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nmz-archiv
nmz 2002/09 | Seite 55
51. Jahrgang | September
Dossier: 50 Jahre VdM & Geschichte
der Kulturverbände
Instrumentale Einheit ohne Saitensprung
Vom Rundfunk-Musikschulorchester zum Deutschen Musikschulorchester
Rundfunk-Musikschulorchester hieß das Ensemble, das 1973
als Auswahlstreichorchester der Musikschulen der DDR auf Initiative
des Dirigenten Helmut Koch gegründet wurde. Die junge Streicherelite
wurde dirigiert unter anderem von Herbert Kegel, Wolf- Dieter Hauschild,
Max Pommer und ab 1984 von Jörg-Peter Weigle. Künstlerisch
betreut und begleitet wurden die jungen Leute von Dozenten aus dem
Rundfunksinfonieorchester Berlin (daher der Name Rundfunk-Musikschulorchester).
Mit der deutschen Einheit schien das Konzept des Orchesters wie
auch der Musikschulen der DDR insgesamt infrage gestellt zu sein;
denn in der alten Bundesrepublik setzten die Musikschulen nicht
auf Eliteförderung, sondern auf Breitenarbeit. Dank eines sehr
fairen Einigungsprozesses zwischen den Musikschulen öffneten
sich die ostdeutschen Schulen aber sehr schnell der Breitenförderung,
ohne dass der zunächst befürchtete Qualitätsverlust
so eingetreten wäre. Das RMO hatte jedoch noch eine besondere
Schwierigkeit zu überwinden: Für eine längst geplante
Konzertreise nach Spanien wurden die Mittel aus dem Bundesjugendplan
zwar zur Verfügung gestellt, wie es danach aber weitergehen
sollte, war zum Zeitpunkt der Reise völlig unklar.
Der Verband deutscher Musikschulen hatte sich zwar bereit erklärt,
die Trägerschaft über das Orchester zu übernehmen
– der Deutsche Musikrat sprach sich auch für diese Lösung
aus und sah keine Konkurrenz zum Bundesjugendorchester – aber
es gab keinen verabschiedeten Bundeshaushalt, aus dem Mittel für
die Fortführung des Orchesters hätten genommen werden
können. So wurde die nächste Arbeitsphase des Orchesters
einfach ins Blaue hinein geplant und festgelegt nach dem Motto „Retten,
was zu retten ist“. Beim Musikschulkongress in Saarbrücken
war dann der Vorstand des VdM sehr schnell bei der damaligen Bundesjugendministerin
Merkel, um ihre Zustimmung zur Schirmherrschaft über das Orchester
einzuholen. Damit war das Orchester gerettet, ohne dass es selbst
etwas von den Turbulenzen bemerkt hätte.
Wie berechtigt die Erhaltung des Orchesters war, beweisen die
jungen Leute mit jedem Konzert aufs Neue. Großen Anteil an
den Leistungen des Orchesters haben die Dozenten, die nach wie vor
aus dem Rundfunksinfonieorchester Berlin kommen und nicht nur ihre
künstlerischen Fähigkeiten, sondern auch ihre pädagogischen
Talente in einer Weise einbringen, die das jetzt „Deutsches
Musikschulorchester“ genannte Ensemble zur großen Familie
hat werden lassen. Würde man die aktuellen Spielerinnen und
Spieler auf die Ereignisse von 1991 ansprechen, würden sie
sich wahrscheinlich anschauen und fragen: War was?