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nmz-archiv
nmz 2002/11 | Seite 37
51. Jahrgang | November
Jazz, Rock, Pop
Die Grenzen zwischen Jazz, Rock und Weltmusik sind fließend
Fester Termin für Fans: die 26. Leipziger Jazztage vom 25.
bis 28. September 2002
Wahre Jazzfans haben alljährlich Ende September/Anfang Oktober
einen festen Termin im Kalender stehen, der alle anderen in die
Kategorie „entbehrlich“ verschiebt. Der Grund dafür
ist plausibel: die Leipziger Jazztage.
Hatten die „Macher“ der Jazztage, allen voran der künstlerische
Leiter Bert Noglik, in Vorwendezeiten mit Repressalien durch die
sozialistischen Diktatur zu kämpfen, so haben sich derartige
Schwerpunkte heute etwas verlagert: in den Finanzierungsbereich.
Doch trotz einer Mittelkürzung von 15 Prozent (36.000 Euro),
bedingt durch diverse sächsische Haushaltsperren, konnten alle
geplanten Projekte verwirklicht werden. Und so konnte das wie immer
aufwendig gestaltete Programmheft 16 Konzerte verzeichnen, die in
der Leipziger Oper, dem Studentenclub „Moritzbastei“,
dem Szenetreff „naTo“ und im – für Raum-Klang-Projekte
besonders geeigneten – Völkerschlachtdenkmal zu erleben
waren.
Bereits zum Eröffnungskonzert in der „Moritzbastei“
mit dem aus Nordafrika stammenden und in Paris lebenden Percussionisten
Karim Ziad spürte man, dass die fließenden Grenzen zwischen
Jazz, Rock und Weltmusik auch im diesjährigen Programm wieder
ihren festen Platz haben. Und Bert Noglik versprach gleich zu Beginn
„Weltmusik, aber keine Allerweltsmusik“.
Was der begnadete Saxophonist Charlie Mariano (79) und der spanische
Gitarrist Quique Sinesi auch gleich im ersten Konzertteil in der
Leipziger Oper auf besonders meditative Weise bekräftigten.
Substanziellen globalen Problemen war das alljährlich stattfindende
Projekt gewidmet, das speziell für die Leipziger Jazztage entwickelt
und von der Bun- deszentrale für politische Bildung unterstützt
wurde. Für das Projekt konnte der englische Schlagzeuger Chris
Cutler gewonnen werden, der insbesondere seit dem Kosovo-Krieg politisches
Engagement zeigt.
Der Schlagzeuger Alphonse Mouzon, der Pianist Jasper van’t
Hof und der Geiger Michael Urbaniak bewiesen gemeinsam mit Malach
in der Formation „Together Again“, dass sie immer noch
„Just Friends“ sind. Unter dieser Bezeichnung machten
sie bereits vor zehn Jahren Furore und fanden sich jetzt wieder
zusammen.
Für den Pianisten Richie Beirach war der Auftritt ein Heimspiel.
Der Amerikaner lebt seit einem Jahr in Leipzig und unterrichtet
an der hiesigen Musikhochschule Jazzpiano. Gemeinsam mit dem jungen
Geiger Gregor Huebner, dem routinierten Bassisten George Mraz und
dem Ausnahme-Schlagzeuger Adam Nussbaum eröffneten sie den
zweiten Abend im Opernhaus.
Die eigentliche Entdeckung der Leipziger Jazztage waren zwei junge
Bands, die auf den Podien des Jazz noch relativ unbekannt sind.
Zum einen war es die Berliner Band Shank und zum anderen das Duo
Wolfgang Muthspiel/Rebekka Bakken.