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nmz-news
nmz 2002/09 | Seite 4-8
51. Jahrgang | September
Nachrichten
Nachrichten aus Musikwirtschaft,
Kulturpolitik und Musikleben
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können
Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht
werden.
Nachrichten aus der neuen musikzeitung 2002/09:
Weltweite Resonanz Athanasia Tzanou erhielt für ihr Streichquartett quintus
i den ersten Preis beim Günter-BialasKompositionswettbewerb
2002. Neben der in Frankreich lebenden Griechin hatten 172 junge
Komponistinnen und Komponisten aus 35 Ländern insgesamt
189 Werke zum renommierten Günter-BialasKompositionswettbewerb
eingereicht, der von der Hochschule für Musik und Theater München
gemeinsam mit der GEMA-Stiftung veranstaltet wird.
Mit dem zweiten Preis zeichnete die Jury - Prof. Theo Brandmüller,
Saarbrücken, Prof Peter Michael Hamel, Hamburg, Prof Martin
Christoph Redel, Detmold und Helmut Rohm, Bayerischer Rundfünk
München - Johannes Fischer für seine Komposition Als das
zarteste Geflüster schon Sprache gab und Zeichen für Altflöte,
Pianoforte und Schlagzeug aus. Der dritte Preis wurde geteilt und
geht an Minas Borboudakis für die Komposition Krdmata für
sechs Soloinstrumente und an Liu ChingChiang für das Werk
@ für Streichquartett und Akkordeon. Die mit Preisen ausgezeichneten
Komponisten teilen sich eine Preissumme von ~ 7.650. Außerdem
werden ihre Preisstücke im Laufe des Studienjahres 2002/2003
in Konzerten der Hochschule für Musik und Theater München
uraufgeführt.
Der Komponist Günter Bialas (1907-1995) gehörte von 1959-1972
dem Lehrkörper der Hochschule für Musik in München
an. Als Lehrer und Mentor war er für mehrere Komponistengenerationen
Vorbild und Leitfigur. Die Hochschule für Musik und Theater
München möchte in zweijährigem Turnus mit einem Kompositionswettbewerb
zur Auseinandersetzung mit den Werken von Günter Bialas und
gleichzeitig im Geiste Bialas’ zur Schaffung neuer Werke anregen.
Wettbewerb junge Kultur
Im Rahmen des Düsseldorfer Altstadtherbstes wird auch dieses
Jahr vom 23. bis zum 28. September der „8. Musikwettbewerb
für junge Kultur“ durchgeführt. Er soll jungen Musikern
und Performance-Künstlern die Gelegenheit bieten, Ideen zu
verwirklichen, die sonst kaum berücksichtigt werden. Eingeladen
sind junge Ensembles mit Mut zum Experiment mit improvisierter oder
komponierter Musik und mit Musiktheaterprojekten. Als Preise sind
6.000, 4.000 und 2.500 Euro vorgesehen.
Weimarer Theatermodell vorgestellt
Ende August stellte Generalintendant Stephan Märki in einer
Pressekonferenz sein neues Weimarer Theatermodell vor. Die Beschäftigten
des Deutschen Nationaltheaters (DNT) Weimar werden voraussichtlich
bis 2008 auf Gehaltserhöhungen verzichten. Im Gegenzug werde
es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Das gelte allerdings
nur, wenn die Zuschüsse von Stadt und Land nicht weiter sinken.
Außerdem sollen die Mitarbeiter an erwirtschafteten Gewinnen
beteiligt werden, so der Intendant.
Die Staatskapelle wird als eigener Betriebsteil mit vorgegebenem
festen Etat weiter bestehen. Die Orchestermitglieder werden aber
nicht wie das übrige Weimarer Ensemble (Schauspiel, Chor) an
der Aussetzung von Tariferhöhungen teilnehmen. Dafür verzichten
sie auf das 13. Monatsgehalt. Mit dem Modell will das Theater neue
Wege gehen. Dazu soll das Haus noch im September in eine GmbH umgewandelt
werden. Die DNT Theaterbetriebs-GmbH würde dann weder Mitglied
des Bühnenvereins noch des kommunalen Arbeitgeberverbandes
sein. Damit könnte das Theater die automatischen Tariferhöhungen
im öffentlichen Dienst umgehen. Die Mitarbeiter müssen
zuvor allerdings einem Personalüberleitungsvertrag zustimmen.
Als Gesellschafter der GmbH schlägt das Konzept neben der Stadt
Weimar auch den Freistaat vor. Doch ob man in Erfurt der Konzeption
zustimmt, ist fraglich. Weimars Oberbürgermeister Germer (parteilos)
sprach bereits von einer „geringen“ Hoffnung, dass das
Land als Gesellschafter „mit ins Boot geht“.
Freiwilligendienst
Zwei Praktikumsplätze „Freiwilligendienst“ richtet
das EMCY-Sekretariat in München für junge Menschen ein,
die mit guten Sprachkenntnissen und
musikalischen Interessen ein Jahr im kulturellen Management praktische
Erfahrungen sammeln möchten.
Information über Bedingungen und Bewerbung: Europäische
Union der Musikwettbewerbe für die Jugend (EMCY), Postfach
662205, 81219 München, Tel. 089/87 10 02-41.
Unser Held: Der Triangelspieler
Neuer nmz-Cartoon von
Lars Hendrik Riemer
Der Triangelspieler hat es schwer: Seit Jahrzehnten sitzt er in
der hintersten Reihe des Orchesters und darf nur alle 845 Takte
„Ping“ machen. Und schon Georg Kreisler stellte zutreffend
fest: „Ein Triangel kann man nicht einmal stimmen!“
Kein Wunder, dass das ganze Leben des Triangelspielers von der Hassliebe
zu seinem Instrument bestimmt wird, wobei ihm nichts so wichtig
ist wie sicheres, professionelles Auftreten. – Erfinder und
Zeichner des neuen nmz-Cartoons ist Lars Hendrik Riemer (Jahrgang
1974). Er veröffentlichte schon als Schüler regelmäßig
Cartoons zum Beispiel Comic-Strips mit seiner Figur „Wolferl“
in der „Zeitschrift für Musik und Eltern“ (MusE).
Der „Triangelspieler“ ist seine jüngste Kreation.
Der ausgebildete Historiker und Jurist promoviert derzeit über
ein rechtshistorisches Thema. In seiner Freizeit ist er passionierter
Geiger, erhält Unterricht an Dr. Hoch’s Konservatorium
in Frankfurt am Main und ist Konzertmeister der Frankfurter Orchestergesellschaft.
Richtigstellung:
LMR Niedersachsen Der Landesmusikrat Niedersachsen bat um den Abdruck folgender
Richtigstellung, betreffs eines Artikels von Peter-Ludwig Dahlhoff
zur Situation „Freie/private Musischulen im DTKV Niedersachsen“,
7-8/02, S.30: „Das Präsidium des Landesmusikrates Niedersachsen
hat keineswegs, wie in dem Artikel behauptet wird, mit der Stimme
des DTKV einen Aufnahmeantrag des Landesverbandes Niedersachsen
des “Bundesverbandes deutscher Privatmusikschulen e.V.“
abgelehnt, sondern den Verband vorerst um die Vorlage weiterer Unterlagen
gebeten und diese in zwei Sitzungen ausführlich behandelt.
Da es sich um den Landesverband eines Bundesverbandes handelt, hat
das Präsidium satzungsgemäß den Antrag am 27. Mai
2002 vorerst zurückgestellt, bis auf Bundesebene im Oktober
auf der Generalversammtung des Deutschen Musikrates über die
Aufnahme des Bundesverbandes in den Deutschen Musikrat entschieden
worden ist. Dem Schriftführer des Landesverbandes Niedersachsen
des 1’Bundesverbandes deutscher Privatmusikschulen ~ Herrn
Nicolaus, ist dieses auch schriftlich mitgeteilt worden.”
[Manfred Sauga, Geschäftsführer Landesmusikrat Niedersachsen]
Königsmörder oder Retter in Not
Die Gesellschafter des finanziell bedrängten Füssener
Musicals über den legendären Bayernkönig Ludwig II.
haben den Intendanten Stephan Barbarino von seinem Amt entbunden
und eine neue Geschäftsführung eingesetzt. Dies berichtete
die ING Leasing Treuhandgesellschaft, die einen Großteil der
Kommanditisten der Ludwig Musical AG & Co. KG vertritt, in einer
Presserklärung. Die Pressestelle des Ludwig Musicals dementierte:
„Es ist nicht richtig, dass die Treuhandgesellschaft IngLease,
Oststeinbek, beim Ludwig-Musical, Füssen die Geschäfte
übernommen hat. Die AG zeichnet im Unternehmen nach wie vor
als Komplementärin der KG und Stephan Barbarino ist als Intendant
weiterhin für alle künstlerischen Belange des Hauses verantwortlich.
Sein Vertrag läuft noch bis 2010.“ So die Informationslage
bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe. Chefredakteur Gerhard Rohde
nahm das Drama vom Forggensee zum Anlass für einen Kommentar
auf Seite 1. Hintergrund der Vorkommnisse sei, so die ING Leasing
Treuhandgesellschaft, dass die meisten Kommanditisten mit der wirtschaftlichen
Entwicklung des Musicals seit der Premiere im April 2000 unzufrieden
gewesen seien. Außerdem habe die bisherige Geschäftsführung
eine Reihe von Pflichtverletzungen begangen.
Barbarino, der die Idee zu dem umjubelten Musical hatte und sich
damit einen großen Traum verwirklichte, sagte, er glaube weiter
an den Erfolg des Musicals. „Die Idee haben wir verwirklicht
und die ganze Welt hat uns gelobt für das Gesamtkunstwerk,
das lasse ich mir auch nicht kaputt machen“, erklärte
der Theatermann.
Das Musical mit einem eigens errichteten Theatergebäude nahe
Schloss Neuschwanstein steckt seit einiger Zeit in einer finanziellen
Krise. Neben gesunkenen Besucherzahlen machen vor allem millionenschwere
Bankkredite zu schaffen, die in den kommenden vier Jahren zurückgezahlt
werden sollen. Die neue Geschäftsführung in der eigens
gegründeten Ludwig Musical Management GmbH werde die Gespräche
über die Finanzlage mit den Banken, dem Freistaat und anderen
Beteiligten fortsetzen, erklärte die ING. Inzwischen bezog
auch das sich in seiner Existenz bedroht fühlende Ensemble
Position für den künstlerischen Leiter Barbarino.
Konstruktives in Kiel
Ein Cinemaxx als Rettungsinsel für die Pflege des musikalischen
Nachwuchses? Alles ist möglich, wenn Kreati-vität und
Beweglichkeit sich über fest gefahrene Vorstellungen hinweg-setzen
(Dank an die Cinemaxx-Geschäftsführung!). In Kiel veranstaltete
der Landesmusikrat Schleswig-Holstein im örtlichen Lichtspielpalast
ein Solidaritätskonzert samt Podiums-diskussion, weil die Landesregierung
die Zuschüsse für den Rat in den vergangenen Jahren um
35 Prozent zurückgefahren hatte. „Zwar konnten wir die
Ausfälle bei wachsenden Aufgaben bislang durch Sponsoren-mittel
kompensieren, jetzt aber ist die Grenze der Arbeitsfähigkeit
erreicht“ - meinte LMR-Geschäftsführerin Susanne
Aschenbrandt im Vorfeld der Veranstaltung. „Jugend-musiziert“-Preisträger,
Musiklehrer und die Folk-Gruppe „Schmelztiegel“ spendeten
einen opulenten musikalischen Rahmen für ein konstruktives
Gespräch unter der Moderation von nmz-Herausgeber Theo Geißler.
Nicht Jammern, sondern Planen war gefragt. Christine Braun, Präsidentin
des Landesmusikrates, forderte, unterstützt von Christian Höppner,
Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrates, Planungssicherheit
ein und signalisierte hohe Flexibilität. Konstruktive Ideen
– vom Kultur-Brötchen-Cent bis zur verlässlichen
Stiftungs-Gründung – lieferten Bernd Brandes-Druba, Geschäftsführer
der Sparkassenstiftung und Vorstandsmitglied des Landeskulturverbandes
und Rainer Lemke, Marketing-Chef der Itzehoer Versicherung sowie
Mastermind des John-Lennon-Talent-Awards. Unter dem Eindruck dieses
bürgerlichen Engagements und der Sache ohnedies spürbar
zugetan sicherte Kultur-Staatssekretär Ralf Stegner schon für
den September einen konkreten Planungstermin zu. Insgesamt ein feines
Beispiel für konstruktives Zusammenspiel zwischen Kulturinstitutionen,
privaten Förderern und der öffentlichen Hand.
Allianz von Musik und Sport
Mit einer Aufführung des „Erlkönig“ als „Gesamtkunstwerk“
eröffnete die Seiler Pianofortefabrik gemeinsam mit der Deutschen
Sportmarketing, der Deutschen Sporthilfe sowie dem Nationalen Olympischen
Komitee auf Schloß Filseck ihr Projekt „Musik und Sport“.
Das Projekt will Gemeinsamkeiten und Parallelitäten zwischen
den beiden Disziplinen darstellen. „Die weitreichenden Übereinstimmungen
und gemeinsamen Wurzeln von Musik und Sport lassen Musiker und Sportler
zu Kultur-Trägern im ursprünglichen Sinne werden, da beide
ihre Aufgabe darin erkennen, Körper und Geist zu schulen“,
so das Unternehmen Seiler. Der „Erlkönig“ wurde
in der Formation „Musik und Fechten“ realisiert: begleitet
wurde der Mezzosopran-Vortrag mit Klavier auf der Planche durch
die mehrfache Fecht-Olympiasiegerin und Weltmeisterin Sabine Bau
sowie den Olympia-Fünften von Sydney, Daniel Strigel (siehe
unser Foto). Ob das Projekt mehr als ein Marketing-Gag ist und auch
künstlerische Qualität erkennen lässt, davon können
sich Interessierte bei den zukünftig geplanten Programmpunkten
überzeugen: Angekündigt wurde bereits ein Musical mit
dem sportlichen Titel „Olympia“ sowie das Instrumentalstück
„Zehnkampf“.
Musik-DVDs boomen
Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft hat Zahlen für
den Verkauf von Musik-DVDs vorgelegt. „Der Absatz von Musik-DVDs
boomt und die neuen hochauflösenden Tonträgerformate DVD-Audio
geben dem Markt Impulse für die Zukunft“, erklärte
Gerd Gebhardt, Sprecher des Industrieverbandes die aktuelle Situation
des Musikmarktes. Zwar ist der Absatz von Tonträgern insgesamt
im ersten Halbjahr 2002 um 10,2 Prozent von 108,1 auf 97,1 Millionen
Stück gesunken, doch der Absatz von Musik-DVDs hat dagegen
erneut stark zugenommen. So wurden im Vergleich zum Vorjahrszeitraum
um 225 Prozent mehr Audio-DVDs verkauft, insgesamt knapp eine Million
Stück. Aktuell gibt es bereits über 2.000 verschiedene
Musik-DVDs. Auch der Online-Musikmarkt kommt in Bewegung. Es gibt
bereits heute eine Vielzahl von Angeboten, unter denen Musicnet
und Pressplay zu den internationalen Download-Plattformen gehören.
Auch in Deutschland ist Musik der großen Labels verfügbar,
so hat das Portal popfile.de unlängst sein Angebot eröffnet.
Musicline.de heißt die von der PhonoNet GmbH organisierte
gemeinsame Internetplattform der deutschen Musikindustrie.
Komponisten-Briefe
In der Buchreihe „Tschechische Bibliothek“, einer Initiative
der Robert-Bosch-Stiftung, erscheint im Frühjahr 2003 ein Band
mit Briefen der Komponisten Smetana, Dvorák und Janácek.
Die Buchreihe existiert seit 1999 und wird im Jahr 2007 mit 33 Bänden
komplett vorliegen. Es geht um die Veröffentlichung tschechischer
Literatur, aber auch von Texten aus Philosophie, Geschichte und
Politik. Der Band wurde in einer Soirée im Stuttgarter Literaturhaus
vorgestellt.
Musikmesse 2003
„Music sounds better with you“ – so das Motto
der kommenden Frankfurter Musikmesse, die vom 5. bis 9. März
ihre Tore öffnen wird. Das neue Hallenkonzept des Jahres 2002,
im Großen und Ganzen von Ausstellern und Besuchern positiv
beurteilt, wird beibehalten, allerdings noch weiter ausgefeilt.
Die Hallenbelegung soll durch ein „Feintuning“ noch
besser geplant werden als in diesem Jahr. Holz- und Blechblasinstrumente
(zuvor in Halle 3.0) sollen 2003 in Halle 6.1 ihren Platz haben.
Die Sreichinstrumente wandern von Halle 1.2 in Halle 6.1. Die Themenparkstruktur
dieses Jahres soll ausgebaut werden. Auch im Areal der Verleger
wird das Bühnenkonzept ausgefeilt und mit neuen Inhalten präsentiert.
Bei der Planung werden Musikmesse, Musikverlegerverband und Deutscher
Musikrat eng zusammenarbeiten. Im Jahr 2002 konnte die Frankfurter
Musikmesse – entgegen des diesjährigen Trends deutscher
Fachmessen – einen Besucheranstieg verzeichnen. Expandiert
wird außerdem im Ausland: Zum ersten Mal wird im Oktober 2002
die Music China, veranstaltet von der Musikmesse, den chinesischen
Markt angehen. Die Ausstellerfläche ist bereits komplett ausgebucht.
CD-Marktforschung
Mit einer Befragung von rund 1.000 Online-Konsumenten hat die renommierte
US-amerikanische Marktforschungsagentur Forrester herausgefunden,
dass der CD-Umsatzrückgang von 15 Prozent in den vergangenen
zwei Jahren eine Folge der allgemein schlechteren Wirtschaftslage
und der Konkurrenzmedien wie Videospiele und DVDs ist. „Keine
Frage, die Zeiten sind hart für die Musikindustrie, aber nicht
wegen der Downloads“, sagte Josh Bernoff, Analyst bei der
in Cambridge, im US-Staat Massachusetts, ansässigen Agentur.
Toblacher Komponierhäuschen
Beim diesjährigen Mahler-Plattenpreis „Toblacher Komponierhäuschen“
fällt einem wieder Kurt Blaukopf ein, der einmal meinte, dass
Gustav Mahler durch die Stereophonie „erlöst“ worden
sei. Zum einen, weil die prämierte Aufnahme der Kategorie „Wiederveröffentlichung“
dem widerspricht: Mark Obert-Thorns sensibler Transfer von Bruno
Walters Aufnahme der 9. Symphonie entstand 1938 mit den Wiener Philharmonikern
(Naxos 8.110852). Doch vielleicht meinte Blaukopf etwas anderes,
dass nämlich Fortschritte der Aufnahme-Technik oft Erhebliches
zum Verständnis von Musik beitragen – auch und gerade
bei Gustav Mahler. Die prämierte „Neuproduktion“
bestätigt das, denn die Einspielung der Fünften mit dem
Philharmonia Orchestra unter Benjamin Zander (Telarc 2CD bzw. 2SACD
60569) bedient sich einer technischen Neuerung, der SACD. Das so
genannte „Hybrid-Multichannel-System“ macht die ohnehin
auf Sorgfalt und Klarheit angelegte Interpretation noch transparenter,
die Dramaturgie der Klänge wird im Vergleich zur CD-Version
noch präsenter. In einer weiteren Hinsicht wurde das Medium
Schallplatte optimal genutzt: Stereo- wie auch Multichannel-Version
verfügen über eine Extra-Scheibe, auf der Zander in 78
wortgewandten Minuten erklärt, was er über Mahlers Kompositionsstil
im Allgemeinen und die Fünfte im Besonderen denkt.
Der „Sonderpreis“ ging diesmal an Claudio Abbado für
sein langjähriges Engagement für Mahler. Dabei dachten
die Jury-Mitglieder Norbert Christen, Rémy Franck, Ludwig
Flich und Michael Stegemann unter dem Vorsitz von Attila Csampai
bestimmt an die zuletzt erschienenen Live-Dokumente mit Mahlers
3., 7. und 9. Symphonie.
[Oliver Wazola]
30 Jahre Jazzkurse Burghausen
In diesem Jahr feiern die Jazzkurse des Studienzentrums für
zeitgenössische Musik der IG Jazz Burghausen unter der Leitung
ihres Gründers, Joe Viera, ihr 30-jähriges Jubiläum.
Mit bisher 438 Kursen von 3 bis 7 Tagen Dauer und rund 10.600 Teilnehmern
dürfte das Studienzentrum damit nicht nur in Deutschland führend
auf dem Gebiet des Jazz sein. Die Teilnehmer kommen vor allem aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz, einzelne aus Italien,
Frankreich, Spanien und sogar aus Ägypten und Simbabwe, das
Durchschnittsalter liegt zwischen 17 und 60 Jahren. Zu den Dozenten
zählten unter anderem Ed Kröger, Peter Ortmann, Ignaz
Dinné, Wolfgang Ruß oder Martin Schrack. Zahlreiche
ehemalige Teilnehmer haben inzwischen Karriere gemacht: Peter Tuscher,
Stephan Holstein, Helmut Nieberle, Hubert Winter, Cornelius Claudio
Kreusch, Helmut Kagerer, Max Neissendorfer oder Dieter Ilg, um nur
einige zu nennen.
KlangZeit – Percussion
Vom 31. Oktober bis zum 3. November findet in Münster das Festival
„KlangZeit – Percussion“ statt. An verschiedenen
Konzert-Orten präsentiert der Veranstalter „Gesellschaft
für Neue Musik Münster“ vier Tage lang ausgewählte
Konzertbeiträge und Auftragswerke richtungsweisender Musiker
und Komponisten. Neben modernen Klassikern wie George Anheils „Ballet
Mécanique“ stehen auch einige Uraufführungen auf
dem Programm. Zum Beispiel „Twayn for flute and percussion“
des japanischen Komponisten Jo Kondo oder „New methods for
circular breathing #2“ des Dortmunders Jens Brand.
Darüber hinaus stehen noch viele andere interessante Konzertbeiträge
auf dem Programm, unter anderem Schlagzeugmusik aus Korea, indonesisches
Gamelan, die Steinskulpturen von Klaus Feßmann und Improvisationen
von Pierre Favre und Georg Katzer.
50:50-Quote im Radio gefordert
„Eine Quote für neue Talente und deutschsprachige Produktionen“
fordert Gerd Gebhardt, Vorsitzender des Bundesverbandes der Phonographischen
Wirtschaft. Diese 50:50-Quote für Neuheiten und deutschsprachige
Titel soll die Musikvielfalt im deutschen Radio steigern. Damit
sei den Musikern gedient; die Musikwirtschaft kann verstärkt
in risikoreiche Neuproduktionen investieren, außerdem werde
künstlerische Kreativität gefördert. Konkrete Regelungen
schlägt die deutsche Musikwirtschaft, vertreten durch den Bundesverband
der Phonographischen Wirtschaft und den Deutschen Musikverlegerverband
für alle öffentlich-rechtlichen Sender vor: 50 Prozent
aller gesendeten Musiktitel sollen Neuheiten sein, veröffentlicht
innerhalb der letzten drei Monate. Dabei sollen die Interpreten
maximal zwei Alben veröffentlicht haben, von denen noch keines
den Gold-Status (150.000 verkaufte LPs) erreicht hat. 50 Prozent
von diesen sollen deutschsprachige Titel sein. Auch Kultur-Staatsminister
Julian Nida-Rümelin betonte in seiner Eröffnungsrede zur
Popkomm 2002 die Bedeutung einer Quotenregelung. Dabei komme jedoch
eine gesetzliche Regelung wie in Frankreich nicht in Betracht. Vielmehr
setzt er auf „das Prinzip der regulierten Selbstregulierung“.
PopKurs an der Hamburger MHS 20
Die bundesweit einzige Ausbildungsstätte für Popmusik,
der Kontaktstudiengang Popularmusik, kurz PopKurs, feierte im August
2002 Jubiläum. Seit 20 Jahren verhelfen die Hamburger jungen
Musiktalenten in Crashkursen zum Sprung in alle Sparten der Unterhaltungsmusik.
Stars und Acts wie Ute Lemper, Musiker von Fury in the Slaughterhouse
und Sisters of Mercy oder auch die zweifachen Echopreisträger
2002 Seed starteten hier ihre Karriere.
Bündnis Musikunterricht
Der Landesmusikrat Hamburg feiert am 14. September das Fest „MusikMusik“.
Im Mittelpunkt des Festes steht die Gründung des „Hamburger
Bündnis’ für Musikunterricht“ zu der Vertreter
aller Musikrichtungen anwesend sein werden. Der Landesmusikrat hat
sich aufgrund der mangelhaften musischen Erziehung der Kinder und
Jugendlichen zu diesem Schritt entschlossen, verschiedenste Aktivitäten
sollen darin gebündelt werden.