammlung am 7. September vom VdM-Vorsitzenden
Dr. Gerd Eicker an Aktion Mensch überreicht, als ein hoffentlich nicht kleines Geschenk des
VdM zu seinem 50-jährigen Jubiläum.
Bei der Auftaktveranstaltung des VdM zum Deutschen Musikschultag am 14. Juni in Bochum wird Aktion Mensch
mit der integrativen Band Just Fun einen Musikbeitrag stellen, um die Spendenaktion zu thematisieren.
Der Name des von Claudia Schmidt geleiteten Ensembles, das an der Bochumer Musikschule beheimatet ist, ist
Programm: Musik soll Spaß machen sowohl den Musikern wie auch dem Publikum. Deshalb covern die
18 behinderten und nicht behinderten Musiker auch alles, was ihnen gefällt: vom Schlager über Pop,
Jazz, RocknRoll bis hin zur Weltmusik. Mehr und mehr kommen auch eigene Stücke hinzu. Der individuelle
Charakter und die Fähigkeiten der einzelnen Musiker sind Ausgangspunkt der Arrangements und bestimmen den
Just Fun-eigenen Stil. So steht es in einer Broschüre, die Aktion Mensch
unter dem Titel Hast du Töne? als Bestandteil ihrer Jugendkampagne re:spect herausgibt.
Die Bochumer Musikschulband wird hier neben anderen Musikern mit Behinderungen genannt, angefangen vom tauben
Beethoven bis zum blinden Stevie Wonder oder dem an Kinderlähmung leidenden Geiger Itzhak Perlman. In der
Ausgabe 1/2002 hat Aktion Mensch in der Zeitschrift Das Magazin einen lebendigen Artikel
über die Band und ihre Probenarbeit gebracht (Einzelexemplare erhältlich beim VdM, eMail: vdm@musikschulen.de
oder Fax 0228/95706-33).
Wir probieren sehr viel aus und improvisieren. Und ich versuche immer mehr auf den einzelnen Spieler
und seine Fähigkeiten einzugehen, indem ich die Stücke aufteile und schaue, wer welchen Part davon
übernehmen kann, beschreibt Claudia Schmidt den Weg, wie auch Mehrfachbehinderte als vollgültige
Ensemblemitglieder mitwirken können. Und bei allen hier und da auftretenden Mühen schaffen es die
Mitspieler immer, mit einem Lächeln aus der Probe zu gehen.
Festival und Symposion zur Behindertenarbeit
Anlässlich des Deutschen Musikschultages veranstaltet der Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs
gemeinsam mit der Musik- und Singschule Waghäusel sowie der Stadt Waghäusel am 15. und 16. Juni 2002
ein landesweites Festival und Symposion zur musikalischen Arbeit mit behinderten Menschen. Diese Veranstaltung
ist gleichzeitig ein Highlight im Rahmen des Festivals der guten Taten zugunsten der Aktion Mensch,
dessen Bundeshauptstadt Waghäusel 2002 ist.
Am Samstag, den 15. Juni, werden eine Reihe von Fachvorträgen und Workshops mit hochkarätigen Dozenten
angeboten. Dabei wird es sowohl um Instrumentalspiel mit behinderten Menschen wie auch um musiktherapeutische
Maßnahmen an Musikschulen gehen. Das Symposion richtet sich daher neben Musikschullehrkräften auch
an Lehrkräfte von allgemein bildenden Schulen und Sonderschulen sowie an Musiktherapeuten. Am Sonntag,
dem 16. Juni, wird das Symposion mit einem Vortrag sowie einer abschließenden Podiumsdiskussion fortgesetzt.
Im Rahmen der Benefizaktion des VdM zugunsten von Aktion Mensch kommen e 10,- der Teilnahmegebühr
am Symposion der Aktion Mensch zugute.
Auch die interessierte Öffentlichkeit ist eingeladen, am Festival teilzunehmen. Am Samstag Abend gibt
es ein Fest mit afro-brasilianischer Musik, am Sonntag musizieren Gruppen mit behinderten Menschen von Musikschulen
aus Baden-Württemberg. Parallel dazu findet eine Instrumentenausstellung statt. Am Samstag Nachmittag wird
außerdem eine Spielaktion für Kinder angeboten.