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nmz-archiv
nmz 2002/11 | Seite 38
51. Jahrgang | November
Jazz, Rock, Pop
Hits & Clips
The Flames: Everytime
EMI
Diese Nummer fällt schon auf im Chartsgetümmel mit
all seinen modern geklauten Styles. Wobei auch hier gilt: Es ist
der Sound und nicht der Song. Der schnurrt als klassische Schmonzette
durch seine A/B-Teile, wobei eine Rückung mal wieder den
C-Teil vortäuscht. Interessanter ist also das nostalgisch
swingende Boogaloo-Feeling, das mit Pianosprengseln und dem lockeren
Handclap der suggerierten Liveatmosphäre wie Schmieröl
für das behäbige Stück funktioniert. Da die Mannheimer
Band seit fast 10 Jahren den alten Rock’n’Roll in
ihrer kleinen Szene pflegt, haben die Vertreter des Getränks,
dessen Werbespot der Song ursprünglich zierte, gut gewählt:
Die Flames haben den passenden Brause-Groove – und jetzt
auch das brausefreie Video: Im Pullunder-Retro-Schick schippern
sie über den Main bei Frankfurt, klauen sich das Tänzchen
aus dem Retro-Film „Sonnenallee“ und beeindrucken
süße Mädchen damit. Heile Welt.
Kool Savas: Till’ ab Joe
Optik Records
Der Berliner MC rappt durchaus mit einem tollen, dynamischen
Flow. Und die Beats, die seine talentierte Produzentin Melbeatz
aus einem Querflötensample und einem knackigen, leicht gebrochenen
Rhythmus für diese Erfolgssingle gebaut hat, halten stoisch
ihre vier Minuten aus. Und selbst das Video, für das Kool
Savas effektvoll in bunt-abstrakten, digitalen Enviroments herumfuchtelt,
sieht nett aus. Doch nett will er nicht sein, deshalb wurde das
Etikett „der deutsche Eminem” für ihn auch schon
installiert. Leider fällt dem Mann nichts anderes als „Hardcore-BattlesHit”
ein, das heißt: Die eigenen Fähigkeiten lobpreisen
und alle anderen so unanständig wie möglich niedermachen.
Geil finden das wohl nur Leute im Alter des Buben, der im Video
sein „Yoho!” krakeelt. Aber diese Zielgruppe hat ja
auch Geld, wie man an den Verkaufszahlen sieht.