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nmz-archiv
nmz 2002/11 | Seite 26
51. Jahrgang | November
Landesmusikräte
Bayern
Die Zeit zum Handeln ist jetzt da
Von BMR-Präsidiumsmitglied Hedy Stark-Fussnegger
Als weiteres neues BMR-Präsidiumsmitglied darf ich mich in
dieser Ausgabe der nmz vorstellen. Zuvor jedoch möchte ich
mich bei meinem Vorgänger im Präsidium, Herrn Dr. Johann
Bauer, im Namen aller Akkordeonisten herzlich bedanken. Beinahe
25 Jahre lang hat er unser Instrument und auch alle anderen Laienmusiker
verantwortungsbewusst, kompetent und selbstlos vertreten. In dieser
langen Zeit der ehrenamtlichen Tätigkeit für die Laienmusik
und musikalischen Jugend- und Erwachsenenförderung ist er dem
Deutschen Harmonikaverband immer unersetzlicher Mitstreiter und
Vorbild gewesen. Es ist für mich eine große Ehre, zum
einen seine Nachfolge im Bayerischen Musikrat antreten zu dürfen
und natürlich zum anderen nun dem Präsidium des Bayerischen
Musikrates anzugehören. Ich bedanke mich für das Vertrauen
der Delegierten, das mir entgegengebracht wurde, bin mir aber auch
der Verantwortung bewusst, die ein Amt im höchsten Gremium
des Bayerischen Musiklebens mit sich bringt. Der Umgang mit Abgeordneten
gehörte zwar bislang nicht zu meinem Tagesgeschäft, aber
durch meine Tätigkeit an der Musikschule Grünwalds, die
ich seit 20 Jahren leite, ist mir die Zusammenarbeit mit Behörden
und Gemeindevertretern vertraut. Insbesondere in der Zeit der Planung
und des Bauens unseres neuen Musikschulgebäudes mit Konzertsaal
für ca. 360 Besucher, in das wir im Februar 2002 eingezogen
sind, konnte ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Als Akkordeonistin
gehört natürlich ein großer Teil meines Bemühens
diesem Instrument, der Förderung seiner Vertreter und der Publikation.
Ein Schwerpunkt meiner bisherigen Arbeit für den DHV ist die
organisatorische Leitung des von mir vor 14 Jahren gegründeten
Landesjugend-Akkordeonorchesters Bayern, das inzwischen viel Anerkennung
erhält. Einladungen ins Ausland, wie zuletzt 2001 nach Australien
und 2002 nach St. Petersburg, bestätigen dies. Ein weiterer
Schwerpunkt ist die Organisation von Fortbildungsmaßnahmen
und Wettbewerben.
Das jährlich deutschlandweit ausgeschriebene Herbstseminar
des DHV in der Bayerischen Musikakademie Schloss Alteglofsheim mit
seinen Kursen für Ensemblespiel, Dirigieren, Kammermusik, Jazz
und Solounterricht ist für mich eine ebenso wichtige Fördermaßnahme
für Akkordeonisten wie die Durchführung von Akkordeonwettbewerben.
Ich bekenne mich zur ganzen Breite der musikalischen Stilrichtungen
des Akkordeons, habe u udabei aber als „Lieblingskind“
die Kammermusik, mit sowohl zeitgenössischer Musik als auch
Übertragungen aus früheren Stilrichtungen.
Als Leiterin einer Musikschule und Vorsitzende des Regionalausschusses
„Jugend musiziert“ München-Süd habe ich aber
auch die Wünsche und Notwendigkeiten vieler anderer Instrumental-
und Vokalsparten kennen und berücksichtigen gelernt. Leider
steht unsere Aktie im Augenblick nicht sehr gut. Musik, wie wir
sie betreiben und fördern, blüht oftmals unbemerkt von
der breiten Öffentlichkeit. Sie eignet sich nur selten für
wirkungsvolle Events und Werbung, die Millionen anspricht. Möglicherweise
ist dies der Grund, dass bei knapper Finanzlage die Zuschüsse
vorwiegend zuerst bei Laienmusik und Musikschulen gekürzt werden.
Jedem Politiker ist klar, welch weit reichende Bedeutung kulturelle
Erziehung hat und welch wichtigen Platz hierbei gerade die Musik
einnimmt – jedenfalls wird das in allen öffentlichen
Reden seit Jahren betont. Trotzdem wird kontinuierlich, ebenfalls
seit Jahren, bei Musikvereinen und Musikinstitutionen der finanzielle
Rahmen mehr und mehr eingeschränkt. Dabei wäre es doch
gerade jetzt, in unserer von seelenlosen Medien geprägten Zeit,
wichtig, kulturelles Engagement entgegen zu setzen, Freude am gemeinsamen,
sozialen und kreativen Wirken zu fördern und zu unterstützen.
Napoleon gehört nicht zu den Politikern, die ich besonders
schätze, aber schon er hat richtig erkannt: „Die Musik
hat von allen Künsten den tiefsten Einfluss auf das Gemüt.
Ein Gesetzgeber sollte sie deshalb am meisten unterstützen.“
Wäre es also nicht Zeit zum Handeln? Der Bayerische Musikrat
setzt sich für den Erhalt unserer Musikkultur und die musikalische
Förderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in enormem
Maß ein. Dies will ich uneingeschränkt, mit allen meinen
Möglichkeiten unterstützen.
Einigkeit auf BMR-Jahresarbeitstagung 2002
Musikrat für Vernetzung von außerschulischer Musikpädagogik
Der BMR tritt entschieden für eine Vernetzung der bestehenden
musikpädagogischen Angebote außerhalb der allgemein bildenden
Schulen ein.
Bei der BMR-Jahresarbeitstagung 2002 in der Musikakademie Schloss
Alteglofsheim waren sich die Fachleute – Vertreter des Bayerischen
Landtags, des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst, der Universitäten und Musikhochschulen,
Volkshochschulen sowie der Musikschulen, Musikverbände, Kirchenmusik
und freischaffenden Künstler – darüber einig, dass
sämtliche Kooperationspotentiale zwischen Musikschulen, privater
Musikerziehung, Medien- und Freizeitpädagogik, Erwachsenenbildung
und Seniorenarbeit – ausgeschöpft werden müssen,
um als Gesamtkonzept für die außerschulische Musikpädagogik
insbeson-dere in die künftige Ganztagesbetreuung der allgemein
bildenden Schulen eingebracht zu werden.
Gerade die außerschulischen Institutionen wie zum Beispiel
die Laienmusikverbände und qualifizierten Privatmusiklehrer/-innen
können unmittelbar und flexibel auf den pädagogischen
Betreuungsbedarf reagieren. Der BMR fordert daher deren Einbeziehung
in die neuen Unterrichtskonzepte. Darüber hinaus regte der
BMR die synergetische Nutzung von Prüfungen an den unterschiedlichen
Institutionen an, um Studieninhalte zu straffen und zu einer Verkürzung
der Studienzeiten und Verweildauer der Studierenden an den Ausbildungsstätten
beizutragen.
Desgleichen sollten bestimmte Zertifikate der Erwachsenenbildung
als qualifizierende Weiterbildung unter anderem auch in der Lehreraus-
und u u -fortbildung anerkannt werden. BMR-Vizepräsident Jacobi
zog als Leiter der Arbeitstagung eine positive Bilanz und unterstrich
die Notwendigkeit einer deutlichen Anhebung der Fördermittel
für die außerschulische Musikpädagogik sowie für
Erhalt und Ausbau der Sing- und Musikschulen. „Die Musik hat
denselben Bildungsrang wie der Sport. Dies muss in der öffentlichen
Förderung berücksichtigt werden, ohne dass deswegen der
Sport hinter der Musik zurück treten soll“, so der Vizepräsident.