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nmz-archiv
nmz 2002/10 | Seite 52
51. Jahrgang | Oktober
Dossier: Kulturstiftungen
Celis Wunderland
Sergiu Celibidache Stiftung initiiert ein Festival
Die 1999 gegründete und in München ansässige Sergiu
Celibidache Stiftung ehrt den 90. Geburtstag des Maestros mit einem
neuen Festival in München. Das 1. „Sergiu Celibidache
Festival“ findet vom 7. bis 20. Oktober 2002 in Zusammenarbeit
mit der Bayerischen Theaterakademie August Everding und der Hochschule
für Musik und Theater München statt. Das gesamte Festival
ist eine Benefizveranstaltung zugunsten der Stiftung.
Jedes Mal, wenn der große Maestro Sergiu Celibidache den
Taktstock hob, hat eine ganze Musikwelt den Atem angehalten. Unerhörtes
war da zu hören. Musik, die wir längst auswendig kennen,
wurde wieder zur Uraufführung. Es war der Eintritt in ein Wunderland“,
so Hellmuth Matiasek, Kuratoriumsmitglied der Celibidache Stiftung.
Das Ziel der 1999 von Ioana und Serge Celebidachi gegründeten
Sergiu Celibidache Stiftung ist, das „musikalische Lebenswerk
des Dirigenten, Philosophen und Musikpädagogen Sergiu Celibidache
zu dokumentieren“, weiterzuführen und „das Zentrum
des weltweiten Geflechts der Impulse zu werden, die der Dirigent
mit seinem vielschichtigen Wirken gegeben hat“. Diese Ziele
will die Stiftung – unter der Präsidentschaft von Serge
Celebidachi und der Intendanz des Dirigenten Mark Mast – mit
Konzerten, der Förderung junger Musiker, mit Symposien und
Publikationen verwirklichen. Das Kuratorium der Stiftung ist hochkarätig
und zahlreich besetzt: Daniel Barenboim, Giuliana Benedetti Michelangeli,
Sir Colin Davis, Plácido Domingo, Henri Dutilleux, Elisabeth
Furtwängler, Ida Haendel, Radu Lupu, Hellmuth Matiasek, Zubin
Mehta, Murray Perahia, Sir Simon Rattle und der ehemalige Bundespräsident
Richard von Weizsäcker engagieren sich für die Belange
der Celibidache Stiftung.
Wesentlicher Bestandteil
des „Sergiu Celibidache Festivals“ werden die
Meisterklassen der Tradierung der von Celibidache begründeten
„Phänomenologie der Musik“ sein. Sie werden
von Konrad von Abel geleitet werden, einem früheren
Assistenten des Dirigenten. Foto: Werner Neumeister
Zu Lebzeiten gab Celibidache nur selten Interviews, mied jegliche
Form der üblichen Dokumentation und beschimpfte Schallplatten
als „tönende Pfannkuchen“. Nach seinem Tod 1996
kam eine große Zahl von Ton-, Bild- und Textdokumenten ans
Licht und Celibidache erfuhr ein spätes – und viel diskutiertes
– CD-Debüt. Der Stiftung kommt dies zugute, rekrutiert
sich deren Grundstockvermögen doch aus den Lizenzerträgen
der Celibidache-Edition der Deutschen Grammophon Gesellschaft. Auch
das in diesem Jahr erstmals stattfindende Sergiu Celibidache Festival
findet zugunsten der Stiftung statt.
Zum Programm des 1. „Sergiu Celibidache Festivals“:
Das Benefizfestival – alle beteiligten Musiker, Dozenten und
Vortragenden verzichten auf ein Honorar – führt Künstler
zusammen, die mit Sergiu Celibidache zusammengearbeitet haben. Es
treten auf: Ida Haendel mit dem Württembergischen Kammerorchester
Heilbronn unter Alexandre Myrat, Natalia Gutman und Elisso Wirssaladze,
die Accademia Musicale di San Giorgio unter Rony Rogoff, das Musikkorps
der Bayerischen Polizei unter Leitung von Markus Theinert, das Orchestre
Interrégional Européen unter Konrad von Abel, das
Münchner Jugendorchester mit einem Familienkonzert unter Leitung
von Heinrich Klug, das eigens gegründete Festivalorchester
unter Enrique Garcia Asensio und zum Abschluss die Münchner
Philharmoniker unter Zubin Mehta mit Bruckners 4. Symphonie. Das
Festival findet im 90. Geburtsjahr Celibidaches statt. Selbstverständlich
will es an das Lebenswerk des Maestros erinnern und es will mehr:
Es will das Konzerterlebnis im Sinne Celibidaches vermitteln, das
Entstehenlassen aus dem Augenblick heraus, die Auseinandersetzung
mit der von Celibidache begründeten Phänomenologie der
Musik, und es will junge Musiker mit Meisterklassen, einem Dirigierkurs
mit Orchester und einem eigens zusammengestellten Festivalorchester
fördern.
Ein eigenständiger Teil des Festivals ist die Filmreihe im
Filmmuseum des Münchener Stadtmuseums. Neben den großen
Kinoporträts von Jan Schmidt-Garre und Serge Celebidachi werden
Dokumentarfilme, Interviews, Konzert-, Proben- und Kursmitschnitte
aus über 50 Schaffensjahren Celibidaches gezeigt. Freunde spielen
unter Freunden und Freunde treffen Freunde: Die Sergiu Celibidache
Stiftung hat über das Festival hinaus verschiedene Gesprächsrunden
mit Freunden, Wegbegleitern und Schülern des Maestros initiiert.
Und einmal im Monat ruft sie zum „CeliTreff“ auf –
noch vor Beginn des Festivals, am 1. Oktober ist es wieder soweit.
Kathrin Hauser-Schmolck
Weitere Informationen unter: http://www.celibidache.com