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nmz-archiv
nmz 2002/09 | Seite 24
51. Jahrgang | September
Rezensionen
Du bist mein Salz in der Suppe
Hildegard Knefs wundersame Auferstehung in den Clubs
So wie Frank Sinatra „the Voice of America“ war, verkörperte
sie die Stimme der fetten „Wirtschaftswunderjahre“:
Hildegard Knef. Kein Wunder also, dass sich noch vor ihrem Tod im
Februar einige Club-Musiker bereitfanden, ihre alten Songs zu remixen.
„The Reform Sessions“ nennt sich das bei Universal erschienene
Produkt. Und das Ergebnis kann sich hören lassen. Im Vergleich
zu den originalen Versionen aus den 70er-Jahren schneiden die Remixe
durchgehend besser ab. Während die Arrangeure bei „Philips“
damals krampfhaft versucht haben, der Knef ein zeitgemäßes
musikalisches Kleid zu schneidern und damit meistens scheiterten,
gehen ihre neuen Fans relaxter und intelligenter an die Sache ran.
So verwandelt Alex Candy „Du bist mein Salz in der Suppe“
in eine elegante Disco-Nummer. Und Jetztmann versetzt die Knef in
einen schicken Ami-Klub der Nachkriegszeit. Andreas Dorau dagegen
erinnert uns an Knefs Kampf mit dem Krebs.
Wer nun aber trotzdem eher auf die „alte“ Knef steht,
dem seien zwei Wiederveröffentlichungen aus ihrer „Telefunken“-Zeit
ans Herz gelegt: „Hildegard Knef in Concert“ und „Hildegard
Knef singt Cole Porter“ (Warner Strategic Marketing). Die
erste (Doppel-)CD präsentiert zum ersten Mal ihre beiden Live-Platten
aus den Sixties digital remastered. Neben ihren Hits wie den „Roten
Rosen“ finden wir darauf auch rare Chanson-Perlen von Friedrich
Gulda oder Max Colpet. Kongenial begleitet wird sie dabei von den
Orchestern Günter Noris und Kurt Edelhagen. Unter dem seltsamen
Titel „Träume heißen Du“ wurde 1968 die deutsche
Cole-Porter-Collection veröffentlicht. Produzent Wolfgang Michels
hat diese nun mit weiteren Porter-Songs (auch aus Knefs Broadway-Hit
„Silk Stockings“!) und Klassikern des „American
Songbooks“ ergänzt. Wer „Nana Mouskouri in New
York“ geliebt hat, sollte auch in diese CDs hineinhören.
Nie klang die Knef jazziger.