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nmz-archiv
nmz 2002/07-08 | Seite 39
51. Jahrgang | Aug./Sep.
Jazz, Rock, Pop
Hit & Clips
Joy Denalane: Geh jetzt Diese Sängerin, die aus Südafrika stammt, und ihre Band haben, wo immer sie waren bei den Aufnahmen
(in Stuttgart), im richtigen Moment den richtigen Nektar getrunken: Soul mit etwas Jazz-Touch. Und dann nahmen
sie sich die Zeit, um diesem Lied das angemessene, wirkliche langsame Tempo zu gönnen. Dafür vermag
ein traumwandlerisches Timing für die emotionale Geste im Arrangement des Trennungsschmerzes jeder oberflächlichen
Phrase (Hab ich mich so in dir getäuscht) enorme Tiefe verleihen: ein einzelner Gitarrenschlenker
gleich in der ersten Strophe, ein Snareschlag, ein Basston, der mit der Verletztheit der Leidenden ins Dunkle
abschmiert. Wenn sich Bläsersatz, Streicher und Chor aufschwingen (Du hast Scheiß gebaut)
und in einer spannungsgeladenen Pause wieder zusammensacken, ist es nur schade, dass das Video so konventionell
den Barroom-Klischees folgt.
Cassius ft. Jocelyn Brown: Im A Woman Die neue Single des französischen Duos Boom Bass und Zdar packt den Glamour bei den Hörnern und
schüttet ihn üppig in Bild und Ton aus. Optisch werden die überkandidelten Promofilmchen der
70er-Jahre zitiert. Früher schossen Earth, Wind & Fire oder The Jacksons mit
viel Kometenschweif und Sternenglitzer aus der Welt übergroß ins All, bei Cassius ists die
kräftige Stimme und Figur der Gastsängerin Jocelyn Brown. Der treibende House-Song verträgt diesen
Kick ganz gut, legt er es doch selbst schon unmissverständlich auf den gemeinsamen Nenner der Dancefloor-Euphorie
an. Mag das E-Gitarrensolo als Intro noch auf die falsche Fährte führen, so wird sein Rockkontext
im 4-to-the-floor-Groove von der alles vereinnahmenden Disco-Maschine verschluckt, was ebenfalls,
wie auch die melodiestiftenden Backgroundvocals, den Discowellen in den 70er-Jahren geschuldet ist.