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nmz-archiv
nmz 2002/09 | Seite 26-28
51. Jahrgang | September
Rezensionen
Kurz vorgestellt
Buch-Tipps
Bernd Feuchtner: Dimitri Schostakowitsch. Und Kunst geknebelt
von der groben Macht. Bärenreiter/Metzler 2002, 268 Seiten,
€ 34,90
Die Musik von Dimitri Schostakowitsch als klingendes Geschichtsbuch
des Experiments „Sozialismus“ in der Sowjetunion:
Der russische Komponist hat in seinen Stücken die Empfindungen
bewahrt, die Menschen zur Zeit der stalinistischen Diktatur nicht
zu äußern wagten und die dem Betrachter auch in den
Zeiten von Chruschtschows „Tauwetter“ und der Breschnew-Restauration
verborgen blieben. Autor Bernd Feuchtner erläutert das Werk
und deren Hintergründe in allgemein verständlicher Weise.
Gerhard Scheit/Wilhelm Svoboda: Feindbild Gustav Mahler. Zur
antisemitischen Abwehr der Moderne in Österreich. Sonderzahl
Verlagsgesellschaft 2002, 340 Seiten, € 25,-
Beleuchtet wird hier eine Grundkonstellation des 20. Jahrhunderts.
Der Antisemitismus ist nach den Grundbegriffen dieser Studie kein
bloßes Vorurteil, sondern so etwas wie ein national integrierendes
Moment im Kultur- und Musikverständnis. Inwieweit die Musikstadt
Wien dabei – wie schon zu Mahlers Lebzeiten – zur
unrühmlichsten Avantgarde zählt, auch darüber wird
Auskunft gegeben.
Michael Gielen/Paul Fiebig: Mahler im Gespräch. Die zehn
Sinfonien. Metzler 2002, 233 Seiten, € 24,90
Der Dirigent Michael Gielen gibt im Gespräch mit Paul Fiebig
Rechenschaft über sein Bild der Sinfonien Mahlers, die er
eingehend von Werk zu Werk und fortschreitend erläutert –
einschließlich des Fragments der Zehnten und des „Lieds
von der Erde“. Dabei geht es ihm nicht um persönliche
Bekenntnisse, sondern um die Vermittlung objektiver Einsichten
in Form, Struktur und ideellen Gehalt der Musik. Ein Buch für
alle diejenigen, die mehr über Mahlers Werke wissen wollen
als im Konzertführer steht.
Yvonne Drynda
Noten-Tipps
Georg Friedrich Händel: Sämtliche Werke für
Violine und Basso continuo. Hrsg. Terence Best. Urtext der
Hallischen Händel-Ausgabe. Bärenreiter BA 4226
Mindestens die Hälfte dieser elf, die Blütezeit des
Barocks repräsentierenden Violin-Kompositionen, eine schöner
als die andere, sind bestimmt von Händel, zwischen 1707 und
1726 entstanden, meist bislang unter op. 1 zusammengefasst. Was
die Wissenschaftler heute dazu meinen, erhellt das ausführliche
Vorwort. Wie man sich heute die Ausführung möglichst
originalgetreu denkt, dazu regt diese vornehme und im Notenbild
angenehme Urtext-orientierte Edition mit seiner dezenten Continuo-Aussetzung
an.
Tieme Pieces for Viola. Music through the Ages. Vol. 1 Grades
1-3, Vol. 2 Grades 4-5. Ed. Philip Bass and Paul Harris. The
Associated Board of the Royal Schools of Music, ABRSM Pub., London
(über Bärenreiter), ISBN 1-86096-254-8
Drei Dutzend Original- oder bearbeitete Stücke verschaffen
Bratschenschülern in diesem von ganz leicht bis mittelschwierig
didaktisch konzipierten Sammelbändchen Begegnung mit allen
Stilbereichen, quer durch sieben Jahrhunderte.
Franz Anton Hoffmeister: Kontrabasskonzert Nr. 1 mit obligater
Violine. Klavierauszug in C- und D-Dur von Christoph Sobanski.
Kontrabass-Stimmen für Solo-, Orchester- und „Wiener“-Stimmung
mit Kadenzen, Fingersatz und Strichbezeichnungen. Dazu: Stimme
Violino principale für den 2. Satz. Henle 721.
Diese Neuausgabe seines bekanntesten Konzertes wird als Urtext
apostrophiert, weil sie abweichend von seinerzeitigen Mängeln
des Erstdruckes von 1966 sich auf die einzige originale Quelle
im Wiener Archiv stützt, gleichwohl aber auch erkennbare
Interpretations- und Kadenzvorschläge von Tobias Glöckler
einbezieht.