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nmz-archiv
nmz 2002/10 | Seite 23
51. Jahrgang | Oktober
Noten
Spaß mit Kürbis, Snare und Toms
Schlagzeugklänge neu entdeckt
Werner
Heider: Cabaza für vier Cabazas und vier Spieler. Zimmermann
ZM 33920 (1999), ISMN M-010-33920-7.
Dieses pfiffige und witzige, kurze, drei Minuten dauernde Kabinettstück
entstand zum 15-jährigen Bestehen des „Cabaza Percussion
Quartet“ im Jahr 1998. Eine synkopierte rhythmische Formel
im 5/8 Takt zieht sich durch das ganze Stück. Jeder Spieler
benötigt eine Kürbis-Cabaza in vier unterschiedlichen
Tonhöhen /Klangfarben. Am Ende nimmt ein Xylophon mit drei
Tönen C-A-B (denkbar wären sicherlich auch drei hohe
Klangstäbe) das rhythmische Motiv auf. Spielpartitur nach
der Handschrift des Komponisten, keine Wendemöglichkeit.
Sg 4
Werner
Heider: 100 Wirbel zum Ende des Jahrtausends für vier Schlagzeuger.
Zimmermann ZM 33660 (1999), ISMN M-010-3360-2.
Die vier Spieler sind im Halbkreis um eine große Trommel
in der Mitte angeordnet. Jeder spielt ein Paar Bongos, eine kleine
Trommel (das Mitschnarren der Saiten während des ganzen Stückes
ist klanglich mit einbezogen), eine Conga, ein Tom Tom und am
Ende gemeinsam die große Trommel. Dazu kommt eine Vielzahl
an Klangerzeugern, verschiedene Schlägel und verschiedene
Arten, mit der Hand zu spielen. Das Werk dauert acht bis neun
Minuten. Entsprechend dem Titel überwiegen die Wirbel: in
allen dynamischen Stufen (sehr laut bis sehr leise), unisono in
den vier Stimmen, gleich in der Dynamik oder gegengleich, überlagernd
oder ergänzend. Dazu kommen kurze, hektische Einwürfe
und auskomponierte Accellerandi (Quintolen, Sechstolen, Septolen).
Am Ende treffen sich alle Vier zum gemeinsamen Spiel auf der großen
Trommel in der Mitte. „... Und es gibt kein triumphales
Ende, sondern ein leises, nachdenkliches“. (W. Heider).
Spielpartitur nach der Handschrift des Komponisten, keine Wendemöglichkeit.
Sg 5
Nils
Rohwer: Zwei Soli für Drumset. 1. Groovin’Up –
Latin Stile 2. Drums Unlimited – mit Double-Bassdrum Nils
Rohwer Topetone (2000).
Das Solostück „Groovin’up“ enstand über
Umwege. Aus einer herausgezogenen Stimme eines Play-along schnell
geschrieben für den Unterricht, umgewandelt in ein enorm
fetziges Trio für Percussion und Drumset, liegt es nun hier,
nach weiteren Verfeinerungen als stark Groove-orientiertes Latin-Solo
vor. Der Dreivierteltakt ist eher ungewöhnlich für Latin,
aber die Verbindung von Snare und Toms mit dem latin-punktierten
Bass bewirken dieses Feeling. Unterstützend wirken auch die
Sounds auf Beckenkuppe, Cowbell und Jamblock. Das Solo, bestehend
aus Grooves und einem Mittelpart, der quasi eine auskomponierte
Improvisation darstellt, dauert etwa vier Minuten „Drums
Unlimited“ – geschrieben für Leo – ist
ein Stück für Doppelfußtechnik. Virtuose rhythmische
Figuren in beiden Füßen (ebenso anspruchsvolle Figuren
mit der Hihat) ergänzen sich mit schnellen Figuren auf Snare
und Toms. Grooves und Breaks in ungefähr gleicher Länge
wechseln sich in dem etwa 2:30 Minuten dauernden Stück ab.
Beide Stücke sind spannend und abwechslungsreich. Wie man
so sagt: „ ...sie gehen tierisch gut ab!“ Sg 4 - 5.
Erkki-Sven
Tüür: Motus II für vier Schlagzeugspieler (1998).
Henry Litolff’s Verlag / C. F. Peters EP 8970 (1999), ISMN
M-014-10532-7
Im Vorwort schreibt E.-S. Tüür: „Musik für
Schlaginstrumente wird üblicherweise nicht mit etwas Fließendem
und einem sich weich entwickelnden Verlauf assoziiert, doch wollte
ich gerade in diesem Werk eine solche kontinuierliche Entwicklung
mittels des Schlagzeugklangs erreichen. Dabei entstehen durch
den systematischen Wechsel von geraden und ungeraden Rhythmen
unterschiedliche vertikale Verzahnungen, was den Eindruck von
Tempoveränderungen auf verschiedenen Ebenen hervorruft.“
Das fast zwölf Minuten dauernde Stück benötigt
ein umfangreiches Instrumentarium: Xylophon, Vibraphon, zwei Marimbas,
sechs Tom Toms, zehn Becken, Bass Drum, Tam Tam und Drumset. Die
Komposition ist dreiteilig. Der sehr lange erste Teil besteht
aus zwei Abschnitten, den ersten bestimmen die Mallets, den zweiten
die Fellinstrumente. Dieser Teil ist virtuos mit schnellen Rhythmen,
komplex übereinander gelagert und mit großer Lautstärke.
Im krassen Gegensatz dazu steht der Mittelteil. In ihm herrscht
geradezu kantilenenhafte Statik hauptsächlich bewirkt durch
gestrichene Becken und gestrichenes Vibraphon. Der letzte, wieder
sehr intensive Teil erinnert an die Virtuosität des Ersten.
Partitur und Stimmen sind gut lesbar. Sg 5.
Jacky
Bourbasquet-Pichard: Étude progressive de la double pédale
de grosse chaisse technique, indépendance et coordination.
Editions Musicales Alphonse Leduc AL 29249 (2000), ISMN M-046-29249-1.
Dieses Schulwerk befasst sich umfassend mit den Problemen die
auftreten, wenn man mit einer Doppelfußmaschine spielt.
Besonders geht es um das Training des linken Fußes, der
normalerweise „nur“ das Hihat geschlossen hält.
Die Übungen sind in drei Teile unterteilt und erinnern in
ihrem Aussehen ein bisschen an die alten Stone „Stick Control“
- Übungen. Vorangestellt sind 50 einleitende, eintaktige
Patterns, die zunächst einmal den Umgang mit zwei Füßen
vertraut machen sollen. Beide Füße spielen abwechselnd
in Kombination mit den Händen. Im ersten Teil kommen Doppelschläge
hinzu, die mit einfachen Begleitrhythmen (Becken und Snare) kombiniert
werden sollen. Im zweiten Teil sind die Kombinationen umfangreicher.
Es gibt nur noch eine Bass Drum-Note, das „Sticking“
bleibt dem Spieler überlassen. Im dritten Teil werden die
vorangehenden Übungen in musikalischen Beispielen angewendet.