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nmz-archiv
nmz 2002/11 | Seite 14
51. Jahrgang | November
Deutscher Kulturrat
Nachrichten – Hintergrund
Alt gegen Jung?
Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände,
protestiert gegen die Entscheidung der Kultur- und Bildungsminister
der Länder, die Förderung der „Bundesauswahl Konzerte
Junger Künstler” des Deutschen Musikrates einzustellen.
Mit dieser Entscheidung wird ein Grundpfeiler der Förderung
des hochbegabten musikalischen Nachwuchses in Deutschland zerstört.
Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat dem berechtigten jahrelangen
Drängen des Bundespräsidenten endlich nachgegeben und
will den Etat der Deutschen Künstlerhilfe für in Not geratene
ältere Künstler aufstocken. Diese Aufstockung (zirka 100.000
Euro) soll nach dem Willen der Kultur- und Bildungsminister der
Länder aus der Förderung der „Bundesauswah Konzerte
Junger Künstler” des Deutschen Musikrates genommen werden.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann,
sagte dazu: „Alt gegen Jung scheint die Devise der Kultur-
und Bildungsminister der Länder zu sein. Um endlich den Hilfsfonds
für in Not geratene Künstler beim Bundespräsidenten
aufzustocken, nimmt die Kultusministerkonferenz den jungen Künstlern
das Geld weg. Diese Entscheidung ist gerade im Lichte der PISA-Debatte
absolut unfassbar. Wir fordern die Kultur- und Bildungsminister
der Länder auf, ihre Entscheidung gegen den musikalischen Nachwuchs
in Deutschland zurückzunehmen.”
Kompetent – Christina Weiss wird zur Kulturstaatsminsterin
berufen
Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände,
begrüßt die schnelle Berufung von Christina Weiss zur
Kulturstaatsministerin für das nächste Bundeskabinett.
Mit Christina Weiss hat der Bundeskanzler eine kompetente Kennerin
von Kunst und Kultur für dieses wichtige Amt ausgewählt.
Noch unklar ist, ob sich mit dieser Berufung auch die Ressortverantwortung
der Kulturstaatsministerin ändert. Der Deutsche Kulturrat fordert,
dass die Staatsministerin sowie der Ausschuss für Kultur und
Medien mit der Prüfung der Kulturverträglichkeit von Gesetzesvorhaben
betraut werden. Der Ausschuss für Kultur und Medien im Deutschen
Bundestag sollte in der nächsten Legislaturperiode in Fragen
der kulturellen Ordnungspolitik die Federführung erhalten.
Nagelprobe Koalitionsverhandlungen
Koalitionsverhandlungen sind die Nagelprobe für die künftige
Kulturpolitik des Bundes. Der Vorsitzende des Deutschen Kulturrates,
Prof. Dr. Max Fuchs und der Geschäftsführer des Deutschen
Kulturrates, Olaf Zimmermann, trafen am 10. Oktober den scheidenden
Staatsminister für Kultur und Medien, Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin.
In dem Gespräch bedankten sich beide Parteien für die
gute Zusammenarbeit in den letzten beiden Jahren.
Der Vorsitzende des Deutschen Kulturrates, Prof. Dr. Fuchs, verlieh
bei dem Gespräch seiner Sorge Ausdruck, dass in der neuen Legislaturperiode
die Behörde des Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten
der Kultur und der Medien geschwächt werden könnte. So
gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass Teile der Medienpolitik
und der Bereich Medien- und Filmwirtschaft in das neue Superministerium
von Wolfgang Clement verlagert werden sollen. Max Fuchs sagte hierzu:
„Kulturelle und wirtschaftliche Filmförderung gehören
zusammen. Rundfunk und Film sind ein Teil der Kultur und gehören
damit auch weiterhin in den Zuständigkeitsbereich der neuen
Staatsministerin für Kultur und Medien. Die Herauslösung
des Medienrechtes, der Rundfunkpolitik sowie der Medien- und Filmwirtschaft
aus der Behörde der Kulturstaatsministerin würde eine
Rolle rückwärts in der Kulturpolitik des Bundes bedeuten.”
Olaf Zimmermann bat den scheidenden Kulturstaatminister Prof.
Dr. Nida-Rümelin, sich bei den Koalitionsverhandlungen zur
Kulturpolitik dafür einzusetzen, dass konkrete kulturpolitische
Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen von Kunst
und Kultur fixiert werden. Olaf Zimmermann sagte: „Besonders
vordringlich ist, dass der Erhalt des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes
für Kulturgüter eindeutig im Koalitionsvertrag fixiert
wird.”