nmz 2002/10 | Seite 31
51. Jahrgang | Oktober
Landesmusikräte
Nordrhein-Westfalen
Mit Orff, Weill und Bernstein im Gepäck
Die Landesjugendensembles Nordrhein-Westfalens unterwegs
Mit herausragenden Aktivitäten und Konzertauftritten konnte
in diesem Sommer der LandesJugendChor NRW aufwarten. Neben einem
Konzert auf der Filmmusikbiennale in Bonn mit dem Bundesjugendorchester
(Mikis Theodorakis, Ballett-Suite „Alexis Sorbas“) und
einem Auftritt beim Festival der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände
„50 Jahre ADC” in Essen haben die jungen Sängerinnen
und Sänger im Juli bei der WDR-Produktion „Die lustigen
Weiber von Windsor“ (Otto Nicolai) als Gastensemble mitgewirkt.
Zu den Solisten gehörten unter anderem Juliane Banse, Franz
Hawlata, Heinz Zednik und Wolfgang Bankl. Das WDR-Rundfunkorchester
spielte unter Helmuth Froschauer.
Das LandesJugendOrchester war im September mit zwei Konzertauftritten
beim Europäischen Klassik-Festival Ruhr vertreten und unternahm
in den Sommerferien eine Konzertreise nach Ungarn. Das LandesJugendKammerorchester
war ebenfalls beim Europäischen Klassik-Festival Ruhr zu hören
und bereitet sich zur Zeit auf eine Reise nach China im November
vor, mit zehn Konzertauftritten unter anderem in Peking, Shenzhen,
Wuhan und Shanghai. Auf dem Programm stehen neben der Bearbeitung
eines chinesischen Volksliedes Werke von Elgar, Mendelssohn Bartholdy,
Mozart und Beethoven.
Bei der Konzertreise des Jugendzupforchesters NRW nach Polen im
August waren Überlegungen von Jugendaustausch und Völkerverständigung
mitbedacht worden: Bei einem Konzert in der Baltischen Philharmonie
in Danzig wirkten zwei Studierende der dortigen Musikakademie mit,
die bereits Gewinner einiger Wettbewerbe sind. Neben Glucks Ballettmusik
zu „Don Juan” gab es Werke von Kurt Schwaen, Yasuo Kuwahara,
Markus Kugler und Chiel Meijering zu hören.
Das LandesJugendBlasorchester, das jetzt auch unter der Bezeichnung
„JungeBläserPhilharmonie NRW” firmiert, hat vor
der Sommerpause beim Parlamentarischen Abend der Landesmusikakademie
NRW im Düsseldorfer Landtag mitgewirkt und sieht im Oktober
einer Spanien-Tournee mit Konzertauftritten in der Umgebung von
Valencia entgegen.
Mit im Gepäck sind Werke von Carl Orff, Kurt Weill, Leonard
Bernstein sowie Werke spanischer Komponisten. Die musikalische Leitung
hat Pierre Kuijpers.
Eine Chance für mehr Musik in der Grundschule
Mitgliederversammlung 2002: Landesmusikrat NRW intensiviert Dialog
mit der Politik
Die Mitgliederversammlung des Landesmusikrates in Hamm stand in
diesem Jahr ganz im Zeichen der musikalischen Bildung. Dr. Wolfgang
Meyer-Hesemann, Staatssekretär im nordrhein-westfälischen
Schulministerium, und Karl-Heinz Held, Abteilungsleiter im Bildungsministerium
Rheinland-Pfalz, verdeutlichten in zwei Referaten die Positionen
ihrer Landesregierungen zum Thema Musik in der Ganztagsschule.
Während in Rheinland-Pfalz bereits eine Rahmenvereinbarung
für „Musik in der neuen Ganztagsschule“ von Landesmusikrat
und Bildungsministerium beschlossen worden ist und die Landesregierung
für Ganztagsangebote zusätzliche Lehrerstellen und Mittel
bereitgestellt hat, muss in NRW noch ein geeigneter Weg gefunden
werden. Beide Länder betrachten die Ganztagsschule als Chance
für ein besseres Lernen, auf fachliche und pädagogische
Qualität der Angebote wird großer Wert gelegt.
Wolfgang Meyer-Hesemann verwies auf den in NRW bereits bestehenden
„Pakt mit dem Sport“, in dem das Ziel formuliert wurde,
möglichst an jedem Tag ein Bewegungs-, Spiel- und Sportangebot
für Schulkinder sicherzustellen.
Ähnliches könne er sich auch für Musik vorstellen.
Wie solche Angebote finanziert werden sollen, blieb noch offen.
Fraglich ist, ob es reicht, vorhandene Mittel von Jugendhilfe und
von Förderprogrammen wie GÖS, 13plus oder „Schule
von 8 – 1” hierfür zusammenzuführen. Irritation
hat in anderem Zusammenhang die Äußerung von Ministerin
Behler hervorgerufen, dass Musikschullehrer, die an Schulen unterrichten,
nicht aus dem Schuletat finanziert werden sollen.
In einem sich an die Vorträge anschließenden Round-table-Gespräch
mit Vertretern der Ministerien und der Fraktionen im Landtag ging
es um Fragen der praktischen Umsetzung, um Fortbildung von GrundschullehrerIinnen
im Fach Musik, um Fragen der Ausbildung und um die Finanzierbarkeit
von Angeboten durch mögliche Kooperationspartner wie Musikschulen
und Musikvereine.
Der Handlungsbedarf in allen diesen genannten Bereichen ist angesichts
eines Musikunterrichts an Grundschulen, der überwiegend von
Lehrkräften ohne jede musikalische Basisqualifikation erteilt
wird, weithin offensichtlich.
Die Bereitschaft aller Beteiligten, jetzt „über Gräben
zu springen“, wurde als historische Chance begriffen, um die
Situation des Faches Musik an den Grundschulen entscheidend zu verbessern.