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nmz-archiv
nmz 2002/11 | Seite 47
51. Jahrgang | November
Dossier: Musikbuch / Noten
Buchumfrage
Kultur- und Bildungspolitik
Dieter Gorny und Jürgen Stark (Hg.): Popkultur 2002/2003.
Das Jahrbuch für Musikkultur, Musikmedien und Musikindustrie.
Rororo Taschenbuch Verlag, Hamburg 2002, 368 S., 26 Euro.
Ein Lese- und Bilderbuch aus der Welt des Pop. Alle kommen zu
Wort: Musiker, Manager, Politiker, Fernsehstars – die Beiträge
sind fast durchweg lesenswert und dabei oft intellektuell durchaus
anspruchsvoll. Das Ganze ist ein eindrucksvolles Beweismittel
für die implizite These des Buches: „Pop ist ein Labor
und Teil gesellschaftlicher Avantgarde“.
Muchtar Al Ghusain, Niedersächsisches Ministerium für
Wissenschaft und Kultur
Guiseppe Pino: Jazz My Love. Schirmer/Mosel, München 2002,
264 S.,
68 Euro .
Fotoband für Menschen mit Spaß an interessanten Fotografien,
die mit Musik im weitesten Sinn zu tun haben. Ein ästhetischer
Genuss.
Barbara Boeker, Messe Frankfurt
Wissenschaft/Forschung
Olga Gladkowa: Galina Ustvolskaja – Musik als magische Kraft.
Verlag Ernst Kuhn, Berlin 2001, 158 S., 29,95 Euro .
Mit dieser Veröffentlichung liegt eine erste Monographie
der ungewöhnlichen und ganz zurückgezogen lebenden Komponistin
Galina Ustvolskaja vor. Ihre Werke widersetzen sich einer musikwissenschaftlichen
Auseinandersetzung, die die Komponistin auch nicht wünscht.
Dennoch sind hier zahlreiche Hinweise zum Verständnis ihrer
musikalisch-geistigen Welt zu finden – und das Buch erhält
seine Glaubwürdigkeit nicht zuletzt dadurch, dass die Autorin
eine Schülerin Ustvolkajas war und die Komponistin auch selbst
zu Wort kommen lässt.
Muchtar Al Ghusain, Niedersächsisches Ministerium für
Wissenschaft und Kultur
Richard Parncutt und Gary E. McPherson (Hg.): The Science and Psychology
of Music Performance – Creative Strategies for Teaching and
Learning. Oxford UP, New York, 45 US Dollar.
Welcher Musikpädagoge möchte nicht wissen, welches
Kind man musikalisch wie am besten fördert, wie Blattlesen
funktioniert, wie sich Musiker- und Nicht-Musiker-Gehirne unterscheiden?
In diesem Band, in dem jedes Kapitel gemeinsam von einem Wissenschaftler
und einem Praktiker geschrieben ist, wird der neueste Forschungsstand
dokumentiert. Wer musikpädagogisch bei den verschiedenen
Themen angemessen und aktuell informiert sein will, kann auf diese
Publikation kaum verzichten.
Prof. Dr. Klaus Behne
Theodor W. Adorno: Zu einer Theorie der musikalischen Reproduktion.
Aufzeichnungen, ein Entwurf und zwei Schemata. Herausgegeben von
Henri Lonitz. Suhrkamp, Frankfurt 2001, 400 S., 40,80 Euro.
Lange erwartet, liegen Adornos umfangreiche und vielfältige
Arbeiten zu einem Buchprojekt über musikalische Interpretation
nun in einer ausgezeichneten, mit vielen hilfreichen Kommentaren
versehenen Edition vor. Gründlicher ist kaum jemals über
die Probleme der Wiedergabe von Notentexten nachgedacht worden.
Prof. Dr. Ulrich Mahlert, Universität der Künste Berlin
Michael Lentz: Lautpoesie/- musik nach 1945. Edition Selene, Wien
2000, 2 Bände, 1237 S., 130 Euro.
Eine ausgezeichnete wissenschaftlich-kritische Bestandsaufnahme
mit viel Material – historisch/Interviews/Biblio- Disco-
Filmographie/Notationen und Analysen.
Künstlerisch anregend geschrieben.
Nicolaus A: Huber
Harald Haslmayr: Joseph Haydn. Holzhausen, Wien 1999.
Eben „ein aufregender, zeitaktueller Komponist“.
Hans Joachim Hespos
Jochen Kirchhoff: Die Anderswelt. Drachen, Klein Jasedow 2002,
245 S., 18,50 Euro.
Das neueste Buch des Berliner Philosophen, fern jeder Esotera-Spekulation:
„Das Musik grenzüberschreitende Erlebnisse auslösen
kann, gehört zu den ältesten kulturellen Erfahrungen,
Klang lässt sich nicht ohne Verwandlung denken.“
Für jede(n), der/die mit dem (eigenen) Sterben oder einem
Todesfall in nächster Nähe konfrontiert wird und/oder
sich auf die Grundfragen des Daseins geworfen sieht, kann „Anderswelt“
die wichtigste Schrift dieser Jahre werden: fundiert, seriös,
wissenschaftlich geforscht und visionär.
Prof. Peter Michael Hamel, Hochschule für Musik und Theater
Hamburg
Sachbuch
Dieter David Scholz: Mythos Maestro: Dirigenten im Dialog. Parthas
Verlag, Berlin 2002, 352 S., 30 Euro.
29 ausführliche Gespräche mit bekannten und (noch)
wenig bekannten Dirigenten (darunter leider keine Frau) geben
lehrreiche, kluge, informative Einblicke in die Welt der Orchesterleiter.
So kann das Gespräch mit Harnoncourt fast schon einen Meisterkurs
ersetzen, aber auch Kurt Sanderling, Giuseppe Sinopoli (dem das
Buch gewidmet ist), Bruno Weil und andere haben viel zu sagen.
Muchtar Al Ghusain, Niedersächsisches Ministerium für
Wissenschaft und Kultur
John Bailie: Klassische Musik. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden-Leipzig-Paris
2000, 192 S., 34,90 Euro
Musik und ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart.
Barbara Boeker, Messe Frankfurt
Das Handbuch fasst erstmalig systematisch alle Bereiche des
komplexen Theater- und Orchesterbetriebes zusammen. Trotz gewisser
Einschränkungen bei der Bewertung einzelner subjektiver Äußerungen
ist es allen verantwortlichen Theater- und Orchestermanagern wärmstens
zu empfehlen.
Gerald Mertens, Deutsche Orchestervereinigung
Nike Wagner: Traumtheater. Szenarien der Moderne. Insel Verlag
2001, 352 S., 22,50 Euro.
Feuilletonistische Essays, die vom Drama der Moderne im 20.
Jahrhundert handeln: im Innersten der Epochendynamik angelangt.
Prof. Peter Ruzicka, Intendant Salzburger Festspiele
Pierre Boulez: Eclats 2002. Mémoire du Livre, Herausgegeben
von Claude Samuel, Paris 2002, 502 S.
Das Buch ist der Wiederabdruck eines Werkes, das zu Boulez‘
60. Geburtstag 1985 in einer sehr reich ausgestatteten Form erschienen
war. Claude Samuel, Interviewpartner von Boulez, redigierte die
broschierte Neuauflage, brachte die Gespräche auf den Stand
von 2002 und versah sie mit einem kurzen Schlussgespräch:
„Hier, aujourd’hui, demain“. Neben den Interviews
finden sich 18 Beiträge anderer Autoren zum Thema Boulez,
darunter Michel Butor, Patrice Chéreau, Gilles Deleuze
und Olivier Messiaen. Werkverzeichnis, und Register ergänzen
das Buch.
Prof. Dr. Clytus Gottwald
George Steiner: Grammatik der Schöpfung. Hanser, München
2001, 24,90 Euro.
Es wimmelt von Unendlichkeiten.
Hans Joachim Hespos
Jazz und Gesellschaft, Sozialgeschichtliche Aspekte des Jazz
Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung, Band 7, hrsg.
von Wolfram Knauer, 2002, 19 Euro.
13 Autoren – ich nenne Christian Broecking,Wolfram Knauer,
Wolfgang Sandner, George E.Lewis, Ekkehard Jost und Peter Niklas
Wilson als mir bestens bekannte Autoren – thematisieren
unter anderem Jazz als gesellschaftlich relevante Musik und greifen
musikästhetische Fragen auf.
Dieter Glawischnig, Hamburg
Biographisches
Whitney Balliett: Collected Works –
A journal of jazz 1954–2000. Granta Books, London 2001, 872
S., 58 Euro.
Umfangreiche Sammlung von Kurzbiographien aus dem Bereich des
Jazz von einem der bedeutendsten Jazzkritiker. Hochinformativ,
witzig, nachdenklich, spannend, detailliert. Nie salopp, trendy
oder geschwätzig.
Joe Viera, Universität München
Hartmut Haenchen: Mahler – Wien – Amsterdam. 14 Bände
im Schuber. De Volharding, Amsterdam1999–2002, 65 Euro.
Die in deutscher und niederländischer Sprache gehaltenen
„Fiktiven Briefe“ von Gustav Mahler an einen Freund
hat Hartmut Haenchen zu seinem Mahler-Zyklus mit der Niederländischen
Philharmonie (Amsterdam) geschrieben. Basierend auf historischen
Dokumenten, sind mit den „Briefen“ gewissermaßen
Einführungstexte entstanden, in denen der Dirigent aus der
Perspektive des interpretierenden Künstlers seinem Publikum
die inneren und äußeren Zusammenhänge des symphonischen
Werks von Mahler entfaltet.
Dr. Hans-Peter Graf, Dresdner Musikfestspiele
Werner Egk: Die Zeit wartet nicht. Schott, Mainz 2001, 584 S.,
43,95 Euro.
Bibliophile Neuauflage der 1973 erschienenen Autobiographie
Werner Egks. In leicht lesbarer Form erzählt und reflektiert
der Komponist sein Leben und seine Zeit, in der er durch sein
Wirken eng verflochten war, ein bedeutendes zeitgeschichtliches
Dokument, das manches Wissenswerte über große Persönlichkeiten,
mit denen Egk in Verbindung stand, bringt.
Dr. Dirk Hewig, Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst
Wolfgang Johannes Bekh: Anton Bruckner. Biographie eines Unzeitgemäßen.
Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2001, 528 S., 34 Euro.
Lebendige und farbige Darstellung von Bruckners Leben und Wirken.
Das Skurrile und Absonderliche, die Naivität und Größe
seiner Persönlichkeit werden mit Sachkenntnis, Einfühlungsvermögen
und Respekt vor dem Komponisten herausgearbeitet.
Dr. Dirk Hewig
Für Kinder, die ein Instrument interessant finden, Einführung
in das Instrument, Bedeutung in der Band, erste Griffe und Musik-Lexikon.
Bisher erschienen für akustische Gitarre, Drums, Keyboard,
Saxophon, E-Gitarre, Klavier und Trompete.
Barbara Boeker, Messe Frankfurt
Renate Wieland/Jürgen Uhde: Forschendes Üben. Wege des
instrumentalen Lernens. Über den Interpreten und den Körper
als Instrument der Musik. Bärenreiter-Verlag, Kassel 2002,
321 S., 34,90 Euro.
Eine Fortführung des leider vergriffenen Buchs „Denken
und Spielen“ das Uhde/Wieland 1988 veröffentlicht haben.
Sehr anregend für alle, die ein differenziertes Verständnis
von Musik mit der Bemühung um angemessene musikalische Interpretation
und um ein ihr entsprechendes, sie verwirklichendes körperliches
Verhalten beim Spielen miteinander verbinden wollen. Die Darstellungsprobleme
werden an vielen Beispielen aus der Klaviermusik des 18.–20.
Jahrhunderts besprochen.
Prof. Dr. Mahlert