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nmz-archiv
nmz 2002/09 | Seite 19
51. Jahrgang | September
Initiative
Konzerte für Kinder
Ein feinsinniger Stier macht von sich hören
Das Rhythmiktheater „Mobili“ setzt auf die gegenseitige
Befruchtung von Musik und Bewegung
Wider alle Diskussionen um einen aktiven Einbezug des jungen Publikums
handelt es sich bei den Produktionen des Rhythmiktheaters „Mobili“
eher um Konzerte zum Anhören und Zuschauen als zum aktiven
Mitgestalten. Bei diesen Veranstaltungen zeigt sich: Ist der visuelle
Eindruck stark (im Sinne von ästhetisch) genug, sind die Kinder
gebannt, findet der Zugang zu Musik und Szene unmittelbar statt
und die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer können unter
Garantie bewegende beziehungsweise bewegte Eindrücke mit nach
Hause nehmen…
Das Rhythmiktheater „Mobili“ macht Musik- und Bewegungstheaterstücke
für Kinder und Jugendliche – ernste und lustige, hintersinnige
und kommunikative, originelle und sinnliche Stücke, bei denen
die Präsentation klassischer Musik eine entscheidende Rolle
spielt. Seit zwei Jahren sind sie mit ihren Stücken als Wanderbühne
in ganz Deutschland unterwegs und begeistern Kinder, Jugendliche
und Erwachsene gleichermaßen. Das kann man auch mit künstlerisch
anspruchsvollen Programmen erreichen, wenn man sich einer Sprache
bedient, die das Publikum auf verschiedenen Ebenen erreicht.
Bei den Produktionen bereichern sich Musik und Bewegung gegenseitig,
der Musiker ist gleichzeitig Darsteller und umgekehrt, es gibt also
keine Distanz, keine unterschiedliche Wertigkeit. Der Zugang zur
Musik findet durch die Verknüpfung mit einer theatralischen
Aktion auf einer plastischen, bildhaften Ebene statt. Die Verbindung
einer bestimmten Figur, einer Stimmung oder einer Szene mit einem
musikalischen Motiv lässt dieses nicht nur hörbar, sondern
eindringlicher sichtbar, fühlbar, erlebbar werden. Den „Karneval
der Tiere“ spielt und tanzt eine Vogelscheuche, die Musik
spielt sie selbst auf dem Klavier und dem Kontrabass. In Kooperation
mit Musikschul-Orchestern wurden auch schon Produktionen erarbeitet,
bei denen die jungen Orchestermusiker in die szenische Umsetzung
eingebunden waren.
Die Klavier- und die Orchesterfassung von Mussorgskys „Bilder
einer Ausstellung“ bilden die Basis für ein Musiktheater
für Jugendliche. Die programmatische Musik wird in symbolträchtigen
Bewegungsbildern inszeniert, die sich inhaltlich mit den Themen
Heimat, Verfolgung und Gewalt auseinandersetzen und auch Jugendliche
osteuropäischer und anderer fremder Kulturen ansprechen soll.
Klassische Musik für Jugendliche aller sozialen Schichten und
jedweder kulturellen Herkunft, für viele vielleicht das erste
Mal oder zumindest in einer bisher nicht gekannten Form. Diskussionen
und Workshops zu den bearbeiteten Themen können den sozialpädagogischen
Aspekt weiter vertiefen.
In seiner dritten Inszenierung verwendet der Gründer und
Leiter des Rhythmiktheaters, Dierk Zaiser, klassische Gitarrenmusik
von Joaquín Rodrigo und anderen spanischen Komponisten. „Ferdinand,
der Stier“ spielt Gitarre und mag Blumen, nicht gerade typisch
für einen spanischen Stier. Die Botschaft, dass gerade die
Musik einem jungen Stier Selbstbewusstsein, Kraft und Mut geben
kann, dürfte sicher manchem Kind ein Türchen öffnen.