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nmz-archiv
nmz 2002/11 | Seite 6
51. Jahrgang | November
Musikwirtschaft
Zum Stichwort: „Steuerabzug“
Stellungnahme Institut für Kultur- und Medienmanagement
Hamburg
Die Bundesregierung hat in ihrem Sparpaket als eine Maßnahme
vorgesehen, dass Spenden für gemeinnützige Zwecke von
AG und GmbH steuerlich nicht mehr abgesetzt werden dürfen (bislang:
§ 9 Abs. 1 Nr. 2 KStG). Das Institut für Kultur- und Medienmanagement
Hamburg empfiehlt nachdrücklich, dieses Vorhaben noch einmal
zu überdenken und dazu die Perspektive beispielsweise der Kultureinrichtungen
anzunehmen.
„Eine derartige Entscheidung kann von vielen Kulturschaffenden,
die diese Regierung öffentlich beim Wahlkampf unterstützt
haben, als Vertrauensbruch angesehen werden“, gibt Institutsdirektor
Prof. Dr. Friedrich Loock zu bedenken. „Entscheidender als
das prognostizierte Sparvolumen sollte das damit ausgesendete Signal
in die Bewertung einer solchen Überlegung einfließen.
Die erzielten Fortschritte im ‚Jahr des Bürgerschaftlichen
Engagements‘ 2001 würden durch jene Entscheidung unterbrochen
werden.“ Kulturschaffende und Wirtschaftvertreter sind gleichermaßen
der Auffassung, dass diese Maßnahme ein negatives Zeichen
für die Kultur im allgemeinen sowie für die Beziehung
zwischen Wirtschaft und Kultur setze. So hält beispielsweise
Prof. Dr. Peter Ruzicka, Intendant der Salzburger Festspiele, das
Vorhaben für „eine außerordentlich kontraproduktive“
Maßnahme. Die bestehende Gesetzgebung habe seiner Meinung
nach zu einem bewährten Förderungsmodell für die
Kultur geführt und sei eine gewachsene Finanzierungssäule,
auf die sich gemeinnützige Institutionen inzwischen verlassen
könnten. Mit der geplanten Streichung falle eine Einrichtung
zum Wohle beider Partner – auch der Industrie – fort.
Auch Prof. Michael Karnstedt, Europachef Peer Musikverlag GmbH,
findet deutliche Worte: „Ich habe keinen Respekt vor einer
Regierung, die sich in einem Kulturland wie Deutschland nicht für
die Kulturwirtschaft engagiert. Wer nicht in die Kultur investiert
um Geld zu sparen, kann auch die Uhr anhalten um Zeit zu sparen.“
Die Folgen, die dieser Eingriff bedeuten würde, kann heute
niemand exakt einschätzen. Doch ist insgesamt zu befürchten,
dass eine solche Entscheidung die Spendenbereitschaft von Wirtschaftsunternehmen
nachhaltig und negativ beeinflussen dürfte.