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nmz-archiv
nmz 2002/10 | Seite 20
51. Jahrgang | Oktober
Rezensionen
Soundtracks
Vincent Gallo: Recordings Of Music For Films
Warp/Zomba
Er sei besessen, anders ginge es nicht, und wer sich mit Durchschnitt
begnüge, sei ein Loser, was er hasse… Vincent Gallo,
Model, Schauspieler, Regisseur und Musiker, ist schon ein etwas
unheimlicher Typ. Auf der anderen Seite ist da diese intensive sinistre
Zärtlichkeit, die aus einer Hinwendung zu genau jenen Losern
zu resultieren scheint. Sie ist nicht nur Thema seiner Filme, auch
seine Musik transportiert konsequent und inbrünstig das Raunen
der Einsamkeit in allen Aspekten, von Gefahr und Unheil bis zu Liebe,
Trost und Selbstgenügsamkeit. Deshalb wirkt die vorliegende
Platte auch wie aus einem Guss, obwohl sie doch seine Soundtrack-Arbeiten
vom ersten Kurzfilm („If You Feel Froggy, Jump“, 1979)
bis zu „Buffalo ’66" (1998, aufgenommen aber schon
1988) zusammenstellt. Es sind Miniaturen, tiefsinnige Fragmente,
geerdet im Bandrauschen der Prä-Hifi-Ära.
Jeff Tweedy: Chelsea Walls
Ryko/ Zomba
Der junge Hollywood-Star Ethan Hawke hat einen Film über ein
berühmtes Hotel gedreht, über die New Yorker Künstlerzuflucht
Chelsea Hotel. Und im Gegensatz zur bräsigen Wenders/Bono-Konstellation
(„Million Dollar Hotel“) trifft er in Sachen Score eine
gute Wahl: Jeff Tweedy von der Band Wilco. Deren schwermütiger
Americana-Rock verwischt sich hier in langen Instrumentals, in denen
vor allem Gitarre, Piano, Fidel, Akkordeon oder Vibraphon die „Menschen
im Hotel“-Geschichten von den Wänden widerhallen lassen.
Dazwischen konkretisieren einige Songs die getragene Grundstimmung.
Die stammen nicht nur von Wilco, Billy Bragg oder Jimmy Scott, auch
für den sympathischen Schauspieler Robert Sean Leonard hat
Tweedy zwei Lieder komponiert. Fühlt sich alles an wie ein
Tauchbad in den Sud amerikanischer „On The Road“-Mythen.