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nmz-archiv
nmz 2002/11 | Seite 29
51. Jahrgang | November
Deutscher
Tonkünstler Verband
Qualifizierter Orchesternachwuchs gefragt
Eine Anfrage des DTKV bei Rundfunkanstalten
Als das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im Jahr 2000
seinen 50. Geburtstag feierte, war dies Anlass nicht nur für
einen zufriedenen Rückblick, sondern es galt auch, Strategien
für die Zukunft zu entwickeln. Um die Tradition dieses renommierten
Klangkörpers zu bewahren und die hohe künstlerische Qualität
fortzuführen, entschloss man sich, eine eigene Akademie zur
Förderung des Orchesternachwuchses zu gründen: Die Akademie
des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks nahm am 1. Oktober
2001 ihre Arbeit in neu geschaffenen Räumen in München
auf.
Stipendiatinnen und Stipendiaten
der Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks.
Foto: Archiv
Im Sommer 2002 fragte der Deutsche Tonkünstlerverband bei
den Rundfunkanstalten Deutschlands an, ob es ähnliche Bemühungen
in anderen Rundfunkanstalten gäbe und wie sich die Ausbildungsbedingungen
dort gestalteten. Ziel der Anfrage war das Sammeln von Fakten, um
diese Informationen an junge Talente weiterreichen zu können.
Antworten auf diese Fragen kamen von SWR, ORB und ZDF, von radiobremen,
vom Saarländischen und vom Hessischen Rundfunk.
Bei den Antworten lassen sich verschiedene Gruppen zusammenfassen:
Einige Sendeanstalten haben keine eigenen Klangkörper (dies
betrifft radiobremen, das ZDF und den ORB). Immerhin konnte radiobremen
die Ausbildungsplätze für Volontäre 2002 von zwei
auf sechs erhöhen, so dass zumindest in diesem Bereich Nachwuchsförderung
stattfinden kann. Der ORB bemüht sich durch Sendungen wie „Debüt“
und aktuelle Berichterstattung etwa über das Kammeropernfestival
in Rheinsberg oder den Internationalen ARD-Musikwettbewerb um die
Förderung junger Musiker.
Das Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken und die drei Orchester
des Südwestrundfunks (Freiburg, Kaiserslautern und Stuttgart)
bilden innerhalb ihrer Klangkörper ganz gezielt aus. Das Rundfunk-Sinfonieorchester
Saarbrücken stellt jeweils für ein Jahr Praktikanten ein
(je zwei in Ersten und Zweiten Geigen und Bratschen, einen Praktikanten
bei den Celli, Kontrabässen, Hörnern, Trompeten, Posaunen
und im Schlagzeug). Die Praktikanten, die zum Teil aus der Musikhochschule
Saarbrücken kommen, erhalten zirka 800 Euro pro Monat.
Der Südwestrundfunk hat etwa 25 Volontärsstellen für
hochqualifizierten Orchesternachwuchs eingerichtet. Die Auswahl
der Volontäre, Festlegung der Stimmgruppen sowie Einzelheiten
der Beschäftigung obliegt dem Orchestermanagement beziehungsweise
dem jeweiligen Klangkörper (Freiburg, Kaiserslautern, Stuttgart).
Die Bezahlung entspricht den tarifvertraglichen Festlegungen für
journalistische Volontäre (zwischen zirka 1.359 und 1.519 Euro),
die dienstliche Verpflichtung liegt bei höchstens 50 Prozent
der eines Orchestermusikers. Wie der Südwestrundfunk weiter
ausführt, „ist durch Einbindung in den Orchesterbetrieb
einschließlich der Probespiele … eine praxisbezogene
Ausbildung gewährleistet, die sehr gute Chancen bietet, sich
bei freiwerdenden Stellen erfolgreich zu bewerben.“
Beim Hessischen Rundfunk schließlich sind aufgrund der engen
Kontakte der Musikerinnen und Musiker zu verschiedenen Musikhochschulen
die unterschiedlichsten Möglichkeiten der Nachwuchsförderung
immer wieder im Gespräch; angedacht ist hier eine weitergehende
institutionalisierte Unterstützung des Orchesternachwuchses,
was aber noch nicht in die Tat umgesetzt werden konnte.
Im Ergebnis dieser kleinen Umfrage lässt sich festhalten,
dass dort, wo größere Klangkörper auf langjährige
Tradition zurückblicken, die Frage der Nachwuchsförderung
ein Thema ist.
Der Übergang vom Hochschulabschluss zum Berufsleben als Orchestermusiker
ist – von der Stellenproblematik einmal ganz abgesehen –
nicht einfach; bei diesem Übergang sollten die Fördermöglichkeiten
durch Rundfunkorchester auf jeden Fall immer in Betracht gezogen
werden.