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nmz-archiv
nmz 2002/09 | Seite 55
51. Jahrgang | September
Dossier: 50 Jahre VdM & Geschichte
der Kulturverbände
Stationen eines Bildungsauftrages
50 Jahre VdM: Schlaglichter zur Betreuung und Entwicklung der
Musikschulen in Deutschland
I. Musikschulen vor der VdM-Zeitrechnung
1537: Vor 465 Jahren in Italien erste „Bewahranstalten“
für musikalisch begabte Kinder gegründet.
1801 in Würzburg wird erstmals ein Übe-Institut
gegründet,
1807 in Wien Salieres Singschule,
1808 das Prager Konservatorium,
1815 vom Musikverein Steiermark eine Sing- und Musikschule
in Graz,
1818 ähnlich in Innsbruck, während 1843 Leipzig
den Reigen der späteren Konservatorien, Akademien und Hochschulen
in Deutschland eröffnete.
1918–1929: Aus Initiativen der Jugendmusikbewegung
gründen sich in Stuttgart, Karlsruhe, Hamburg, Berlin, Basel,
Magdeburg, Neukölln, Charlottenburg, Zehlendorf, Bremen, Dessau
erste Musikschulen unter unterschiedlichsten Namen wie Konservatorium,
Singschule, Volksmusikschule, Jugendmusikschule, Volks- und Jugendmusikschule.
1921: Leo Kestenberg postuliert Volksmusikschulen als pflichtgemäße
Unternehmung von Gemeinden in den drei Formen: Singschule, Instrumentalschule,
rhythmisch-gymnastische Schule.
1924: Fritz Jödes programmatischer Aufruf: „Musikschulen
für Jugend und Volk“, um Jugend und Erwachsenen jeden
Alters, beiderlei Geschlechts und jeden Berufs einen Weg in die
Musik suchen zu lassen. – Albert Greiners Bericht „Die
Augsburger Singschule...“, 1905 gegründet. 1925/26 in
Charlottenburg erste Ausbildungskurse für Lehrkräfte an
Volksmusikschulen mit Prüfung.
1927: Die Vereinbarung zwischen preußischem Ministerium,
Tonkünstlerverband und Volksmusikschulen erlaubt (nur) „Singkreise
und Instrumentalspiel im Dienste der Jugendmusik – als Singbewegung,
keine Instrumentalfächer.“ 1928–1930: An der Neuköllner
Volksmusikschule wirken Fritz Jöde und Paul Hindemith. 1930:
Bei der Volksmusik- und Singeschultagung in Bochum-Essen befassen
sich mit der Neubesinnung musikpädagogischer Fragen richtungsweisend
führende Musikpädagogen: Leo Kestenberg, Fritz Jöde,
Freiherr von Waltershausen, Albert Greiner, Hermann Reichenbach,
Georg Götsch, Arnold Ebel, Konrad Ameln, Woldemahr Woehl, Hermann
Erpf.
1933–45: Die Musikschulen für Jugend und Volk
werden in die musikalischen Schulungsformen der Hitlerjugend eingegliedert.
In Österreich sind als „Musikschulwerke“ die Musikschulen
in den österreichischen Ländern
zusammengefasst.
II. 50 Jahre Verband deutscher Musikschulen
1951: Jahrestreffen der Musikantengilde formuliert eine
Denkschrift über die Einrichtung von Jugendmusikschulen, unterzeichnet
vom Arbeitskreis für Hausmusik, Musikantengilde und Verband
gemischter Chöre Deutschlands, ergänzt um „Richtlinien
für die Einrichtung von Musikschulen (Volks-und Jugendmusikschulen)“.
Wilhelm Twittenhoffs programmatische Schrift: „Neue Musikschulen.
Eine Forderung unserer Zeit“ „Inhalt einer Jugendmusikschule
ist alles das, was wir heute unter „elementarer Musikerziehung
und Musikübung zusammenfassen mit den drei Hauptsäulen:
Singen, rhythmische Erziehung, elementares Musizieren“ für
Kinder ab dem 6. Lebensjahr. 1952 (Juni): Gründung des Singschulverbandes
in Augsburg mit über 100 Singschulleitern und -lehrern unter
Josef Lautenbacher und Ludwig Wismeyer.
1952: (7. September auf der Jugendburg Oberwerries bei
Hamm/Westfalen): Zusammenschluss von zwölf Musikschulen im
„Verband der Jugend- und Volksmusikschulen e.V.“ Erster
Vorsitzender ist Wilhelm Twittenhoff (bis 1969).
1953: Mit dem Verband der Singschulen in Augsburg wird
eine Zusammenarbeit vereinbart.
Der Verband der Jugend- und Volksmusikschulen gehört zu den
Unterzeichnern eines Aufrufs „Zur Notlage der Musikerziehung
und Musikpflege“.
1955: Eine „Denkschrift“ des Verbandes gibt
ausführliche Definitionen des Musikschulwesens.
1957: Erste „Richtlinien für die Mitgliedschaft“
werden aufgestellt, um Qualitätsanspruch und Bildungsauftrag
der Musikschulen zu sichern. Das Ausbildungsangebot erweitert sich
nach und nach auf die gängigen Instrumentalfächer.
1959: Entwicklung des ersten Lehrplanwerkes für die
damals unterrichteten Fächer.
1960: Erstmalig erhebt der Verband statistische Daten für
eine Denkschrift zur Situation der Musikschulen in Deutschland.
1961: Für zentrale Planungs- und Leitungsaufgaben
beginnt eine Förderung des Verbandes aus dem Bundesjugendplan.
1963: Der Verband der Jugend- und Volksmusikschulen unterschreibt
den gemeinsamen Aufruf zu den Wettbewerben “Jugend musiziert“
und ist fortan Mitträger dieser bundesweiten Initiative des
Deutschen Musikrates und der weiteren musikpädagogischen Verbände.
Musikschulen bringen zunehmend bis über 50 Prozent aller Wettbewerbsteilnehmer
ein.
1965: Beim Europiano-Kongress in Berlin Vorlage des Klavier-Lehrplanes
als einem der ersten Lehrpläne für den zunehmenden Instrumentalunterricht
an den Musikschulen.
1966: Umbenennung in „Verband deutscher Musikschulen
e.V.“ (VdM), Einrichtung einer Geschäftsstelle in Bremen
unter Diethard Wucher als geschäftsführendem Vorsitzenden.
Erweiterte Strukturen und vermehrtes Unterrichtsangebot in Instrumentalfächern
und Ensemblespiel.
1967: Plan zum Ausbau der Musikschulen in der Bundesrepublik
Deutschland, der allen Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern zugesandt
wird, in denen es noch keine Musikschule gibt. Ab jetzt „Statistische
Jahresberichte des VdM“.
1968: Modellversuch „Musikalische Früherziehung“
mit dem Ziel, die kreative Entwicklung des Kindes zu fördern
und es auf den späteren Musikunterricht vorzubereiten. Musikalische
Früherziehung ist ab 1969 integraler Bestandteil der Musikschularbeit.
1969: Diethard Wucher wird Vorsitzender des VdM (bis 1990).
– Erste Initiative zu einer gesetzlichen Absicherung der Musikschulen
gegenüber den Landtagen aller Bundesländer mit 400.000
Unterschriften. – Der Strukturplan und das Lehrplanwerk des
VdM werden für die Mitgliedschulen verbindlich.
1970: Mit der Gründung eines „Verbandes bayerischer
Sing- und Musikschulen“ als Landesverband des VdM löst
sich der Verband der Singschulen auf. Singschulen gehören damit
zugleich dem Verband deutscher Musikschulen an, der damit 250 Musikschulen
in der Bundesrepublik umfasst.
1971: Erster Musikschulkongress „Die Musikschule
in der Bildungskonzeption der Zukunft“ in Berlin. Künftig
alle zwei Jahre Musikschulkongresse; Einrichtung der Bundesgeschäftsstelle
in Bonn-Bad Godesberg mit Rainer Mehlig als Bundesgeschäftsführer
des VdM.
1972: Einweihung der Bundesakademie für musikalische
Jugendbildung Trossingen, deren Errichtung der VdM maßgeblich
mit initiiert hat und fortan kontinuierlich als Stätte der
Weiterbildung für Leiter, Lehrer und Mitarbeiter der Musikschularbeit
nutzt. – Revision und Neukonzeption des Lehrplanwerkes in
Koordination mit dem Strukturplan der Musikschulen, federführend
Hans-Joachim Vetter.
1973: Zweiter Musikschulkongress „Funktion und Effektivität
der Musikschulen“ in Saarbrücken. – Gründung
der Europäischen Musikschul-Union (EMU), der 2002 zwanzig europäischen
Musikschulverbände angehören.
1975: Dritter Musikschulkongress in Hamburg: „Instrumentaler
und vokaler Gruppenunterricht in Musikschulen“ – In
Baden-Württemberg Musikschulen im „Gesetz zur außerschulischen
Jugendbildung“ verankert.
1977: Vierter Musikschulkongress in Augsburg: „Das
Ensemble in der instrumentalen und vokalen Ausbildung an Musikschulen“
– Erstes Herbstsymposium: „Die Musikschule und ihre
Umwelt in Stadt und Land“, Ergänzungsplan zum Bildungsgesamtplan
„Musisch-kulturelle Bildung“.
1982: Modellversuch „Musik verstehen – Verstehen
durch Musik. Interkulturelles Lernen“ mit dem Ziel, ausländische
Kinder in die Musikschularbeit einzugliedern.
1984: Mit der „Sing- und Musikschulverordnung“
in Bayern Namensschutz und Landesförderung geregelt.
1985: Im „Internationalen Jahr der Jugend“
„1. Europäisches Musikfest der Jugend“ in München
mit fast 10.000 Teilnehmern aus 23 Ländern, Fortsetzung in
mehrjähriger Folge als feste Tradition der EMU. Achter Musikschulkongress
in München: „Musik als Wirtschaftsfaktor – Musikwirtschaft
als Kulturfaktor“.
1987: Beginnt die komplette Überarbeitung und Neugestaltung
des VdM-Lehrplanwerks, dabei Kooperation mit Literatur-Auswahllisten
“Jugend musiziert“.
1989: Beratung und Unterstützung beim Aufbau eines
Musikschulverbandes der DDR, ab 1990 Integration von über 150
Musikschulen aus den neuen Bundesländern.
1990: Reinhart von Gutzeit wird Vorsitzender des VdM (bis
1996). Modellprojekt „Musikalische Erwachsenenbildung an Musikschulen“,
„Handreichungen“ für den Unterricht.
1991: Übernahme der Trägerschaft des „Rundfunk-Musikschulorchesters“
der ehemaligen DDR als „Deutsches Musikschulorchester“
DMO. – Elfter Musikschulkongress in Saarbrücken: „Singen
in der Musikschule“. – Initiative und Wettbewerb „Musik
kreativ“ mit Förderung der Vereinten Versicherungen.
1994: Publikation „Musikschulen in finanzieller Bedrängnis“.
Bundesweite Plakataktion „Plädoyer für die Musikschulen“.
Als erster kultureller Dachverband tritt der VdM der Kampagne „Keine
Macht den Drogen“ bei. – Gründung des VdM Verlages.
1996: Dr. Gerd Eicker wird Vorsitzender des VdM. VdM publiziert
CD-ROM „Treffpunkt Musikschule“. 1. Deutscher Musikschultag
„Musik für alle“ am 15. Juni (alle drei Jahre bundesweit)
– VdM-Logo als Gütesiegel „Musikschule im VdM“.
1997: 14. Musikschulkongress in Karlsruhe: „Neue
Wege in der Musikschularbeit“. – Erstmalige Verleihung
des Medienpreises „Leopold – Gute Musik für Kinder“.
Mit www.musik schulen.de geht der VdM ins Internet. – Musikschulgesetz
in Sachsen-Anhalt verabschiedet.
1998: Aktualisierter „Strukturplan für Musikschulen“.
– Erste Jugendinitiative „Alles Oper?“ gemeinsam
mit der Semperoper Dresden und der DaimlerChrysler AG. – Deutsches
Musikschulorchester DMO feiert sein 25-jähriges Jubiläum
und erhält den Kinderkulturpreis des Deutschen Kinderhilfswerks.
Sönke Wortmann dreht für den VdM den TV-Spot „Kinder
brauchen die richtigen Instrumente“.
1999: 15. Musikschulkongress in München: „Musik
braucht Qualität – Musikschule“.
Zweiter Deutscher Musikschultag: „Mach Musik!“ (12.
Juni).
EMU-Generalversammlung: Deklaration „Musikschule in Europa“.
– Deutscher Städtetag: „Hinweise und Leitlinien
zur Musikschule“. – Musikschulkäfer „Toni“
wirbt als Sympathiefigur „Mach Musik! In der Musikschule“.
2000: Einführung „QsM – Qualitätssystem
Musikschule“ nach dem EFQM Excellence Model. (Bertelsmann
Stiftung). – Das DMO konzertiert auf der EXPO 2000 in Hannover.
– Musikschulgesetz in Brandenburg.
2001: 16. Musikschulkongress Leipzig: „Voneinander
lernen – Musikschule im Dialog“, Bundesinnenminister
Otto Schily: „Wer Musikschulen schließt, gefährdet
die innere Sicherheit“. – WDR 3 und VdM vereinbaren
Kulturpartnerschaft. – Erklärung „Gemeinsam für
musikalische Bildung“ mit dem Verband Deutscher Schulmusiker
(VDS), Kooperationsvereinbarung mit dem Deutschen Sängerbund
(DSB).
2002: Dritte Jugendinitiative „Alles Oper?“
in Dresden. – Dritter Deutscher Musikschultag, Motto: „Musik
macht Menschen“ – Zum 50. Jubiläum des VdM am 7.
September in Hamm/Westf.: Hauptarbeitstagung und Festakt. –
In Gründung: Kuratorium mit Persönlichkeiten, die sich
für den VdM und die Musikschulen engagieren.