Bundeswettbewerb Jugend musiziert 2002: eine Bilanz mit Medienecho
Schon bei Wettbewerbs-Beginn stand zu vermuten, was sich dann am Ende in konkreten Zahlen manifestierte: Jugend
musiziert ist das erfolgreichste Festival für Deutschlands musiktreibende Jugend. Hohe Teilnehmerzahlen
und eine eindrucksvolle Preisstatistik einerseits, auf der anderen Seite stand ein wachsendes Medieninteresse,
das sich ebenfalls in einer Rekord-Auflage niederschlug. Am 39. Bundeswettbewerb Jugend musiziert
hatten sich 1.625 junge Musikerinnen und Musiker beteiligt, die in 777 Wertungsspielen 175 erste, 219 zweite
und 157 dritte Bundespreise für solistische und kammermusikalische Leistungen erhalten hatten. Auf jeden
einzelnen Teilnehmenden bezogen bedeutete dies, dass 375 von ihnen einen ersten, 449 einen zweiten und 354 einen
dritten Bundespreis zuerkannt bekommen hatten.
Nun liegt sicherlich eine der Ursachen für den Teilnehmerrekord in der Ausschreibung von Jugend
musiziert 2002 begründet: In einzelnen Ensemble-Kategorien können sich bis zu 13 Mitglieder
beteiligen. Aber die hohe Bereitschaft zur Teilnahme bei Jugend musiziert ist auch ein Beleg dafür,
dass das Ausbildungs-Niveau der Musiklehrer und in den Musikschulen beständig steigt, wodurch immer mehr
Musikschülerinnen und -schüler die anspruchsvollen Teilnahmebedingungen erfüllen.
Die 12-jährige Anna Euen ist Mitglied eines Horn-Quartetts aus Braunschweig.
Foto: Jugend musiziert
Nicht zuletzt wird der Wettbewerb in zunehmendem Maße von musiktreibenden Jugendlichen als Prüfstein
genutzt, um ihren jeweiligen aktuellen Ausbildungsstand festzustellen: In keinem anderen Nachwuchsmusikwettbewerb
kann man sich mit so vielen Musikern derselben Altersstufe messen.
Bundeswettbewerb Jugend musiziert mit Rekordbeteiligung, titelten die Tageszeitungen
bundesweit bereits seit Ende April und vier Wochen später, am Monats- und Wettbewerbs-Ende war 40 Millionen
Mal in gedruckter Form über Jugend musiziert berichtet worden.
Der Wettbewerb Jugend musiziert war 2002 ausgeschrieben für die Solokategorien Harfe, Klavier
und Gesang, in der Gruppenwertung für Streicher-, Bläser und Akkordeon-Ensembles und in der Wertung
Neue Musik. Diese Kategorie, die nach 1999 zum zweiten Mal im Wettbewerb angeboten wurde, gab Jugend
musiziert in diesem Jahr einen ganz neuen Charakter und fand auch in der Medienöffentlichkeit derartigen
Widerhall, dass drei Tageszeitungen in plakativer Verkürzung der Wettbewerbs-Tatsachen schließlich
frivol titelten: Jugend musiziert in diesem Jahr erstmals mit E-Gitarren.
Bewiesen werden kann jedoch, dass im Gegensatz zu früheren Wettbewerben, in denen eher klassische
Werke des Standard-Repertoires Vorrang hatten, im Wettbewerbs-Jahr 2002 nun auffällig viele junge Leute
Unerhörtes spielten: elektronische oder exotische Instrumente wie CD-Player, Synthesizer oder
Tonband, Didgeridoo und Klarina bis hin zum Einsatz von Haarfön und Kaffeemaschine. Kontinuierlich setzte
sich der Trend zum Ensemble-Spiel im Jahr 2002 fort: Von den insgesamt 1.625 Teilnehmenden hatten sich rund
70 Prozent zu den verschiedenen Ensemble-Wertungen angemeldet. Nicht zuletzt für den Preisstifter, das
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend galt dies als ein wichtiger Erfolg, denn er
zeigte, dass der Wettbewerb nicht nur zu individuellen Höchstleistungen, sondern auch nachhaltig zum gemeinsamen
Musizieren animiert.
Der nach wie vor hohe Frauenanteil im Bundeswettbewerb lag in diesem Jahr bei 60 Prozent. Die Zunahme war auch
in jenen Instrumentalbereichen zu verzeichnen, die früher als typisch männlich galten,
wie Schlagzeug oder Blechblasinstrumente. Geradezu euphorisch griffen die Medien dieses Thema auf und kommentierten
dies mit der sachlichen Feststellung Immer mehr Mädchen spielen Schlagzeug (Stuttgarter Zeitung),
in aggressiv-athletischer oder apokalyptischer Manier Mädchen schlagen zu (Badische Zeitung),
Männerdomänen in der Musik wanken (Die Kitzinger), kokett oder genervt wurde formuliert
Die Mädchen zieht es zum Blech (Weser-Kurier), Mehr Frauen machen Krach (Syker
Kreiszeitung), bis hin zur Umbenennung des Wettbewerbs in Mädchen musizieren (Westdeutsche
Allgemeine Zeitung).
Absolutes Highlight im Mädchen-Chor war jedoch die Bunte, die in ihrer Kolumne Trend-Börse
kräftige Mädchen, die typische Männerinstrumente wie Tuba, Trompete oder Schlagzeug spielen unter
In subsumierte.
60.000 Euro Preisgeld
Im Wettbewerb Jugend musiziert 2002 wurden Stipendien, Förderprämien und Sonderpreise
in einer Gesamthöhe von etwa 60.000 Euro vergeben: Unter anderem verlieh die Deutsche Stiftung Musikleben
an die Höchstpunktierten einiger Kategorien Sonderpreise im Gesamtwert von rund 23.000 Euro und den mit
6.000 Euro dotierten Eduard-Söring-Preis an das Hamburger Streich-Quartett Hellen und Katharina Weiß,
Marcel Stierl und Alma-Sophie Starke. Die Sparkassen-Finanzgruppe zeichnete die Geschwister Franziska und Stefanie
Hofmann mit dem Sparkassen-Preis für Familien-Ensembles aus, der mit 5.000 Euro dotiert ist.
In den Tageszeitungen ihrer Heimatorte wurden die hoch dotierten Preisträger-Ensembles vermeldet.
Musik im Städtedreieck
Mit insgesamt 22 Institutionen allgemein bildende Schulen und Musikschulen, die Universität und
die Musikhochschule lieferten die drei gastgebenden Städte Erlangen, Fürth und Nürnberg
logistischen Support und ermöglichten dadurch die reibungslose Durchführung des Bundeswettbewerbs.
Mit ungeahntem Engagement verhalfen die Printmedien der Region und dazu zählen im engsten Sinn die
Nürnberger Nachrichten mit ihren Bezirksausgaben für Erlangen, Fürth und Herzogenaurach,
die Bild-Zeitung Nürnberg und die Abendzeitung Nürnberg Jugend
musiziert zu Publicity: In einer Gesamtauflage von über zwei Millionen fand der Bundeswettbewerb
Jugend musiziert hier Erwähnung. Der Medienpartner Bayerischer Rundfunk, Studio Franken, sorgte
für Präsenz in Hörfunk und Fernsehen. Die vier Preisträgerkonzerte, das Abschlusskonzert
und speziell auch die Sonderwertung Zeitgenössische Musik, in deren Rahmen der mit 2.500 Euro
dotierte Erlanger Preis verliehen wurde, wurden mitgeschnitten und zu vier Terminen, zwei im Mai,
zwei im Juni, in Ausschnitten ausgestrahlt.
Um Jugend musiziert kommt man nicht herum, weder aus der Sicht musiktreibender Jugendlicher noch
aus der der Medien. Und populär ist der Wettbewerb ganz offensichtlich auch, allen Unkenrufen zum Thema
Elitenbildung zum Trotz. Man darf gespannt sein, mit welchem medialen Ansturm Jugend musiziert im
kommenden Jahr zu rechnen hat, wenn die Kategorie Musical weiteren Zuwachs an Popularität bringt.
Ganz im Sinne des weltberühmten Liedes aus Cabaret: Willkommen, Bienvenue, Welcome!