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nmz-archiv
nmz 2002/10 | Seite 52
51. Jahrgang | Oktober
Oper & Konzert
Stimmen der Veränderung
9. Usedomer Musikfestival: 28. September bis 12. Oktober
Unter dem Motto “Musikalische Entdeckungsreise Moskau”
eröffnet das Usedomer Musikfestival mit einem Gedenkkonzert
für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft am 28. September
seine neue Saison. Mstislav Rostropovich wird mit über 250
Mitwirkenden, darunter dem NDR-Sinfonieorchester, der Radio-Philharmonie
Hannover, den BBC Singers und dem Knabenchor der im Zweiten Weltkrieg
zerstörten Kathedrale von Coventry das „War Requiem”
von Benjamin Briten in Peenemünde aufführen.
Mit dem Gedenkkonzert will das Festival Stimmen gegen den Krieg
erklingen lassen. Ein russischer Dirigent – Mstislav Rostropovich.
Ein englischer Komponist – Benjamin Britten. Ein Ort mit Geschichte
– Peenemünde. Welcher Musiker ist geeigneter als Rostropovich,
der den Krieg miterlebt und sich stets gegen Krieg und Gewalt engagiert
hat? Welches Werk bietet sich besser an, als „War Requiem”,
eines der größten musikalischen Antikriegswerke? Welcher
Aufführungsort ist überzeugender als Peenemünde,
um ein Zeichen des Friedens in die Welt hinauszuschicken? Handelt
es sich doch um den Ort, an dem Hitlers „Vergeltungswaffe”
entwickelt wurde und an dem Tausende von Zwangsarbeitern umkamen.
Bundespräsident Johannes Rau und Präsident a.D. Michail
Gorbatschow werden dieser aufwendigsten Konzertproduktion in der
Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns beiwohnen. Russische Kompositionen
und herausragende Moskauer Interpreten, unter ihnen Vladimir Spivakov,
Natalia Gutman, das Borodin-Quartett und der Kammerchor des Tschaikowsky-Konservatoriums
sind in fast allen 18 Konzertprogrammen des Usdedomer Musikfestivals
vertreten. Zu den Höhepunkten, das in diesem Jahr eine Mischung
aus Konzerten, Meisterkursen, Workhops und Vorträgen präsentiert,
zählen auch die Auftritte junger Stipendiaten der renommierten
Spivakov-Stiftung. Mit deren Darbietungen wird die Reihe „Eine
Kindheit im Dienste der Musik” fortgesetzt. Im Mittelpunkt
des Festivalprogramms stehen Werke der Komponisten, die von Moskau
aus Musikgeschichte geschrieben haben: von Tschaikowsky und Rachmaninow
bis zu Alfred Schnittke und Edison Denissow. Wie in den Vorjahren
wird erneut ein Werk uraufgeführt, das vom Festival in Auftrag
gegeben wurde. Jazzkonzerte, eine musikalische Entdeckungsfahrt
über die Insel sowie die Reihe mit Preisträgerkonzerten
des internationalen Wettbewerbs „Young Concert Artists”
aus New York ergänzen das Programm. Interessierten Festivalbesuchern
empfiehlt sich daneben ein Besuch des Historisch-Technischen Informationszentrums
Peenemünde. Dokumente, Originalteile und Modelle vermitteln
eine Vorstellung von der Arbeit der Peenemünder Wissenschaftler
und von den verheerenden Folge der neuen Waffe. Der gelungene Start
der ersten Fernrakete der Welt besiegelte am 3. Oktober 1942 einen
der spektakulärsten, aber auch gefährlichsten technischen
Durchbrüche des 20. Jahrhunderts.